DAX - Der deutsche Markt hat glücklicherweise ein Eigenleben

(Prime Quants) – Der 15. Oktober 2013 markiert einen Punkt in der Geschichte des DAX. Zum ersten Mal klettert der Leitindex mit den 30 größten Aktiengesellschaften Deutschlands, der ein möglichst repräsentatives Bild in der Unternehmenslandschaft wiederspiegeln soll, über die Marke von 8.800 Punkten. Und das vor dem Hintergrund der innenpolitischen Staatsfinanzierungskrise in den Vereinigten Staaten von Amerika. Während in dem einem Land befürchtet werden muss, dass der Finanzmarkt massiv unter Feuer gerät, wird auf dem deutschen Parkett munter der Jagd nach Rekordständen gefrönt. Ob das ignoranter Wahnsinn oder selbstsichere Marktergebnisse sind, darf diskutiert werden.

Eigene Stärke
Der deutsche Aktienmarkt läuft weiter gut, auch wenn im Grunde die globale Nachrichtenlage Vorsicht erwarten ließe. Die Rekordstände im Leitindex lassen sich mit der eigenen Stärke und der Überzeugung erklären, dass sich die Republikaner und Demokraten in den USA einigen werden. Es geht niemand davon aus, dass sich die Republikaner wegen einem „Kreuzzug“ gegen die „Obama-Care“ zu den Mördern der Weltwirtschaft erklären lassen wollen. Zwar ist zu erwarten, dass sich die Republikaner vor allem und fast ausschließlich um die eigenen Wähler sorgen, doch können auch sie nicht den Rest der Welt ignorieren. Davon sind alle überzeugt. Ja, ein amerikanischer Politiker ist zuallererst dem amerikanischen Volke verpflichtet und wenn dabei andere Länder über die sprichwörtliche Klippe springen müssen, kann das schon mal aus politischem Kalkül hingenommen werden.

Allerdings werden auch die Republikaner in diesem Fall zeigen, dass sie die nötige Weitsicht haben. Sollte es tatsächlich zu einer erzwungenen Zahlungsunfähigkeit des Landes kommen sind die Folgen so klar wie sie an tausend anderen Stellen schon bis ins kleinste Detail diskutiert wurden. Es kann zu einem Schock kommen, der über die Anleihemärkte die Weltwirtschaft in den Abgrund reißt. Überlegungen dazu sollten im Grunde bei der Frage anfangen, welches Signal gesendet wird, wenn die USA seine Versprechen nicht mehr einhalten kann und geliehenes Geld nicht oder nicht pünktlich zurückgegeben wird.

Offenbar überwiegt jedoch die Selbstsicherheit der deutschen Marktteilnehmer und die eigene Stärke des deutschen Aktienmarktes kommt zum Tragen. Sicherlich ist die US-Situation eine Bedrohung, aber in Deutschland läuft es recht gut und bevor der deutsche Aktienmarkt nachgibt, sollten Wirkungen auf dem direkt betroffenen Markt zu sehen sein. Es ist im Grunde nicht überraschend, dass keine Panik in Frankfurt ausbricht. Auch wenn man zu Lehmann-Zeiten ebenfalls keine Panik hatte, bis der Paukenschlag das Lied abstimmte, was den meisten nicht gefallen hat und damit die Rezession einläutete, ist die Angst auf den Märkten ein schlechter Berater.

Einen Tag nach dem Allzeithoch bei 8.020,98 Punkten im Intradayhandel kehrt erst einmal Ruhe an der Börse ein und der DAX notiert nahezu unverändert zum Vortagesschlusskurs bei 8.797 Punkten mit +0,1 Prozent. Es scheint die Börsen können sich doch noch getrennt voneinander entwickeln. In der Lehmann-Krise hatten wir immer wieder gesehen, dass der DAX scheinbar kein Eigenleben mehr hatte und dem Dow Jones stets auf Tritt und Schritt folgte.


Quelle: PrimeQuants