Vor EZB-Ratsentscheid: Märkte deutlich höher erwartet, hohe Volatilität – Packt Draghi heute den Hammer aus? – Starke Verwerfungen möglich

Heute ist der große Tag, auf den die Anleger schon seit Wochen warten. Und der in den letzten Tagen einen immer großeren Einfluss auf die großen Aktienindizes hat, was sich an den immer großer werdenden Schwankungsbreiten ablesen lässt.

Heute tagt die EZB und die Anleger warten gespannt auf die Ansage von Mario Draghi zur weiteren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die Mehrzahl der Experten geht von drastischen geldpolitischen Maßnahmen aus, ,mit denen die EZB die Wirtschaft der Eurozone ankurbeln, die Zinsen niedrig halten und einer Deflation entgegenwirken will. Das Draghi großvolumige Anleihekäufe von Staatsanleihen von Eurostaaten ankündigen wird, steht inzwischen für die Mehrzahl der Marktteilnehmer außer Frage.

Diskutiert wird nur noch die Höhe des Programms. Inzwischen stehen hier Volumina von 500 Mrd. Euro bis 1 Billion Euro im Raum. Gestern sorgten Nachrichten für heftige Schwankungen am Markt, demzufolge die EZB monatlich für mindestens 50 Mrd. Euro Staatsanleihen aufkaufen will.

An den Aktienmärkten warten die Anleger gespannt auf die Entscheidung. Als gestern erste Gerüchte über die mögliche Größenordnung die Runde machten, sprang der DAX heftig nach oben und schloss mit 10.299 Punkten so hoch wie noch nie in seiner Geschichte. Die Tagesrange lag wieder über 150 Punkten, was aber in letzter Zeit fast zur Normalität verkommen ist.

Sollte heute die EZB ein Ankaufprogramm am oberen Rand der kolportierten Spanne von 500 – 1.000 Mrd. Euro liegen, dürften das die Anleger entsprechend feiern und der DAX erneut einen Sprung nach oben machen. Bereits vorbörslich legt der DAX deutlich zu und wird aktuell mit 10.335 Punkten gemessen, das wäre mal wieder ein neuer Rekordstand.

Zu Verwerfungen an den Märkten könnte es allerdings kommen, wenn die EZB mit ihren Ankäufen nur am unteren Rand der Erwartungen oder sogar darunter liegt. Dann dürften viele Anleger die Reißleine ziehen, was zu heftigen Verlusten führen und sogar die DAX-Rallye der letzten Wochen beenden könnte. Denn die starke Performance der letzten Tage und Wochen mit neuen Rekordständen ist fast ausschließlich auf die Geldpolitik der Notenbanken zurückzuführen. Eine Enttäuschung von dieser Seite wäre Gift für die Märkte.

Auch wenn Mario Draghi, wie zuletzt eigentlich immer, den Märkten gerecht wird und mal wieder den geldpolitischen Hammer rausholt, sollten die Anleger vorsichtig garantieren. Denn inzwischen mehren sich die Stimmen, die vor der Geldpolitik der EZB warnen. Denn die Maßnahmen, mit denen eigentlich Unternehmen zur Aufnahme von neuen Krediten zu dann noch niedrigeren Zinsen animiert werden sollten, dürften dort kaum viel nützen. Vielmehr wird das Geld zum Großteil an die Märkte fließen und Blasen bei Aktien, Renten und Immobilien noch mehr aufblähen.

Und die Deflation, die Draghi mit seinem Maßnahmen unbedingt bekämpfen will, ist ebenfalls gar nicht vorhanden. Denn rechnet man die Rückgänge bei den Benzin- und Gaspreisen raus, stieg die Kerninflation zuletzt um 0,7%. Von Preisrückgängen auf breiter Front also bisher keine Spur.

Bleibt also festzuhalten, das Draghi vermutlich mal wieder schweres Geschütz auffährt und genau die davon profitieren werden die für die eigentliche Misere verantwortlich sind. Das werden die EZB-Herren wohl wissen, denn dort sitzen sicher keine Dummköpfe, aber die stärkere Klientel setzt sich halt meistens durch. Für Kleinunternehmen und Mittelständler allerdings wird sich nur wenig ändern, denn die Zinsen sind eh schon lang auf einem historischen Tiefststand. Aber auch das ist bekannt.

Und deshalb gilt: Vor der EZB-Ratssitzung ist mal wieder nach der EZB-Ratssitzung…

 

 

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Quelle: kapitalmarktexperten.de