Können die US Arbeitsmarktdaten die Markstimmung heben?

Die Markterholung im Anschluss an die Pressekonferenz der Fed am Mittwoch war außergewöhnlich kurzlebig. Aktien- und Anleihekurse gingen gestern wieder auf Tauchstation, und genau diese Parallelbewegung wirft bedeutende Fragen auf. Mit dem amerikanischen Arbeitsmarktbericht steht heute eine sehr wichtige Datenveröffentlichung an, aber im gegenwärtigen Umfeld ist fraglich, ob es überhaupt irgendeine Datenkombination aus Stellenaufbau und Lohnentwicklung geben kann, die von den Anlegern positiv aufgenommen wird.

Trotz der positiven Vorgaben aus den USA schlossen die europäischen Aktienmärkte gestern mit Verlusten von etwa einem halben Prozent. Grund hierfür war, dass die amerikanischen Märkte bereits am Nachmittag herbe Verluste einfuhren. Am Ende schlossen die großen US-Indizes mit Verlusten von 3% bis 5%, und das waren noch nicht mal die Tagestiefstände. Auch am Rentenmarkt kannten die Kurse fast nur eine Richtung: südwärts. Die 10J UST-Rendite stieg zwischenzeitlich bis auf 3,10%, und die 10J Bundrendite schloss bei 1,04% auf einem neuen Jahreshoch.

Eine Parallelbewegung in den Aktien- und Rentenmärkten war in den vergangenen Wochen eher die Regel als die Ausnahme. Begründung hierfür war regelmäßig, dass eine straffere geldpolitische Gangart (= steigende Renditen) an den Aktienmärkten zum einen die Bewertung (= KGV) angreift und zum anderen in diesem Marktsegment Befürchtungen einer Konjunkturabschwächung bis hin zu einer Rezession nährte, was auf die Gewinne der Unternehmen durchschlagen würde. Dieses Argumentationsmuster lässt sich für die aktuelle Marktbewegung jedoch aus drei Gründen nicht heranziehen. Erstens war der vom Fed-Vorsitzenden Jerome Powell signalisierte Zinsanhebungspfad flacher als vom Markt zuvor eingepreist worden war – was am Mittwochabend ja entsprechend auch zu der kurzzeitigen Rallye an den Rentenmärkten führte. Zweitens war der gestrige Anstieg der UST- und Bundrenditen nicht von (wieder) zunehmenden Leitzinsanhebungserwartungen begleitet, der Anstieg der Anleiherenditen erfolgte gewissermaßen „autonom“. Somit greift, und das ist der dritte Grund, die Argumentation der Vorwochen nicht, wonach zunehmende Leitzinserwartungen die Rezessionsangst im Aktienmarkt genährt hätten.

Auffällig ist darüber hinaus, dass dort, wo die Rezessionsängste am stärksten greifbar sind, die Renditen gestern nicht gestiegen, sondern gefallen sind. Die Rede ist von Großbritannien, wo die Bank of England gestern ein recht düsteres „stagflationäres“ Konjunkturszenario präsentierte. Die Notenbank prognostizierte für das kommende Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um ein Viertel Prozent und für das übernächste Jahr ein Wachstum von lediglich (ebenfalls) einem Viertel Prozent. Gleichzeitig erhöhte die BoE den Leitzins auf 1,00%, signalisierte die Wahrscheinlichkeit zweistelliger Inflationsraten in weiteren Verlauf dieses Jahres und eine nennenswerte Zunahme der Arbeitslosigkeit über den zweijährigen Prognosehorizont. Die Marktteilnehmer nahmen daraufhin ihre ambitionierten Zinsanhebungserwartungen zurück, was die Giltrenditen im Laufzeitbereich zwischen zwei und zehn Jahren drückte. Bemerkenswerterweise schloss der britische Aktienmarkt gestern im Plus, wobei dieser ja ohnehin einer der ganz wenigen Indizes in Europe ist, die für dieses Jahr bislang noch eine positive Performance vorweisen können. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das britische Pfund in diesem Jahr gegenüber dem US Dollar noch schwächer performt hat als der Euro.

Das Umfeld in den USD- und EUR-Märkten ist aktuell also schwierig in Einklang mit den Schlüsselparametern „Leitzinsanhebungserwartungen“ und „Rezessionsbefürchtungen“ zu bringen. Insofern geben wir der Kombination „steigende Renditen ohne steigende Zinsanhebungserwartungen“ plus „Rezessionssorgen an den Aktienmärkten“ nur eine geringe Halbwertszeit. Entweder, die Zinsanhebungserwartungen ziehen (in gewissem Widerspruch zu Powells Äußerungen) wieder an, womit wir uns die die Welt der vergangenen Wochen begeben. Oder die Rezessionssorgen nehmen überhand, womit aber die Zinsanhebungserwartungen und die Renditen nach unten tendieren müssten.

Und ausgerechnet jetzt steht der amerikanische Beschäftigungsbericht zur Veröffentlichung an. Gute Zahlen könnten die Zinsanhebungserwartungen beflügeln, schlechte Zahlen die Rezessionsbefürchtungen schüren. Es dürfte somit schwierig werden, aus dem Arbeitsmarktbericht eine Stimmungswende an den Märkten abzuleiten…

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Quelle unicredit.de