Kein Entkommen vor dem Konjunkturzyklus

(Prime Quants) - Es ist wieder soweit. Im Grunde will es niemand hören, aber wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Dem Konjunkturzyklus können wir nicht entkommen. Wir versuchen es, doch wir können nicht umhin auf gute Jahre auch schlechte zu ertragen und jetzt kündigt sich an, dass die Konjunktur merklich abkühlt.

Nach mehreren Quartalen in denen unsere größten Unternehmen ihre Gewinne von Mal zu Mal steigern konnten, sind vorbei. Die Quartalsberichtsaison zum zweiten Quartal 2012 ist größtenteils abgelaufen und es zeichnet sich eine Tendenz ab. Die DAX-Werte schreiben nahezu alle Gewinne. Bislang ist MAN der einzige Bluechip aus Deutschland, der für das zweite Quartal 2012 einen Verlust ausweisen muss.Anstelle von 289 Mio. Euro Gewinn im Vorjahresquartal mussten 89 Mio. Euro Verlust in die Bücher geschrieben werden. Alle anderen, die bisher ihre Zahlen veröffentlicht haben, waren größtenteils noch kräftig auf der Gewinnerseite. So konnte BMW beispielsweise sogar über eine Milliarde Euro verdienen. Der bayrische Autobauer liefert aber auch gleich das nächste Beispiel. Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnten unterm Strich nur 350 Mio. Euro weniger verdient werden. Insgesamt haben acht von zwanzig Dax-Werte bereits einen Gewinnrückgang vermelden müssen. Vor allem die zyklischen Werte hat es erwischt – Bayer, BASF und Beiersdorf verdienten weniger und auch die Deutsche Bank hat erheblich weniger Gewinn eingefahren, als noch ein Jahr zuvor.

Das sind aber nicht die einzigen Anzeichen dafür, dass sich die Konjunktur langsam merklich abkühlt. So ließ zuletzt der Atomkraftwerkbauer Areva verlauten, dass man 1.200 Stellen streichen wolle. Zwar wird beabsichtigt den Personalabbau durch auslaufende Verträge und Abbau von Leiharbeit zu erreichen, aber immerhin betrifft diese Aktion 26 Prozent der 4.500 Arbeitnehmer in Deutschland. Sicherlich trägt die in Deutschland angestrebte Energiewende seinen Teil dazu bei, dass bei Areva Stellen abgebaut werden.

Allerdings musste jetzt auch die Arbeitsagentur in Deutschland leicht gesteigerte Arbeitslosenzahlen melden. Saisonbereinigt waren es 7.000 mehr als noch im Vormonat. Auch der Stellenindikator für die Nachfrage nach Arbeit hat im Juli erneut nachgegeben. Die Zeitarbeit brummt weiter.

Bei alledem haben wir noch kein Wort über die Wirkungen von der anhaltenden Staatsschuldenkrise gesprochen. Mittlerweile sind es mindestens fünf Länder in der Eurozone haben teilweise erhebliche Probleme. Portugal, Italien, Spanien, Griechenland und Irland sind in Schieflage geraten. Die Unsicherheiten bei der Staatsfinanzierung in Europa trägt dazu bei, dass die Unternehmen vorsichtiger bei ihren Investitionsentscheidungen werden. Weniger Risikobereitschaft bedeutet nicht nur, dass weniger Gefahren eingegangen werden. Dadurch werden auch Projekte nicht in Angriff genommen, die möglicherweise riesige Chancen bieten. Kurz gesagt: das Staatsschuldenproblem hat sicher auch Auswirkung auf die konjunkturelle Entwicklung der Unternehmen.

Die Zeichen stehen also nicht gerade auf Vormarsch. Vielmehr deutet sich an, dass die Konjunktur den Höhepunkt erreicht hat und uns in den nächsten Monaten auf den absteigenden Ast bei den Unternehmen schickt. Im Grunde eine schlechte Situation für Anleger, da man nicht genau weiß, wann man Kaufkurse sieht. Einzig sicher ist, dass wir dem Konjunkturzyklus nicht entkommen können.


Quelle: PrimeQuants