Jobwunder als Grund für Rekordgewinne und Ausfallrisiken bei der Bundesbank

(Prime Quants) - Während die Vergangenheit in Personalfragen eher nur relativ unangenehme Überraschungen für die Arbeitnehmer in Deutschland bereithielt, gibt es endlich wieder gute Meldungen von dieser Front. So haben allein die DAX-Konzerne nach dem Handelsblatt in 2011 rund 16.000 Arbeitnehmer mehr beschäftigt, als im Vorjahr. Das ist erfreulich, denn in den Jahren zuvor wurden immerhin um die 100.000 Stellen abgebaut. Der Aufschwung ist mittlerweile auch vollends am Arbeitsmarkt angekommen.

Allerdings ist die Situation nicht ganz so einfach. Zwar haben immer mehr Menschen in Deutschland einen Job, die Arbeitslosenquote ist niedrig wie lange nicht mehr, doch die hohe Beschäftigung wird durch einen hohen Preis erkauft. Mittlerweile werden in Deutschland nämlich sehr gerne Leiharbeiter verwendet um einerseits kurzfristige Engpässe zu Überbrücken und andererseits nicht so hohe Personalstöcke aufbauen zu müssen, die bei leicht schlechterer Konjunkturlage wieder abgebaut werden müssen. Problematisch ist aber, dass genau diese Leiharbeiter wohl oft erheblich weniger bezahlt bekommen, als festangestellte Arbeitnehmer. Und zeitgleich kann verkündet werden, dass die DAX-Konzerne in der Summe über 100 Milliarden Gewinn gemacht haben – das ist ein durchschnittlicher Gewinn von 3,3 Milliarden Euro. Ein guter Teil der Gewinne ist sicherlich wegen der Personalpolitik möglich geworden und die Stimmen der Gewerkschaften, wonach die Erfolge der Unternehmen durch die Lohnzurückhaltungen möglich wurden, werden lauter und mit Sicherheit in der Zukunft zu verstärkten Arbeitskämpfen führen, als es bei Fraport unlängst der Fall war und im öffentlichen Dienst momentan passiert.

 

Milliarden riskante Euros in der Bundesbankbilanz

 

Die erkaufte Zeit in der Schuldenkrise europäischer Staaten ermöglicht allen beteiligten einmal genau nachzusehen, was in den vergangenen Monaten passiert ist, welche Positionen wurden wohin geschoben, welche Risiken liegen jetzt bei wem und unter welchem Szenario könnten die bislang nur riskanten Positionen zu Ausfällen werden. Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung, befürchtet, dass sich die Bundesbank riskante Kredite in Höhe einer halben Billion in die Bilanz gebucht hat. Die Befürchtung auf den Forderungen sitzen zu bleiben sei nicht von der Hand zu weisen, denn falls beispielsweise Griechenland dem Euro Ade sagt, ist denkbar, dass diese Forderungen nicht bedient werden. Es käme zwar einem politischen Skandal gleich, aber schwierige Zeiten mögen die Entscheidung zu derartigen Maßnahmen erleichtern oder vielleicht sogar für Regierungen notwendig machen.

Selbstverständlich sind die sogenannten Target-2-Forderungen auch mit Sicherheiten hinterlegt, aber die könnten wahrscheinlich nur einen Teil der tatsächlich geschuldeten Beträge ersetzen. Freilich bleiben die Schulden bestehen, selbst, wenn ein Land beschließt den Euro zu verlassen. Selbst, wenn ein Land die Europäische Union verlässt, werden die Schulden bestehen bleiben. Allerdings könnte irgendwann der Punkt erreicht sein, an dem es für einen Akteur lukrativ wird sich von seinen Verbindlichkeiten loszusagen. Das wäre zwar mit gigantischen Vertrauensverlusten verbunden, aber wurde in der Vergangenheit bereits gemacht. Als Beispiel sei an Argentinien erinnert, das mittlerweile immer besser auf die Beine kommt. Bei einem griechischem Austritt und der Weigerung die Salden bei der Bundesbank auszugleichen, würden für die Bundesbank Forderungen von etwa 30 Milliarden betroffen sein. Das ist zwar bislang nur alles Theorie, aber könnte auch als Stresstest für das System europäischer Zentralbanken betrachtet werden. Die Folgen dieses Worst-Case-Szenarios sind allerdings kaum zu überblicken, sicher erscheint für diesen Fall nur, dass sich keine Hausse an den Märkten motivieren ließe.


Quelle: PrimeQuants