Commerzbank: Bloß keine erneute Staatshilfe!

Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als ob eine erneute Hilfe durch den Staat für die Commerzbank nur eine Frage der Zeit sei. Ende Oktober war die Kapitallücke der Bank noch auf 2,9 Milliarden Euro beziffert worden. Die bei dieser Annahme vergleichsweise milden Kriterien wurden für einen Blitz-Stresstest der europäischen Bankenaufsicht (EBA) jedoch deutlich verschärft. Für den Test, dessen Ergebnisse Anfang Dezember 2011 veröffentlicht wurden, sollen für Risikoanlagen strengere Maßstäbe angelegt und die Verrechnung von Gewinnen und Verlusten bei Staatsanleihen eingeschränkt worden sein. Und auch eine Berücksichtigung schlechter Ergebnisse aus dem dritten Quartal soll erfolgt sein. Der Bericht der EBA zeigte dann entsprechend eine deutliche Verschlechterung der Kapitalsituation der Commerzbank. Nun wurde eine Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro testiert.

Gerüchte über ein deutlich schlechteres Abschneiden beim Blitz-Stresstest hatten die Aktie der Commerzbank bereits im Vorfeld auf Talfahrt geschickt. Im Zeitraum einer Woche, vom 15. bis zum 22. November 2011, verloren die Anteilspapiere gut 25% an Wert.

Nach dem Ergebnis des Stresstests mehrten sich die Stimmen, die eine erneute Unterstützung der Commerzbank durch den Staat für unausweichlich hielten, um die von der EU bis Ende Juni 2012 geforderte Quote des harten Kernkapitals von mindestens 9% zu erreichen. Allein der Chef der Commerzbank, Martin Blessing, stand unbeugsam da. Allen Zweiflern zum Trotz verkündete er immer wieder, dass es das Institut aus eigener Kraft schaffen werde.

Nun scheint der Kapitalplan zur Schließung der Lücke zu stehen. So berichtet das Handelsblatt heute, das durch den Abbau von Risiken 2,7 Milliarden und durch die Einbehaltung von Gewinnen gut 1 Milliarde Euro aufgebracht werden sollen. Der Rückkauf nachrangiger Anleihen soll 700 Millionen Euro bringen und 750 Millionen Euro sind aus der Umwandlung der stillen Einlage der Allianz in hartes Kernkapital zu  erwarten. Weitere 200 Millionen Euro dürfte der Verkauf der früheren Dresdner-Bank-Zentrale gebracht haben.

Der Plan der Commerzbank sieht weder Staatshilfen noch eine Kapitalerhöhung vor. Eine Kapitalerhöhung wurde bereits im Vorfeld durch Marktteilnehmer skeptisch beurteilt, da die Investoren bereits deutliche Verluste aus der Kapitalerhöhung 2011 hinnehmen mussten, mit der sich das Institut von einem Großteil der vergangenen Staatshilfe befreite und damit auch den Weg für Bonuszahlungen wieder öffnete und die Deckelung für Vorstandsgehälter aufhob, die vorher bei 500.000 Euro lag. Falls die Bafin den aktuellen Kapitalplan für nicht ausreichend beurteilt, dürfte dennoch eine Kapitalerhöhung als letzte Option stehen, um der ungeliebten Staatshilfe weiter auszuweichen.

Nachdem die Aktie der Commerzbank bereits nach der Meldung der Unterstützung durch die Allianz deutlich zulegen konnte, lag sie im heuten Vormittagshandel teilweise deutlich über 6% im Plus.

Ob der Wert jedoch nachhaltig weiter zulegen kann, ist ungewiss. Die Prüfung der Bafin, ob der Kapitalplan wirklich umsetzbar auch nachhaltig ist, steht noch aus. Und auch der Konjunkturverlauf könnte der Commerzbank einen Strich durch die Rechnung machen. Bei einer Abschwächung der Weltwirtschaft wird die Risikovorsorge des Institutes steigen und einen Teil der vorgelegten Kapitalmaßnahmen wieder neutralisieren.