Wer kauft denn all die T-Notes?

Die Frage stellt sich mir nach der Beobachtung des Kursverlaufs des T-Note (und im Gefolge z.B. auch des Bund-Future) der letzten Wochen. Denn trotz konstant schlechter Nachrichten steigt der T-Note-Future kontinuierlich weiter an, der Junikontrakt übersprang letzten Freitag sogar kurzfristig die Marke von 125 Prozentpunkten (im Gefolge schlechter US-Arbeitsmarkdaten). Zum Vergleich: Anfang April wurden hier noch Kurse unter 119 Prozent markiert.

Ein wenig verwundert das schon, insbesondere, da sich das die Mehrzahl der Experten auf ein Platzen der Blase am US-Anleihemarkt eingestellt hat. So erhöhte unlängst der weltweit größte Rentenfonds Pimco seine Shortposition in US-Staatsanleihen deutlich, Pimco-Chef Bill Gross gibt quasi keinen Pfifferling mehr auf US-Staatspapiere. Interessant, wie dick die mit dieser Position inzwischen im Minus sein müssen.

Handelsblatt: “Pimco erhöht Wette gegen US-Staatsanleihen

Aber auch die Verschuldungslage der USA lässt eigentlich darauf schließen, dass jeder Anleger tunlichst die Finger von US-Anleihen lassen sollte. Denn, wie jedes Jahr wieder, so muss auch dieses Jahr wieder die gesetzlich erlaubt US-Schuldengrenze nach oben angepasst werden, diesmal um die bisher zulässige Höchstgrenze von 14,3 Billionen! Dollar. Und das Ringen zwischen Demokraten und Republikaner zeigt, wie defizil dieses Thema inzwischen behandelt wird. Verbessern wird sich sicherlich nichts, das zeigen alleine jene rund 1,6 Billionen US-Dollar, die dieses Jahr als Schulden nochmal obendrauf kommen sollen.

Zeit: “Obama warnt vor schlimmer Finanzkrise

Und trotzdem: Die US-Anleihen steigen seit rund 2 Monaten rasant. Und treffen all die Anleger, die aus den eben angeführten rationalen Gründen auf eine Shortposition gesetzt haben. Womit wir wohl schonmal einen Grund für den aktuellen Anstieg herausgearbeitet hätten. Denn all jene, die nun schön daneben liegen und sich mit permanenten Margin-Nachforderungen ihres Brokers konfrontiert sehen, denn gehen irgendwann vermutlich die Nerven (oder das Geld) aus und sie müssen zurück kaufen. Und alleine dadurch kommt schon mal Nachfrage in den Markt. Bleibt zu hoffen, dass hier Pimco nicht irgendwann in die gleiche Lage kommt. Denn dann kommt eine neue Dimension Käufer an den Markt.

Darüber hinaus ist natürlich auch wieder die Unsicherheit zurück. In Euroland schlittert ein Staat nach dem anderen in die Schuldenkrise, d.h. die Anleihen dieser Krisenstaaten sind als Anlageobjekt momentan absolut nicht gefragt. Bleibt also die Wahl zwischen Cholera und Pest. Und da sind momentan US-Anleihen wohl doch die bessere Wahl neben Griechenland, Portugal und Irland.

Und schon wissen wir, wer all die T-Notes kauft. Naja, ich bleib wohl trotzdem – zumindest in meinem kurzfristigen Ansatz – short!


Quelle: kapitalmarktexperten.de