Deutschland: Die Revolution mit den digitalisierten Wertpapieren rollt an

Mit Bitbond startete 2019 das erste von der Bafin genehmigte STO in Deutschland. Das Unternehmen vermittelt Darlehen direkt von Person zu Person. Die Erwartungen waren groß, die Obergrenze bei 100 Mio. Euro angesetzt, um auch für institutionelle Anleger attraktiv zu wirken. Der Erfolg hielt sich dann aber in Grenzen. Die anvisierten 3,5 Mio. Euro konnten nicht erreicht werden. Zwar konnten schon am ersten Tag rund 1 Mio. Euro eingesammelt, dieser Betrag jedoch bis zum Ende nur knapp verdoppelt werden. Am Ende standen 2,1 Mio. Euro auf der Anzeige, was man natürlich nichts anderes als eine Enttäuschung nennen kann.

Zum einen hatte das STO, da es das erste seiner Art in Deutschland war, ein großes Medienecho, zum anderen begegnen die Menschen etwas völlig Neuem meist mit Skepsis, vor allem wenn es um ihr Geld geht. Die allgemeine Flaute im Kryptomarkt hat dann wohl ihr Übriges getan.

Fundament Group ist nun das STO, das sich als direkter Nachfolger von Bitbond bezeichnen kann. Nicht vom finanziellen Erfolg her, da es noch läuft, jedoch bezüglich Bafin Beglaubigung. Ein Name unter den Gründern dürfte einigen Kryptointeressierten bekannt sein. Florian Glatz, der Gründer des Bundesblocks, hat auch dieses Projekt mitbegründet. Die Fundament Group sammelt Gelder für die Investition in Immobilien. Die Renditen der tokenisierten Schuldverschreibungen werden vom Unternehmen auf 4 % geschätzt. Das Finanzierungsziel ist ambitioniert, 250 Mio. Euro soll das STO in die Kassen spülen.

Kurz nachdem die Bafin den Prospekt der Fundament Group abgesegnet hat, gab es von ihrer Seite grünes Licht für Startmarks STO. Startmark gibt ebenfalls tokenisierte Schuldverschreibungen aus, mit denen Startups finanziert werden sollen. Bei den Renditen werden 10 % und mehr versprochen. Auch dieses STO ist noch in Gange. Bis 30. November 2019 läuft noch die Vorverkaufsphase mit 10 % Rabatt und 500 Euro Mindestinvestment. Finanzierungsziel sind 50 Mio. Euro.

Nachdem die nächsten STOs nach Bitbond etwas länger auf sich warten gelassen haben, warten jetzt bereits weitere auf eine Genehmigung der Bafin. iFunding, Cashlink, Black Manta Capital oder das BTC-Echo STO sind einige davon. Laut einer Studie von BlockState und der Frankfurt School ist Deutschland in Sachen tokensisierte Wertpapiere mit bisher 20 beteiligten Unternehmen an 2. Stelle weltweit, nach den USA mit bisher 83. Nach dem Crash Ende 2017-2018 kommt der STO Zug langsam ins Rollen. Experten sind sich einig, die Digitalisierung der Finanzindustrie ist nicht mehr aufzuhalten. Mit signifikanten Marktanteilen wird jedoch erst in rund 5 Jahren gerechnet.

Was kann ein STO, was kann es nicht?

Die Liquidität und Flexibilität betreffend haben Token den klassischen Wertpapieren gegenüber einige Vorteile. Der Handel kann auf automatisierten Börsen rund um die Uhr erfolgen. Viele Kosten wie die Erstellung der Globalurkunden usw. fallen weg. STOs zielen auch auf Kleinanleger mit weniger Kapital ab. Der Transfer ist zwischen zwei Parteien direkt möglich, der Besitznachweis erfolgt einfach über die Blockchain.

Es wird jetzt zwar mit dem Begriff STO viel Werbung gemacht, „erstes deutsches STO“, „erstes von der Bafin bewilligter Real Estate Token“ usw., dies ist jedoch auf die Werbewirksamkeit der neuen Finanzierungsmöglichkeiten zurückzuführen. Von den Risiken her stehen die neuartig abgebildeten Schuldverschreibungen den klassischen um nichts nach. Laufen die Geschäfte nicht gut, kann der Investor im schlimmsten Fall einen Totalverlust erleiden. Jedoch senkt die Regulierung die Wahrscheinlichkeit auf Betrug und gibt dem Emittenten bzw. dem Investor gewisse Rechte, wie etwa Zinsausschüttungen, Gewinnbeteiligungen, Firmenbeteiligungen usw. Dennoch gilt: Nur weil „Bafin geprüft“ auf dem Prospekt steht, heißt das noch lange nicht, dass sich der Investor einer genauen Überprüfung des Unternehmens, in das er investieren will, entziehen kann.


Quelle cryptoticker.io