Zahlen & Mehr: Lloyd Fonds, PNE Wind, Publity, Surteco

:: Lloyd Fonds
Der Asset-Manager macht ernst mit seinem neuen Geschäftsfeld und hat die "Lloyd WohnWert GmbH & Co. KGaA" gegründet. Damit wird deutschlandweit die erste kapitalmarktorientierte Investmentgesellschaft etabliert, über die vorwiegend institutionelle Anleger in den wachsenden Markt des staatlich geförderten Wohnungsbaus investieren können. Die Aktien werden zunächst vorbörslich an langfristig orientierte institutionelle Investoren platziert und der anschließende Börsengang soll im zweiten Halbjahr 2017 erfolgen. Die Lloyd WohnWert strebt eine Ausschüttungsrendite von 3% pro Jahr an.

Ziel der Gesellschaft ist es, in den kommenden Jahren über Kapitalerhöhungen ein attraktives Portfolio aus Immobilienobjekten im Segment des geförderten Wohnungsbaus mit einer langfristigen Haltestrategie aufzubauen. Dabei werden die Investments maßgeblich in Metropolregionen stattfinden, in denen der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum angesichts wachsender Bevölkerungszahlen und steigender Wohnungs- und Mietpreise besonders groß ist. Ein erstes Objekt in Hamburg wurde auch bereits erworben.

Meine Einschätzung
Die Lloyd Fonds AG stößt mit ihrem neuen Produkt in eine attraktive Nische vor, den Sozialen Wohnungsbau. Während dieses Segment bis vor wenigen Jahren noch ein stiefmütterliches Dasein fristete, hat sich in diesem Bereich einiges gewandelt. Insbesondere sind die Kriterien, nach denen Menschen berechtigt sind, in Sozialwohnungen einzuziehen, ausgeweitet worden. In Schleswig-Holstein gelten inzwischen für Single-Haushalte Einkommensgrenzen von 19.400 Euro pro Jahr. Das ist meilenweit weg vom "Einkommen" auf Hartz IV-Niveau. Die Ausweitung ist Folge der rasant ansteigenden Urbanisierung und des großen Mangels an bezahlbarem Wohnraum über die Gruppe der sozial Bedürftigen hinaus. Auch für normale Angestellte, Polizeibeamte oder Rettungsassistenten ist es in den boomenden Großstädten kaum mehr möglich, eine aus ihrem Gehalt bezahlbare Wohnung zu finden.

Einen Ausschüttungsrendite von 3% ist durchaus attraktiv angesichts der vorherrschenden Nullzinsphase. Und wenn die Wohnungen nach Tilgung der Kredite in vielen Jahren aus der Sozialbindung herausfallen, winken hier unter Umständen noch erhebliche stille Reserven, weil dann Mietanpassungen möglich wären. Insofern dürfte es großes Interesse bei institutionellen Investoren für diese Art der Investment geben und für Lloyd Fonds bietet sich hier eine attraktive Chance, in einem neuen Geschäftsfeld stetige Gebühreneinnahmen zu generieren.

Das Nachsteuer-Ergebnis der Lloyd Fonds AG zum Ende des dritten Quartals lag bei €2,2 Mio. Das Unternehmen bestätigte auf dieser Basis noch einmal seine Prognose, für das Gesamtjahr 2016 ein Ergebnis im oberen Bereich der Spanne zwischen €2 und €3 Mio. zu erreichen.

Der Turnaround bei Lloyd Fonds ist in vollem Gange und Anleger können weiter auf eine kräftige Erholung in den nächsten Jahren setzen, sowohl in Bezug auf die Geschäfte als auch auf den Aktienkurs.


:: PNE Wind
Der Windpark-Projektierer konnte einige Fortschritte vermelden. Auch wenn es sich (noch) nicht um den mit Spannung erwarteten "großen Deal" bzgl. des YieldCo-Portfolios handelt, ist der Frankreich-Deal der Tochtergesellschaft WKN ein gutes Zeichen. Das Windenergieprojekt Saint Martin l’Ars wurde in der vergangenen Woche an die John Laing Group plc verkauft. Es ist kurz nach der Veräußerung des Windparks „Sommette“ (21,6 MW) im September bereits das zweite Projekt aus dem Anfang des Jahres geschlossenen Rahmenvertrag für John Laing. Das Projekt, das sich bereits in der Bauphase befindet, kommt auf eine Gesamtleistung von 10,25 Megawatt. WKN zeichnet für den Bau der Projekte verantwortlich und wird seitens John Laing erneut als Generalunternehmerin beauftragt.

Meine Einschätzung
Der Aktienkurs steht noch unter Druck wegen der Auswirkungen der Trump-Wahl auf die PNE-Pläne, in Nordamerika die Geschäfte auszuweiten. Hier könnte Trumps Ignoranz ggü. dem globalen Klimawandel und der Mitschuld des CO2-Ausstoßes hieran sowie der Erfordernis, auch saubere Energie zu setzen, hemmend wirken. Des Weiteren muss PNE Wind endlich zu neuen finanziellen Mitteln kommen, also das YieldCo-Portfolio endlich verkaufen und somit bis zu €300 Mio. einnehmen. Hierauf wartet die Börse und dies dürfte der Befreiungsschlag sein, auch für den Aktienkurs. Nicht nur die erwarteten hohen Gewinne aus dem Verkauf, sondern vor allem die Aussicht darauf, die vielen Projekte dann mit genügend Cash im Rücken erfolgreicher vorantreiben zu können. Risikobereite Anleger setzen auf dieses Szenario und auf ein Wiedererstarken der PNE Wind, nachdem die internen Querelen im Aktionariat endlich der Vergangenheit angehören und ein neuer Chef frischen Wind in den Laden bringt.


:: Publity
Publit ist weiter gefragt, jedenfalls bei seinen Kunden, den internationalen Finanzinvestoren. Nachdem man in diesem Jahr bereits mehrere Deals im neuen Standbein "Non-performing-Loans" (NPL) erzielen konnte, wurde Publity nun mit der Betreuung eines weiteren Portfolios im Volumen von €700 Mio. betraut. Das zusätzliche Portfolio umfasst etwa 1.200 Immobilien-Kredite mit einer Forderungshöhe von insgesamt mehr als €700 Mio. und der Servicing-Vertrag läuft über 5 Jahre. Publity ist dabei am Verwertungserlös beteiligt, verdient also nicht nur Managament-Fees, sondern es winken darüber hinaus auch erfolgsabhängige Provisionen. Nachdem man bereits €1,7 Mrd. von einem anderen Investor anvertraut bekam, erhöht sich durch das neue Portfolio das Volumen der NPL-Portfolios nun auf €2,4 Mrd.

Meine Einschätzung
Publity befindet sich voll auf Kurs. Bis zum Jahresende wollte man die AuM auf €3 Mrd. steigern und mit dem neuen NPL-Deal liegt man nun bei rund €3,2 Mrd. Ende 2017 sollen die AuM dann bereits €5 Mrd. betragen.

Das NPL-Segment soll als zweite Säule des Geschäftsmodells von Publity zum dynamischen Wachstum der Gesellschaft beitragen und das Co-Investment-Kerngeschäft bei Joint Ventures mit institutionellen Investoren ergänzen. Aus diesem Bereich fließen weniger hohe Einnahmen, dafür jedoch verstetigen sie die Einnahmebasis und balancieren sie ein Stückweit aus.

Für Anleger ist der Deal insoweit interessant, als dass die hieraus zu erwartenden Einnahmen erst ab dem nächsten Jahr ihren Niederschlag in den Geschäftszahlen von Publity finden werden, wenn die NPLs auch verwertet werden. Neben der bereits angekündigten Rekorddividende von €2,80 je Aktie, was eine Dividendenrendite von mehr als 8% bedeutet, sollte die Aussicht auf weiter steigende Einnahmen aus Gebühren und Provisionen das Geschäft und den Aktienkurs von Publity befeuern. Darüber hinaus winkt noch der schon länger erwartete größere Exit bei einigen Portfolio-Immobilien, dessen Abschluss einen weiteren kräftigen Impuls für den Aktienkurs zünden würde.

Das Geschäftsmodell von Publity ist (noch) nicht so stetig wie das anderer Gesellschaften und weist höhere Risiken auf. Auf der anderen Seite liegen hier auch besondere Chancen, so dass sich das Chance-Risiko-Verhältnis weiterhin sehr positiv darstellt.


:: Surteco
Eher unspektakulär kommen die 9-Monatszahlen von Surteco daher, dem weltweit führenden Hersteller von dekorativen Oberflächenmaterialien. Der Konzernumsatz stieg um €7 Mio. auf €490,9 Mio. und das EBIT um 28% auf €30,6 Mio. Die Jahresprognose sieht das Management voll im Zielfenster. So soll der Konzernumsatz leicht gegenüber dem Vorjahreswert (€638,4 Mio.) steigen, während das EBIT des Konzerns voraussichtlich im mittleren bis unteren Bereich der prognostizierten €38 bis €42 Mio. landen soll. Dies wäre "substanziell über dem Vorjahreswert von €31,1 Mio." wie der Vorstand betont.

Meine Einschätzung
Surteco hatte sich an der Übernahme der Süddekor verhoben und die Integration benötigte viel mehr Zeit und Geld als gedacht. Die erhofften Potenziale lassen sich nicht nachhaltig heben und die neue Schlagkraft des Unternehmens lässt auf sich warten. Anleger brauchen hier Geduld und setzen darauf, dass das Management seine Pläne erfolgreich umsetzen kann, auch wenn es (noch) länger dauert, als geplant.

Lloyd Fonds, PNE Wind, Publity und Surteco befinden sich auf meiner Empfehlungsliste.

Quelle: „Michael C. Kissig, iNTELLiGENT iNVESTiEREN