Geht doch mehr beim Banking 2.0? Newcomer noa bank gestartet

Gut, dass es noch Zeitungen gibt. Würde ich nur online nach Wirtschaftsmeldungen stöbern, dann wäre mir eine Meldung (Meldung hier als Paid Content oder frei für Abonnenten) in der Printausgabe des Handelsblatts über die neugegründete noa Bank entgangen. Weitere Suche im Netz zeigt aber, dass es schon ein paar Reaktionen gegeben hat (siehe unten).

Die noa Bank ist eine echte Bank (also mit eigener KWG-Lizenz), die verspricht, den Kreditvergabeprozess transparenter zu machen. Die Ankündigungen auf der Homepage machen zumindest neugierig:

“Wählen Sie gezielt die Themenkonten aus, in denen Sie Ihr Geld anlegen wollen. Wir informieren Sie detailliert über die finanzierten Projekte in unserem Magazin und über unsere Homepage.

- Wir finanzieren nur reelle Marktteilnehmer. Spekulationen sind für uns tabu.
- Sie profitieren von wettbewerbsfähigen Zinsen.
- Die Gewinne teilen wir mit Ihnen.”

Die Darstellung in der Presseinformation hängt die Latte noch höher:

“Das Prinzip: höchste Transparenz, Mitbestimmung für Anleger, radikaler Spekulationsverzicht. noa bank finanziert ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen – die reale Wirtschaft. Jeder Anleger weiß, welche Unternehmen Kredite erhalten. Und er entscheidet selbst, in welchem Bereich sein Geld investiert wird.”

Die noa bank ist als GmbH & Co. KG gegründet. Zur Struktur und Geschäftsführung siehe diese Seite. So ganz “zwonullig” kommt das Institut freilich nicht daher, wie Lothar Lochmaier in einem Beitrag festgestellt hatte. Damals beklagte er, dass Eigentümerstruktur und Geschäftsmodell noch nicht transparent sei. Bemerkenswert, wie ernst die Bank die Webwelt nimmt, denn Gründer Francois Jozic meldete sich kurze Zeit später mit einem hier einsehbaren offenen Brief an Lochmaier. Das beeindruckt.

Vergangene Woche schrieb ich über meine Skepsis, was die Innovationsfreudigkeit der “klassischen” Finanzbranche betrifft. Dem widerspricht die Gründung der noa bank nicht, denn sie ist kein Kind klassischer Institute.

Unklar ist allerdings, warum in der Veröffentlichung der BaFin die Genehmigung bestimmter Geschäfte mit dem Datum 17.9.84 erfolgt ist. Hat man hier auf einen Mantel eines anderen Kreditinstitut gesetzt oder ist die Bafin-Veröffentlichung schlicht die eines anderen Instituts? Aus den Informationen ist auch nicht ersichtlich, ob die gleichnamige noabank.com aus Duluth in Georgia USA in welcher Form auch immer mit der deutschen noa bank zusammenhängt, denn das Geschäftsmodell liest sich ähnlich. Und es gibt eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind beide am 7. November gestartet. Die US-Fassung allerdings 2008.

Die noa bank ist auf jeden Fall ein interessanter Newcomer. Ich möchte Ihr die Daumen drücken, wenn sie das Modell tatsächlich so verfolgt, wie dargestellt. Der Banker in mir mahnt noch etwas Zurückhaltung an, weil die Reputation fehlt. Die lässt sich freilich nur erwerben, wenn man mit dem Geschäft anfängt und dem Institut eine Chance gibt. Und genau dies hat Francois Jozic getan

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Quelle: Blicklog