Die US Steuerreform ist eine Mogelpackung!

Gestern wurde in den USA die größte Steuersenkung aller Zeiten verabschiedet. Was auf den ersten Blick gefeiert wird und als eine Entlastung der großen Mehrheit erscheint, entpuppt sich jedoch als ein großes Umverteilungsszenario von Arm zu Reich. Einerseits werden die Unternehmenssteuern von 35% auf 20% reduziert, andererseits sieht es vor, dass die privaten Haushalte die auf Ebene der Bundesstaaten, der Städte und Gemeinden bezahlten Steuern nicht mehr in der Steuererklärung ansetzen dürfen. Ergo fällt die Abzugsfähigkeit weg, was für viele Amerikaner eine höhere Steuerlast bedeutet. Das Congressional Budget Office (CBO) hat berechnet, dass vornehmlich die Einkommensschichten, welche zwischen 10.000$-50.000$ im Jahr verdienen, deutlich mehr geschröpft werden. Grotesk ist dies unter der Annahme, dass diese Klientel häufig Trump gewählt hat. Die oberen Einkommensschichten werden deutlich entlastet.

Die Krux bei der Sache ist noch eine weitere – die Steuerentlastung der Reichen führt vornehmlich nicht in den Konsum, was die Wirtschaft zumindest hätte weiter ankurbeln können. Der Wirtschaftsmotor des Konsums wird nämlich von der mittleren und Unterschicht getragen und somit hätte eine Entlastung dieses Einkommensbereiches einen Mehrwert für die Wirtschaft bedeutet. So oder so ist es eine Mogelpackung, die Schere zwischen Arm und Reich wird noch weiter auseinanderklappen. Erschwerend kommt noch die Zinserhöhung hinzu, welche wieder deutlich über 1% liegt.

Für das Jahr 2018 sind weiter Zinsschritte vom neuen FED Chef Powell geplant. Die Privatverschuldung wird somit weiter verschärft und ein Entkommen aus der Schuldenfalle scheint für viele immer schwerer zu fallen. Allein die Studentenkredite sind in den letzten 10 Jahren exorbitant gestiegen und liegen derweil bei über 3,3 Billionen $. Hiervon sind derzeit über 10% mit der Zahlungsverpflichtung länger als 90 Tage im Verzug. Ein Ausfall im großen Stil ist hier ebenso zu erwarten wie bei Autokrediten, Wertpapierkrediten und Kreditkartenschulden. Somit geht die Steuerreform einher mit einer ausufernden Schuldenproblematik und könnte sich zunehmend zu einem toxischen Cocktail entwickeln. Hier eine interessante Grafik zur Gesamtverschuldung der privaten Haushalte, welche sich wieder auf neuem Allzeithoch bewegt. Stand aktuell: 12,98 Billionen $.

Abbildung 1: Gesamtverschuldung privater Haushalte

Fazit

Eine Belastung der Unter- und Mittelschicht, welche 90-95% der USA ausmacht, eine ausufernde Privatverschuldung der Haushalte einhergehend mit steigenden Zinsen und historischen Fundamentalbewertungen an den amerikanischen Börsen ergeben mittelfristig ein echte Rezessionsgefahr. Die Vorzeichen verdunkeln sich immer weiter, es ist kein positives Ende in Sicht, sondern eine dramatische Verarmung und ein sich verschärfender Konflikt zwischen Arm und Reich.

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Autor dieses Artikels ist Florian Müller. Hier finden Sie Bücher von Florian Müller.