Lufthansa: Warum eigentlich Air Berlin?

Das Thema Lufthansa hat unsere Leser in dieser Woche besonders interessiert. Hier nochmals unser Interview von Robert Sasse mit Börsenexperte Ethan Kauder für Sie:

Robert Sasse: Herr Kauder, nun steht die Zerschlagung von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin kurz bevor. Die Aktie hat eine Talfahrt sondergleichen hinter sich. Mit gut 29% ist die arabische Airline Etihad derzeit der größte Anteilseigner. Inwieweit könnten die anderen Fluggesellschaften vom Air Berlin Absturz profitieren?

Ethan Kauder: Schon seit längerem plant die Lufthansa, den Markt für Billigflüge aufzumischen und die Lücke zur Konkurrenz wie der von Ryanair zu schließen. Die aktuellen Pläne sehen vor, ein Drittel der Air Berlin-Flotte an die Lufthansa-Tochter Eurowings zu vermieten. Bis dato verfügt diese über 90 Maschinen, das heißt, 40 weitere würden dann dazu kommen, und das ohne zusätzliches wirtschaftliches Risiko. Das ist also schon einmal ein sehr großer Vorteil.

Robert Sasse: Wird damit auch das Angebot für die Passagiere steigen?

Ethan Kauder: Davon ist fest auszugehen. Die bisherigen Knotenpunkte Hamburg und Stuttgart würden dann erweitert. Zudem bedeutet eine direkte Übernahme der Tourismus-Strecken von Air Berlin, dass die vorhandenen Slots zum Starten und Landen von den Flughäfen neu vergeben werden. Auch das würde die Ausgangslage für die Kranich-Airline noch einmal deutlich vereinfachen.

Robert Sasse: Aber selbst wenn der von Ihnen genannte Anteil zur Eurowings-Flotte kommt, bleibt der Abstand zu den Marktführern des Segmentes doch noch relativ groß.

Ethan Kauder: Das ist durchaus richtig. Aber immerhin könnte dann die Position hinter der Nummer eins mit Ryanair, die aktuell über 357 Maschinen verfügt und Easyjet, bei denen es 256 sind, gefestigt werden. Schon die Tatsache, dass man den Rivalen das Feld nicht kampflos überlassen möchte, ist als positives Zeichen zu werten. Insofern kommt der Niedergang der Air Berlin für die Lufthansa zur rechten Zeit, so komisch das vielleicht auch klingt.

Robert Sasse: Bei der Konkurrenz von Etihad wird man bestimmt weniger begeistert sein.

Ethan Kauder: Darauf können Sie Gift nehmen. Aber durch das Geschäft mit der Lufthansa können die Verluste noch einmal etwas eingedämmt werden. Ohne das Engagement der Etihad hätte sich die Air Berlin meiner Meinung nach gar nicht so lange halten können.

Robert Sasse: Herr Kauder, vielen Dank für das Gespräch.

Ein Gastbeitrag von Jennifer Diabatè.

Herzliche Grüße

Ihr Robert Sasse


Quelle: Robert Sasse