Verzicht der Deutschen Bank auf Rettungspaket benachteiligt Aktionäre

Nun gibt es also doch keine gemeinschaftliche Aktion mehrerer privater Banken zur Annahme des staatlichen Hilfspaketes. Die Commerzbank hat sich für die Annahme entschieden, die Deutsche Bank selbst fühlt sich stark genug und will auf die Annahme verzichten, vorerst. Ob sich Herr Dr. Ackermann noch ein Hintertürchen offen lässt ist unklar. In der ZDF-Sendung "Berlin direkt" jedenfalls sagte er: "Wir werden aus heutiger Sicht nicht mitmachen, weil wir ja stark sind."

Kreditmarkt wird der Deutschen Bank antworten

Ob der Kreditmarkt ebenfalls diese Stärke spürt, wird sich in dieser Woche zeigen müssen. In der letzten Woche wiesen die Credit Spreads für die Versicherung von Verbindlichkeiten der Deutschen Bank noch die zweithöchste Prämie nach der HSH-Nordbank auf. Während sich Verbindlichkeiten der Commerzbank am Freitag mit 65 Punkten versichern ließen, mussten Gläubiger der Deutschen Bank mit 125 Punkten fast das Doppelte zahlen. Damit ist die Refinanzierung am Markt weiterhin vergleichsweise teuer für die Bank.

Commerzbank informiert über Details

Unterdessen informierte die Commerzbank über Details ihrer Inanspruchnahmen aus dem Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin). Danach beantragt sie eine stille Einlage über 8,2 Milliarden Euro aus dem Sonderfonds und daneben Garantien für Schuldverschreibungen in Höhe von 15 Mrd. €.

Die Vereinbarung mit dem SoFFin sieht außerdem vor, dass die Commerzbank in den Jahren 2009 und 2010 keine Dividende ausschüttet. Vorgesehen ist, die Gesamtbezüge des Vorstandssprechers auf 500 000 Euro zu begrenzen. Die jährlichen Festbezüge der anderen Vorstandsmitglieder lägen derzeit bei 480 000 Euro und damit unter der von der Regierung gesetzten Obergrenze in Höhe von 500 000 Euro. Für 2008 und 2009 soll es außerdem keine Bonifikationen geben.

Börse belohnt beide Banken

Die Anleger belohnen heute Vormittag beide Institute mit kräftigen Kursgewinnen. Für einige Marktbeobachter dürfte dies bei der Commerzbank überraschend sein, weil sie mit Bestrafung durch die Börse für den Fall der Inanspruchnahme des Rettungspaketes rechneten. Das Gegenteil ist heute der Fall. Während die Commerzbank trotz Bekanntgabe eines Quartalsverlustes bis viertel nach zehn 9,3% zulegte, gewann die Aktie der Deutschen Bank "nur" 6,4%. Allerdings hatten die Commerzbank-Aktien am Freitag deutliche Verluste hinnehmen müssen.

Keine Nachteile für Aktionäre aus Inanspruchnahme des Rettungspakets

Für die Aktionäre dürfte die Inanspruchnahme des Rettungspakets keinen Nachteil darstellen, weil über eine stille Einlage aktuell günstiger Kernkapital beschafft werden kann als über die Ausgabe neuer Aktien. Insgesamt verbessern sich so die wettbewerblichen Rahmenbedingungen für die Commerzbank mehr als für die Deutsche Bank.

Die Aktionäre der Deutsche Bank werden durch den Verzicht auf die Teilnahme am Rettungspaket benachteiligt. Erklärbar ist dies nur, weil Herr Dr. Ackermann jetzt einen Gesichtsverlust befürchtet und der Vorstand der Deutschen Bank wahrscheinlich die weiteren Restriktionen des Rettungspaketes vermeiden möchte.

Ich wünsche einen guten Start in einen hoffentlich weniger volatilen Börsenmonat.

Der Verfasser betreibt Blick Log, ein Weblog über Wirtschaft, Finanzen, Business und mehr.