Die Enttäuschung der Anleger nach der Vorlage der Quartalszahlen der RWE AG war gestern groß. Noch größer allerdings war der Ausblick, den Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern ablieferte. Und entsprechend heftig fiel auch die Reaktion an der Börse aus. RWE-Aktionäre, seit langem schon an Enttäuschungen gewöhnt, mussten einen Tagesverlust ihrer Papiere von 9,6 Prozent verkraften, als die Aktie den Handel bei 11,26 Euro beendete. Und damit ist die kleine Erholungsrallye, die RWE-Aktien vor den Zahlen bis knapp an die 14 Euro-Marke führte, bereits wieder Geschichte und RWE nähert sich wieder schnell dem erst kürzlich erreichten 25-Jahres-Tief an.

Von Januar bis September 2015 fiel das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um 6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, was so vom Unternehmen selbst erwartet wurde. Das betriebliche Ergebnis ging um 9 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurück. Besonders litt RWE dabei unter den starken Rückgängen bei den Strompreisen, was erheblich auf die Marge drückte. Stark zurückgegangen ist die Nettoverschuldung, hier spielen Einmaleffekte aus dem Verkauf der DEA eine Rolle, der Verkaufspreis von 5,3 Milliarden Euro wurde hauptsächlich zur Schuldentilgung genutzt. Per 30.09. lagen die Nettoschulden bei 25,8 Milliarden Euro, am 31.12.2014 waren das noch 31 Milliarden Euro.

Schwer enttäuscht hat die Anleger, neben den Gewinnrückgängen, auch der vorsichtige Ausblick sowie die fehlende Dividendenaussage. Für 2015 erwartet RWE ein EBITDA von 6,1 bis 6,4 Milliarden Euro, das betriebliche Ergebnis soll zwischen 3,6 und 3,9 Milliarden Euro liegen. Das bereinigte Nettoergebnis von 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro solle erreicht werden, was nach Unternehmensangaben allerdings knapp werden könnte. Im Vorjahr lag der bereinigte Nettogewinn fast doppelt so hoch. Zur Höhe einer möglichen Dividende machte das Management überhaupt keine Aussage.

Damit bleibt die von vielen erhoffte Erholung nach der Talfahrt der letzten Jahre weiter aus. Inzwischen belaufen sich die Kursverluste von RWE, seit den Höchstständen aus dem Jahr 2008 bei rund 100 Euro, auf fast 90 Prozent. Alleine im letzten Jahr gaben die Papiere knapp 60 Prozent nach und sind damit auch der größte Verlierer im DAX.  Und aktuell ist nicht erkennbar,  dass sich die Lage nachhaltig verbessern könnte, zu massiv sind aktuell die Probleme des Unternehmens. Und so bleibt auch fraglich, wie lange die aktuell auf dem Papier noch attrakti v verscheinende Dividendenrendite Bestand hat bzw. ob (und in welcher Höhe) überhaupt gezahlt wird. Und die Dividendenrendite war zuletzt eines der wenigen Argumente, das die Anleger noch für RWE-Aktien interessieren konnte.

Und auch heute ist keine Erholung in Sicht, die vorbörsliche Indikation liegt aktuell noch unter dem Vortagesschluss, aktuell bei 11,20 Euro.


Werbung

Der Beitrag spiegelt nur die persönliche Meinung des Autors wider und ist nicht als Anlageempfehlung zu betrachten! Für alles weitere bitte unseren Disclaimer beachten!


Quelle: kapitalmarktexperten.de