Auf der Suche nach dem Zinspfad

Zwei Ereignisse von vergangener Woche wirken heute früh noch nach: Natürlich die bemerkenswerte EZB-Pressekonferenz, aber auch der überraschend starke amerikanische Arbeitsmarktbericht vom Freitag. Hinsichtlich der Europäischen Zentralbank versuchen die Anleger nun, den wahrscheinlichsten Leitzinspfad abzuschätzen. Einschätzungen verschiedener Notenbankvertreter bieten dabei erste Anhaltspunkte. Nach einer überaus intensiven Phase an den Finanzmärkten, die sich von der FOMC-Sitzung am 26. Januar über stark kursbewegende Quartalsberichte bis hin zur EZB-Sitzung und dem Beschäftigungsbericht in den USA zog, deutet eine deutlich abgespeckte Agenda über die kommenden Tage die Möglichkeit einer Stabilisierung der Märkte insgesamt an.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde wollte am vergangenen Donnerstag auch auf mehrmaliges konkretes Nachfragen hin die Möglichkeit einer Zinsanhebung in diesem Jahr nicht ausschließen. Sie leistete damit den im Markt bereits vorherrschenden Zinsanhebungserwartungen Vorschub. Ähnlich wie vor einigen Wochen bezüglich der Fed stellen sich jetzt auch bezüglich der EZB die typischen drei „start, pace, peak“-Fragen zu einem Zinsanhebungszyklus: Erstens, wann geht es los? Zweitens, wie schnell wird die Notenbank den Leitzins anheben? Und drittens, bis auf welches Niveau wird der Leitzins angehoben?

Zahlreiche EZB-Ratsmitglieder haben seit der Pressekonferenz am Donnerstag erste Einschätzungen zur weiteren Zinsentwicklung gegeben. Immer wieder verwiesen sie dabei auf das nächste Ratstreffen, das nach einer vergleichsweisen kurzen Pause bereits in viereinhalb Wochen am 10. März stattfinden wird. Olli Rehn erwartet eine Zinsanhebung „spätestens im nächsten Jahr“, Klaas Knot antizipiert eine Zinsanhebung „im vierten Quartal“, derweil Martins Kazaks eine solche bereits im Juli als „unwahrscheinlich“ erachtet.

Bei der Ableitung der Markterwartungen über den Zeitpunkt einer ersten Zinsanhebung kommt es entscheidend darauf an, wie groß dieser erste Zinsschritt ausfallen wird. Unter den großen Zentralbanken ist es allgemein üblich, den Leitzins in Schritten von 25 Basispunkten anzupassen. Nachdem der maßgebliche Leitzins in der Eurozone bei ‑0,50% steht, würde sich ein solcher Schritt tatsächlich anbieten, bliebe man damit doch im üblichen „Vierteltakt“. (Stünde der Leitzins beispielsweise bei ‑0,40%, wäre eine Anhebung um 25 Bp auf -0,15% eher „unrhythmisch“.) Auf dem Weg nach unten setzte die EZB jedoch eher auf Inkremente von 10 Basispunkten. Klaas Knot verwies auf das übliche Ausmaß von Zinsanhebungsschritten im Umfang von 25 Basispunkten und meinte, er habe keine Veranlassung anzunehmen, warum dies nun anders sein sollte.

Ausweislich der Geldmärkte ist ein erster Zinsschritt um 10 Bp für die Ratssitzung im Juli eingepreist, eine erste 25 Bp-Anhebung für das darauffolgende Treffen im September. Bis Ende des Jahres sind rund 50 Bp insgesamt eingepreist, zwei 25er-Schritte im September und Dezember oder eine Reihe kleinerer Schritte ab Juli. Über das gesamte Ausmaß an Zinsanhebungen herrscht derweil noch große Unsicherheit. Die Erwartungskurve der Geldmärkte flacht sich im Bereich von +0,60% ab. Ähnlich wie mit Blick auf die Fed oder die Bank of England stellen sich die Anleger auch bezüglich der EZB auf einen steilen, aber eher kurzen Zinsanhebungszyklus ein. Auch in dieser Woche dürften wir wieder Einschätzungen aus den Reihen des EZB-Rates in diese Richtung erhalten. Heute Nachmittag um 16:45 Uhr wird EZB-Präsidentin Lagarde in einer regulären Anhörung vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments sprechen.

Die Marktstimmung insgesamt ist heute vorsichtig positiv. Am Freitag wurden die Anleger von einem unerwartet positiven US-Arbeitsmarktbericht überrascht. Zwar stiegen daraufhin die Markterwartungen, die Fed könnte ihren Leitzins im März gleich um 50 Bp anheben, was sich allerdings nicht unmittelbar negativ auf die Aktienmärkte niedergeschlagen hat. Der Datenhöhepunkt der Woche sind die amerikanischen Verbraucherpreisdaten für Januar am Donnerstag. Auf dem Ereigniskalender stechen Gespräche auf höchster politischer Ebene zwischen Deutschland, den USA, Frankreich, Russland und der Ukraine hervor.

Bitte beachten Sie die wichtigen Hinweise und den Haftungsausschluss.

Diese Informationen stellen keine Anlageberatung, sondern eine Werbung dar. Das öffentliche Angebot erfolgt ausschließlich auf Grundlage eines Wertpapierprospekts, der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ("BaFin") gebilligt wurde. Die Billigung des Prospekts ist nicht als Empfehlung zu verstehen, diese Wertpapiere der UniCredit Bank AG zu erwerben. Allein maßgeblich sind der Prospekt einschließlich etwaiger Nachträge und die Endgültigen Bedingungen. Es wird empfohlen, diese Dokumente vor jeder Anlageentscheidung aufmerksam zu lesen, um die potenziellen Risiken und Chancen bei der Entscheidung für eine Anlage vollends zu verstehen. Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.

Funktionsweisen der HVB Produkte

Der Beitrag Auf der Suche nach dem Zinspfad erschien zuerst auf onemarkets Blog (HypoVereinsbank - UniCredit Bank AG).


Quelle unicredit.de