DAX-Wochenausblick: Brexit YES or NO – Should I stay or should I go? – Alle Welt schaut nach Großbritannien

Sehr geehrte Leser,

der Handelsverlauf der vergangenen Woche lieferte den Anlegern bereits einen kleinen Vorgeschmack dessen, was sie in der neuen Handelswoche erwarten dürfte. Denn bereits eine Woche vor dem Referendum der Briten über den Verbleib in der EU ist der Handel von großer Nervosität, hoher Unsicherheit und der Angst vor einem fatalen Signal an den Finanzmärkten geprägt. Was in der Folge in fast allen Märkten zu deutlichen Kursausschlägen führte, ob rational oder nicht.

Beim DAX sorgte die Furcht vor einem möglichen YES der Briten zu einem Austritt aus der EU für den dritten Wochenverlust in Folge, wobei sich die Geschwindigkeit des Kursverfalls nochmals erhöht hat. Auf Wochensicht gab der DAX zwei Prozent auf 9.631 Punkte nach, im Wochentief war er sogar bis auf 9.439 Punkte abgerutscht. Damit entfernt sich der DAX vor dem Referendum auch immer weiter von der 10.000er-Marke.

Ebenfalls deutlich waren die Verluste in der zweiten Reihe. Der MDAX verliert 2,5 Prozent auf 19.690, rutscht also seinerseits unter die 20.000er-Marke. Und sogar um vier Prozent auf 1.575 Zähler fällt der Technologieindex TecDAX ab.

Während die Aktienindizes weiter deutlich korrigieren, suchen die Anleger vor der Entscheidung der Briten Schutz in vermeintlich sicheren Anlagen, wozu sie in allererster Linie 10-jährige Bundesanleihen zählen. Das führt zu einem Anstieg des BUND-Future auf 165 Prozent und nun auch zu negativen Zinsen in diesem Laufzeitband.

Wochengewinner in DAX, MDAX und TecDAX
Angesichts der deutlichen Kursverluste bei den führenden deutschen Aktienindizes ist die Gesamtzahl der Wochengewinner überschaubar. Im Leitindex DAX schafften es lediglich drei Werte ins Plus. Mit mageren 0,6 Prozent führt der Energieversorger E.ON die „Gewinnerliste“ an, gefolgt von ThyssenKrupp (+0,5 Prozent) und der Bayer AG (+0,1 Prozent).

Im MDAX lagen auf Wochensicht zehn von den 50 enthaltenen Werten im Plus. Gewinner mit 1,9 Prozent sind die Papiere der RTL Group, ohne das hier spezielle Nachrichten dem Anstieg zugerechnet werden können.

Ganz bitter war die Woche im TecDAX. Hier erreichten mit Stratec Biomedical (+3,4 Prozent) und Siltronic (+2,1 Prozent) tatsächlich nur zwei Werte ein Kursplus auf Wochensicht, wobei auch hier keine wirklich wichtigen Nachrichten zugrundelagen.

DAX

E.ON: +0,6 Prozent ThyssenKrupp: +0,5 Prozent Bayer AG: +0,1 Prozent

MDAX

RTL Group: +1,9 Prozent Norma Group: +1,8 Prozent Deutsche Pfandbriefbank AG: +1,6 Prozent

TecDAX

Stratec Biomedical: +3,4 Prozent Siltronic AG +2,1 Prozent

US-Börsen nur leicht schwächer – FED lässt Leitzins unverändert – Auch Amerika schaut nach GB
Vergleichsweise gering fallen im Vergleich zum deutschen Aktienmarkt die Kursrückgänge an den US-Börsen in der abgelaufenen Handelswoche aus. Am Mittwoch hatte die FED den Leitzins unverändert gelassen, mit der nächsten (kleinen) Leitzinserhöhung wird nun im September gerechnet. Zum einen traut die FED der US-Wirtschaft weiterhin nicht zu, von alleine wieder auf die Beine zu kommen. Zum anderen blicken auch die US-Notenbänker nach Großbritannien und wollen die Märkte nicht vor dem Referendum zusätzlich durch höhere Leitzinsen belasten.

Der Leitindex Dow Jones gab auf Wochensicht leicht um ein Prozent auf 17.675 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P500 schloss 1,2 Prozent tiefer bei 2.071 Zählern und an der Technologiebörse verlor der Nasdaq Composite rund zwei Prozent auf 4.800 Punkte. Der Nasdaq wurde dabei vor allem von deutlichen Kursverlusten beim Schwergewicht Microsoft belastet, da sich hier zahlreiche Anleger nach der Übernahmeankündigung von LinkedIn von ihren Aktien trennten.

Brexit – Brexit – Brexit und sonst erstmal nichts
Ein vernünftiger Ausblick auf die kommende Handelswoche ist eigentlich nicht möglich, konkrete Voraussagen wohl eher ein Blick in die große Wundertüte. Denn der Markt dürfte in Abhängigkeit vom Ausgang der Abstimmung der Briten über einen Verbleib/Austritt in/aus der EU in zwei Extrembewegungen übergehen. Und der Ausgang der Abstimmung ist mehr als ungewiss. Glaubt man aktuellen Umfragen, dann liegen die Befürworter eines Austritts aktuell ganz leicht vorn. Allerdings ist das Lager der Unentschlossenen noch entsprechend groß und dürfte den Ausschlag geben. Kommt es tatsächlich zum Szenario eines Austritts, dann könnten die Auswirkungen für die britische Wirtschaft im Speziellen, aber auch für den Rest der Welt im Allgemeinen ziemlich heftig sein. Das Finanzministerium Großbritanniens rechnet für den Fall mit einem Rückgang des britischen BIP in den nächsten zwei Jahren von jeweils 6! Prozent. Zudem dürfte sich ein Großteil der jetzt noch auf London konzentrierten Finanzwirtschaft nach Alternativplätzen umsehen, ein großer Gewinner (im traurigen Gesamtkontext) könnte dann Frankfurt sein.

Sollten sich die Briten also tatsächlich für ein Verlassen der Eurozone entscheiden, dann dürfte das zu heftigen Verwerfungen an den Aktien-, Renten- und Devisenmärkten führen. Experten rechnen sogar mit einem echten Crash am Aktienmarkt, in dessen Folge z.B. der DAX Zielmarken weit unterhalb der 9.000er-Marke anpeilen könnte. Hier steht z.B. als nächster wichtiger Bereich das Jahrestief bei rund 8.750 Punkten. Die Anleger dürften dann weiter in den Rentenmarkt flüchten, was beim BUND-Future zu neuen Allzeithochs führen könnte. Am Devisenmarkt rechnen Experten bei einem Austritt mit Kursverlusten beim Pfund gegenüber dem Euro mit bis zu 20 Prozent.

Entscheiden sich die Briten dagegen für einen Verbleib, könnten die Aktienmärkte eine wahre Erholungsrallye starten und der DAX dürfte sich wieder sehr schnell Richtung 10.000er-Marke bewegen. Dagegen dürfte dann der Rentenmarkt unter Druck geraten, wenn die Anleger dort ihr vorab sicher geparktes Geld abziehen, um bei einer Mini-Rallye am Aktienmarkt mitzumischen.

Die Abstimmung am kommenden Donnerstag ist DAS zentrale Thema der Woche, daneben stehen kaum andere wichtige Wirtschaftsdaten auf dem Programm. Allerdings rückt dann am Sonntag mit der Wahl in Spanien bereits das nächste wichtige Ereignis dieser Wochen ins Blickfeld der Anleger.

Vor dem Referendum am kommenden Donnerstag dürften sich die Anleger am Aktienmarkt mit Neuengagements deutlich zurückhalten, um nicht komplett auf dem falschen Bein, und dann möglicherweise gleich noch von einem Crash, überrascht zu werden. Deshalb sind für den Start in die neue Handelswoche keine großen Kurssprünge zu erwarten. Der DAX hatte am Freitag bereits nachbörslich noch die Marke von 9.700 Zählern überwunden und dürfte in etwa in diesem Bereich in die Woche starten.

Wichtige Termine in der kommenden Woche
Von konjunktureller Seite stehen in dieser Handelswoche u.a. folgende Daten zur Veröffentlichung an:

DE: Erzeugerpreisindex (Montag) DE: ZEW-Konjunkturerwartung (Dienstag) USA: Rede Janet Yellen (Mittwoch) USA: Verkäufe bestehender Häuser (Mittwoch) GB: EU-Referendum (Donnerstag) DE: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Donnerstag) DE: Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe (Donnerstag) USA: Chicago-FED-Index (Donnerstag) USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Donnerstag) USA: Verkäufe neuer Häuser (Donnerstag) DE: ifo-Geschäftsklimaindex (Freitag) USA: Verbrauchervertrauen Uni Michigan (Freitag) USA: Auftragseingang langlebige Güter (Freitag)

Die gute Nachricht zum Schluss
Angesichts all der Crash-Angst der nächsten Tage und damit verbundenen Sorgen um die Weltwirtschaft im Allgemeinen und damit auch die eigene wirtschaftliche Zukunft im Speziellen gibt es zumindest an einer Front in der Geldbörse weiter Entlastung. Denn wie der Mineralölwirtschaftsverband mitteilt, sind die Spritpreise kurz vor dem Start der Sommerferien so niedrig wie zuletzt 2005.

Also Auto volltanken, Familie einpacken und ab in die Sonne. Tja, und damit war’s das beim Blick auf das aktuelle Wetter schon wieder mit der guten Nachricht…

In diesem Sinne: Kommen Sie gut und verlustfrei durch diese extrem spannende Handelswoche.

Torsten Pinkert

(function() { if (!window.mc4wp) { window.mc4wp = { listeners: [], forms : { on: function (event, callback) { window.mc4wp.listeners.push({ event : event, callback: callback }); } } } } })();

Mit unserem wöchentlichen Newsletter wirst Du einfach und bequem per Email über aktuelle Themen und interessante Anlagetrends informiert. Natürlich kostenlos!

Herr Frau

Vorname
Nachname

E-Mail Adresse

Der Beitrag spiegelt nur die persönliche Meinung des Autors wider und ist nicht als Anlageempfehlung zu betrachten! Für alles weitere bitte unseren Disclaimer beachten!


Quelle: kapitalmarktexperten.de