Deutsche Beteiligungs AG: Quartalsverlust offenbart enormes Gewinnpotenzial

Die Deutsche Beteiligungs AG hat Zahlen zum abgelaufenen dritten Geschäftsquartal vorgelegt und musste dabei einen Millionenverlust ausweisen. Der Aktienkurs hat darauf kaum reagiert, sondern nähert sich seinem Jahreshoch. Und das auch zurecht...

Bad News
Das dritte Geschäftsquartal endete für den DBAG-Konzern mit einem negativen Ergebnis von €-5,7 Mio., nachdem im entsprechenden Vorjahresquartal noch ein positives Ergebnis von € 6,9 Mio. ausgewiesen werden konnte. Grund für den Einbruch war der starke Kursrückgang an den Börsen nach der Brexit-Entscheidung, denn per Ende Juni wurden Vergleichsunternehmen, die die DBAG zur Bewertung ihres Portfolios heranzieht, deutlich niedriger bewertet als zu Quartalsende drei Monate zuvor. Das belastete das Quartalsergebnis mit knapp €12 Mio.

Dabei muss man wissen, dass die DBAG ihr Zahlenwerk nicht HGB aufstellt, so nach Niederstwertprinzip Assets eingebucht werden und sich so ggf. hohe stille Reserven aufbauen, die erst bei einer Veräußerung aufgedeckt werden, sondern die DBAG bilanziert nach den International Financial Reporting Standards (IFRS), so dass Wertveränderungen sich unmittelbar auf das Ergebnis auswirken.

Per Ende Juni hatten die Börsen aufgrund des Brexit-Votums eine starke Korrektur vorgenommen und dies führte nun zu dem niedrigeren Bewertungsergebnis von €-12 Mio. Betrachtet man die bisherigen drei Quartale Geschäftsjahres 2015/2016 in Gänze, hat die DBAG ein Konzernergebnis von €26,3 Mio. erzielt und damit nur geringfügig weniger als im Vorjahr, wo man auf €28,3 Mio. kam. Hierzu hatte maßgeblich das rekordträchtige erste Geschäftsquartal beigetragen, in dem dank der Veräußerung des Spheros-Gruppe ein hoher Quartalsgewinn von rund €30 Mio. angefallen war.

Good News
Berücksichtigt man nun zusätzlich, dass der MDAX soeben ein neues Allzeithoch markiert hat und der DAX zumindest einen neuen Jahreshöchststand, hellt sich das Bild doch erheblich auf. Nach aktuellem Stand dürfte damit per heute im vierten Geschäftsquartal mindestens dieser 12-Mio-Abschlag aufgeholt sein, so dass bei Vorlage der nächsten Quartalszahlen (und damit einhergehend den Zahlen für das Gesamtjahr) eine hohe Zuschreibung bzw. ein entsprechend hoher Quartals- und Jahresgewinn zu erwarten sind. Also viel Lärm um Nichts...


Deutsche Beteiligungs AG (Quelle: finanzen.net)  Operatives Geschäft läuft wie geschmiert
Umso interessanter ist dann auch der Blick auf das operative Geschäft, denn hier zeigt sich, wie gut die DBAG ihr eigenes und das ihr von Kunden anvertraute Geld investiert.

Kurzfristigen Veränderungen der Wertansätze haben wenig Aussagekraft über den langfristigen Erfolg der DBAG und die Qualität des Portfolios. Dieses ist gut aufgestellt und der Ergebnisbeitrag aus der wirtschaftlichen Entwicklung der Portfoliounternehmen fiel nach drei Quartalen mit €41 Mio. deutlich höher aus als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auch das dritte Quartal trug zu dieser Verbesserung bei.

Das Konzernergebnis führt zu einer Steigerung des Eigenkapitals, das zum Stichtag 30. Juni 2016 nun €23,09 je Aktie beträgt und damit€0,93 mehr als zu Beginn des Geschäftsjahres. Bezogen auf das (um den zur Ausschüttung vorgesehenen Betrag reduzierte) Eigenkapital zu diesem Zeitpunkt entspricht das einem Anstieg um 9,1 Prozent. Zum Vergleich: im Geschäftsjahr 2014/2015 war das Eigenkapital je Aktie nach drei Quartalen um 10,0 Prozent gestiegen.

Anleger sollten dabei im Hinterkopf behalten, dass die Ergebnisdelle des dritten Geschäftsquartals nach den Brexit-Kurssturz bereits wieder vollständig ausgeglichen sein und dem entsprechend im laufenden Quartal für ähnlich hohe Ergebnisverbesserungen stehen sollte. "Übrig" bleibt der hohe Veräußerungsgewinn von €30 Mio. aus dem ersten Geschäftsquartal, den die DBAG real verdient hat. Hierin liegt der eigentliche Trigger für den Aktienkurs, denn der bleibt am Ende stehen und kann für Aktienrückkäufe und/oder Dividendenausschüttungen verwendet werden - unabhängig wie letztlich das Bewertungsergebnis am Jahresende ausfällt.

Prognosen werden bestätigt
Mit Blick auf die Prognose weist der Vorstand der DBAG jedoch darauf hin, dass sich die Unsicherheit in den Märkten und damit die Volatilität der Bewertungsrelationen weiter erhöht hat. Die Prognose der DBAG für das Konzernergebnis des laufenden Geschäftsjahres unterliege deshalb einem erhöhten Risiko. Dennoch erwartet der Vorstand wie bisher, dass das Konzernergebnis, also mindestens 20 Prozent über dem des Vorjahres von €27,0 Mio. liegen wird. Ob jedoch der Wert der zuletzt genannten Prognose von €40 Mio. erreicht werden wird, hänge von der weiteren Entwicklung an den Kapitalmärkten bis zum Geschäftsjahresende ab.

Buy-out-Fonds DBAG Fund VII als Ergebnishebel
Mit dem neuen Buy-out-Fonds DBAG Fund VII, der zwischenzeitlich erfolgreich eingeworben wurde, vergrößert sich künftig die Basis für die Erträge aus der Fondsberatung. Zugleich sind höhere Co-Investitionen an der Seite des Fonds vorgesehen. Durch diesen zweiten Wachstumsimpuls soll der Nettovermögenswert mittelfristig kräftig zulegen und die Mittelzuflüsse aus Veräußerungen werden stabiler sein als bisher.

Geänderte Dividendenpolitik
Beides zusammen erlaube es der DBAG, die Dividendenpolitik "zu verstetigen". Künftig solle eine stabile Dividende gezahlt werden, die - wann immer möglich - erhöht werden solle. Die bisherige Aufteilung in eine Basis- und eine Sonderdividende entfalle. Für das laufende Geschäftsjahr 2015/2016 soll der Dividendenvorschlag mindestens auf der Höhe der Ausschüttung des vergangenen Geschäftsjahres von €1,00 liegen.

Meine Einschätzung
Die DBAG ist sehr erfolgreich als Finanzinvestor unterwegs und durch das Einwerben zusätzlicher Anlegergelder über Beteiligungsfonds erzielt sie Provisionen aus der Fondsberatung und hebelt das von ihr einsetzbare Eigenkapital. Von dem Gewinneinbruch im letzten Quartal sollten sich Anleger nicht beeindrucken lassen, denn dieser war ausschließlich der niedrigeren Börsenbewertung der Beteiligungsunternehmen aufgrund des vorübergehenden Brexit-Kurseinbruchs geschuldet und dürfte inzwischen schon wieder mehr als wettgemacht worden sein. Der seinerzeitige HOMAG-Verkauf hat gezeigt, welche Mittelstandsperlen die DBAG in ihrem Beteiligungsportfolio hat und Anleger sollten sich beruhigt zurücklehnen und den Vorstand einfach weiter machen lassen.

Ich habe die DBAG auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot und werde kein Stück hergeben. Im Gegenteil, ich werde tendenziell an schwachen Tagen eher zukaufen.

Quelle: „Michael C. Kissig, iNTELLiGENT iNVESTiEREN