In Sippenhaft? Commerzbank-Aktien rutschen nach angekündigter Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank kräftig ab

Deutschlands größtes Geldhaus, die Deutsche Bank, hat heute die zweitgrößte Kapitalerhöhung ihrer Geschichte angekündigt. Rund 8 Milliarden Euro sollen eingesammelt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und regulatorische Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Bei dem geplanten Schritt wird ein Scheich aus der Herrscherfamilie Katars für rund 1,8 Mrd. Euro neue Aktien übernehmen, die restlichen rund 6,2 Mrd. Euro sollen über eine Kapitalerhöhung aufgenommen werden, bei der bisherige Aktionäre über Bezugsrechte günstiger an die neuen Aktien kommen sollen. Katar wird damit mit rund 6 % zum größten Anteilseigner bei der Deutschen Bank (mehr Infos zur Kapitalerhöhung gibt es HIER).

Obwohl auch Aktien der Deutschen Bank, wie von uns heute bereits vermutet, nach der Ankündigung der Kapitalerhöhung nachgeben und aktuell rund 2 Prozent im Minus liegen, gehen die Aktien des kleineren Konkurrenten Commerzbank viel deutlicher in die Knie. Coba-Aktien liegen aktuell mit einem Minus von 3,2% auf 10,89 Euro am Ende des DAX, im Tagestief fielen die Papiere bis auf 10,70 Euro.

Nachdem der als viel finanzkräftiger, renditestärker und robuster eingestufte Konkurrent jetzt Kapital in derart großer Höhe benötigt fragen sich viele Commerzbank-Aktionäre, ob nun nicht auch bei der Commerzbank in nächster Zeit ein derartiger Schritt drohen könnte. Und wenn ja, in welcher Höhe dort eine Kapitalerhöhung ausfallen würde. Denn die Commerzbank ist kapitalmäßig vermutlich keinesfalls besser aufgestellt als die Deutsche Bank. Und Anlegern sitzt noch die letzte Kapitalerhöhung aus dem Jahr 2013 in den Gliedern.

Und das die Commerzbank hinsichtlich ihrer Eigenkapitalausstattung etwas tun muss, dabei sind sich viele Experten einig. Denn beim Abbau der in eine institutseigene Bad Bank ausgelagerten toxischen Papiere kommt die Bank nur sehr langsam voran, noch immer schlummert dort jede Menge Müll, der dem Institut die Bilanz verhageln kann. Was sich diese aber auf der anderen Seite nicht wirklich leisten kann, denn der nächste Stresstest der EZB steht bevor. Und dort sollte kein an der Börse gelistetes Institut wirklich schlecht abschneiden, dass könnte sehr unangenehme Folgen für den Aktienkurs haben.

Angesichts dieser Spekulationen trennen sich heute zahlreiche Anleger von ihren Commerzbank-Papieren, was zum aktuell deutlichen Kursverlust führt. Und dieser Kursverlust führt zu weiteren großen Sorgenfalten bei charttechnisch orientierten Anlegern, denn die Commerzbank bewegt sich auch charttechnisch in recht schwerem Fahrwasser (siehe dazu auch unseren letzten Chartcheck). Nachdem der Kurs seit Anfang April von Notierungen um die 14,50 Euro auf inzwischen um fast 25 Prozent gefallen ist, rückt auch der Gap-Bereich von 9,30-9,50 Euro in den Blickpunkt der Anleger, denn dort könnten weitere Kursverluste drohen.

Noch ist nicht aller Tage Abend, und es besteht natürlich auch die Chance auf eine deutliche Kurserholung und die Rückkehr an die obere Trendbegrenzung bei 11,50 Euro. Und möglicherweise könnte eine Kapitalerhöhung in den jetzt deutlich reduzierten Kursen bereits eingepreist sein und die tatsächliche Ankündigung viel Druck von der Aktien nehmen und wie ein Befreiungsschlag wirken.

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Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Für alles weitere bitte unseren Disclaimer beachten!

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Quelle: kapitalmarktexperten.de