Lieber Investor,

Börsianer sind eine Spezies, die eigentlich immer zittert, im Winter vor Kälte wie alle anderen auch und im Sommer vor Krisen und Crashs. Hin und wieder schaut man auch mal auf die fundamentalen Daten. Doch in der Regel zählt im Moment die Politik, speziell die Notenbankpolitik. Das war nicht immer so. Noch vor zehn Jahren hatte die politische Entwicklung nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die Richtung der Kurse. Die Börse folgte im Großen und Ganzen den wirtschaftlichen Rahmendaten. Waren diese gut, stiegen die Kurse, drohte eine Krise oder das Abgleiten in eine Rezession, nahmen auch Aktien und Anleihen schnell den Weg gen Süden. Zwischen all diesen Kurskapriolen stand die alte Börsenweisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben. Mit diesem Ausspruch wurde die Erfahrung umschrieben, dass Kursbewegungen, die nur aufgrund einer politischen Meldung erfolgt waren, in den seltensten Fällen dauerhaft Bestand hatten. In einem sehr kurzfristigen Zeitfenster lässt sich diese Erfahrung auch heute noch machen, etwa dann, wenn an Donnerstagnachmittagen nach guten oder schlechten wöchentlichen Arbeitsmarktdaten aus den USA die Kurse plötzlich aus dem Stand heraus zu einer steilen Berg- oder Talfahrt ansetzen. Sehr oft bilden sich die Kurse schon in den nächsten Handelsstunden wieder zurück und der Markt schließt nahezu unverändert.

Die Politik gibt den Takt vor

Politische Krisen belasten die Marktteilnehmer auch heute noch. Doch sie tun es anders als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren. Während damals auf eine unerwartete politische Nachricht eine scharfe Reaktion erfolgte, bildet die Politik heute so etwas wie das allgemeine Hintergrundrauschen für den Markt. Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung ist der Brexit. Das Abstimmungsergebnis selbst kam im Juni für die meisten Anleger vollkommen unerwartet. Entsprechend scharf fielen die Reaktionen aus. Die Aktienkurse brachen ein und das Britische Pfund fiel auf historische Tiefs. Heute ist der Brexit immer noch bestimmend, wenn auch in einer ganz anderen Weise als im Juni. Inzwischen haben sich die Investoren mit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft abgefunden. Was jetzt noch diskutiert wird und folglich an der Börse zu unangenehmen Überraschungen sorgen kann, ist allein die Frage, wie dieser Austritt vollzogen wird. Zwei Jahre sind für diesen Prozess veranschlagt und wir dürfen davon ausgehen, dass in dieser Zeit, die sich aus dem Brexit ergebenden Konsequenzen wie ein dunkler Schatten über dem Markt legen werden. Das Ganze ist vergleichbar mit einer dunklen Regenwolke. Aus ihr heraus kann es schon bald regnen, es kann aber auch trocken bleiben.

Gefangen zwischen Hoffen und Bangen …

Ähnlich ist es beim Brexit. Er kann sich sowohl für Großbritannien als auch für die in der EU verbleibenden Länder als eine wirtschaftliche Katastrophe herausstellen. Es kann aber auch alles halb schon schlimm sein, wenn man sich einvernehmlich und im Guten trennt.
Mit welcher Variante wir am Ende leben müssen, werden die Verhandlungen zeigen. Weil sie gerade erst am Anfang stehen, scheint aus heutiger Sicht beinahe alles möglich zu sein. Für die Börse ist das die unangenehmste Ausgangslage, die man sich vorstellen kann, denn diese Unsicherheit wird eines gewiss: Sie wird lähmen. Wie stark eine politische Unsicherheit die Finanzmärkte lähmen kann, das haben wir erst in den vergangenen Wochen und Monaten wieder gesehen. Dass sich DAX und Dow Jones wochenlang nicht zu einer klaren Richtungsentscheidung durchringen konnten, lag auch am Ausgang der US-Präsidentenwahl. Hier wollten die Märkte nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden und agierten entsprechend vorsichtig. Da im nächsten Jahr im Frühjahr in Frankreich die Präsidentenwahl ansteht und in Deutschland im Herbst ein neuer Bundestag gewählt wird, könnte uns eine ähnliche Zurückhaltung auch in 2017 das Börsenleben schwerer machen, als es ohnehin schon ist.

… oder zwischen Zinsfrage und Russlandkonflikt

Damit nicht genug werden auch zwei Lieblingsthemen aus dem laufenden Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit in 2017 ihre Fortsetzung finden. Egal, ob die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr noch einmal erhöhen wird oder nicht. Das Thema sollte uns auch weiterhin in schöner Regelmäßigkeit beschäftigen, denn von normalen Zinssätzen sind wir noch immer weit entfernt und eine starke Zinserhöhung wird die weltweite Konjunktur auch im neuen Jahr nur schwer verkraften können. Die FED könnte deshalb wieder geneigt sein, vor allem verbal an der Zinsschraube zu drehen. Das dürfte den Anlegern etliche Diskussionen darüber bescheren, ob bei der nächsten Notenbanksitzung ein erneuter Zinsschritt ansteht oder nicht. Und mit dem Stand der Diskussionen dürften auch die Kurse schnell in die eine oder andere Richtung ausschlagen. Nicht von der Tagesordnung verschwinden dürfte auch der Syrienkonflikt. Er ist allein als Bürgerkrieg betrachtet für die Weltbörsen vergleichsweise unwichtig. Die starke russische Militärunterstützung für Präsident Assad hat aus einem lokalen Konflikt inzwischen jedoch einen Disput zwischen den Atommächten USA und Russland gemacht. Das Konfliktpotential ist damit deutlich gewachsen. Auch von dieser Seite kann je nach Kriegsverlauf viel Störfeuer auf die Finanzmärkte herabprasseln. Ob und ggf. wie gut sie mit der Belastung fertig werden, wird sich zeigen. In jedem Fall dürfte analog zum aktuellen Jahr die große Politik im Allgemeinen und die Geldpolitik der Notenbanken im Besonderen die Märkte auch in 2017 wieder sehr stark bestimmten. Von dieser Warte aus betrachtet, muss man inzwischen nüchtern feststellen, dass die politischen Börsen in den letzten Jahren verdammt lange Beine bekommen haben. Viel zu lange, wenn Sie mich fragen.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Handelstag und grüße Sie herzlich

Ihr

Bernd Heim

Das wird Amazon ganz und gar nicht schmecken …

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Ein Gastbeitrag von Dr. Bernd Heim.

Herzliche Grüße

Ihr Robert Sasse


Quelle: Robert Sasse