Das Märchen von der inflationsgetriebenen Hausse

(Prime Quants) - Wir alle kennen die Argumente der manchmal belächelten Perma-Bullen. Billiges Geld sorgt für Inflation und Inflation wiederum spricht für Investments in Aktien oder Rohstoffe, die als Inflationsschutz gelten sollen. Das klingt auf den ersten Blick auch plausibel. Insbesondere Gold wird immer wieder wie aus der Zaubertüte hervorgeholt, denn die Anleger müssen sich ja vor der drohenden Inflation schützen und natürlich haben wir alle mitbekommen, dass Benzin irgendwie schon wieder so richtig teuer geworden ist. Die Sorge um billiges Geld, das die Preise quasi über Nacht kaputtmacht ist bei diesen Leuten immer zugegen. Allerdings gibt es einige Dinge, die bei der Argumentation zu beachten sind.

 

Wie mehr Geld die Inflation treibt

 

Starten wir beim Ursprung des Geldes - bei den Zentralbanken - denn die sind per staatlichem Monopol die einzigen, die Geld schaffen dürfen. Wie zuletzt geschehen, kann die europäische Zentralbank den Geldmarkt quasi fluten. Seit Dezember hat sie mit zwei riesigen Geldspritzen genau das getan. Sobald dieses Geld von Banken nachgefragt wird, kann es zur Kreditvergabe verwendet werden und in den realen Wirtschaftskreislauf gelangen. Investitionen werden getätigt, Löhne bezahlt und Gewinne gemacht. Das Mehr an Geld, was nicht erwartet wurde sorgt auf einmal dafür, dass die gleiche Menge an vorhandenen Gütern mit einem größeren Volumen an Geld gehandelt werden kann. Tendenziell werden dadurch höhere Preise erzielt, die sich realwirtschaftlich zunächst nicht auswirken, aber dazu führen, dass das Auto, was gestern noch 30.000 Euro gekostet hat jetzt auf einmal 31.000 Euro kostet. Das Geldmengenwachstum hat zu Inflation geführt.

 

Das Inflationsmärchen

 

Oft vergessen die Inflationsargumentierer für steigende Kurse dabei gleich zweierlei Dinge. Erstens sind auch Rohstoffe und Aktien Elemente der Realwirtschaft. Steigt das Preisniveau allgemein, werden auch deren Preise steigen, soweit so gut. Allerdings ist zu erwarten, dass nach einer Kursrallye an den Börsen durch Inflation nachher auch nicht mehr Güter für den jetzt höheren Aktienkurs eingetauscht werden können. Das zweite Problem, und das ist das momentan vorliegende, ist die Notwendigkeit, dass eine größere Geldmenge realwirtschaftlich auch nachgefragt werden kann. Die EZB kann nur das Angebot steuern. Wird das erhöhte Angebot aber nicht von Banken nachgefragt und über verstärkte Kreditvergabe in die Realwirtschaft weitergereicht, ist auch nicht mit Inflationsdruck zu rechnen. So ist beispielsweise im Februar die Kreditvergabe in der Eurozone um 11 Milliarden zurückgegangen. Ende 2011 mussten schon einmal 73 Milliarden weniger Kredite verkündet werden. Die Geldschwemme bleibt im Interbankenmarkt und kann daher keine Ursache für die aktuell gut laufenden Märkte sein. Die EZB hat dort höchstens stabilisierend gewirkt, nicht preistreibend.


Quelle: PrimeQuants