Ethan Kauder über die Commerzbank
Lieber Leser,
in der vergangenen Woche besonders gefragt war ein Interview von Robert Sasse mit Ethan Kauder, in dem die Gründe für die derzeitige Situation bei der Commerzbank beleuchtet wurden. Aufgrund der großen Nachfrage stellen wir Ihnen dieses hier nochmals zur Verfügung:
Robert Sasse: Herr Kauder, es ist auffällig, dass der Kursverlauf bei den beiden größten deutschen Banken, der Commerzbank und der Deutschen Bank, viele Parallelen aufweist. Stecken die Institute in einer Krise und wenn ja, wie sollten sich die Anleger jetzt verhalten?
Ethan Kauder: Die Ähnlichkeiten sind in der Tat frappant. Vor einem Jahr nahm bei Kursen im Bereich von 13,00 Euro ein Abwärtstrend seinen Anfang. Die Kursverluste der Commerzbank belaufen sich seither auf mehr als 40%. Für die investierten Anleger dürfte es ein schwacher Trost sein, dass es nur einen Dax-Titel gibt, der noch schlechter performt hat, nämlich der der Deutschen Bank. Hier gingen sogar 54% an Börsenwert verloren. Die Anleger sind verständlicherweise enttäuscht.
Robert Sasse: Ist die EZB mit ihrer Niedrigzinspolitik Schuld an der Misere?
Ethan Kauder: Die historisch niedrigen Zinsen machen die Sache für die Banken natürlich nicht einfacher. Diese versuchen nun teilweise, die Kosten an die Kunden weiterzugeben. Ehemalige Gratis-Dienste werden nun plötzlich kostenpflichtig. Aber durch diese Maßnahmen alleine werden die Banken die Herausforderungen wohl kaum bewältigen können. Dazu kommt noch, dass die Kreditnachfrage partout nicht größer wird, die Kapitalspritzen der Notenbank bleiben fast wirkungslos.
Robert Sasse: Geht von der Lage der beiden Großbanken so etwas wie eine Signalwirkung für die deutsche Wirtschaft aus?
Ethan Kauder: Im Moment ist es eher der gesamte europäische Bankensektor, der mit Problemen zu kämpfen hat. Dafür ist insbesondere ein gutes Beispiel. Eine Gefahr für die Gesamtwirtschaft sehe ich nicht, nur ist die Beunruhigung der Anleger verständlich. Sie fragen sich: „Was passiert im Fall einer großen Konjunkturschwäche, wenn die Banken schon so angeschlagen sind wie jetzt?“ Und dass die Banken von der aktuellen guten Konjunktursituation nicht profitieren können, liegt meiner Meinung nach in erster Linie an den niedrigen Zinsen.
Robert Sasse: Wie bewerten sie die Ergebnisse des jüngsten Stresstests?
Ethan Kauder: Dieser Test hat gezeigt, dass es wie gesagt nicht nur die deutschen Banken sind, die schlecht aufgestellt sind. Andere Institute in Europa haben ganz ähnliche Probleme.
Robert Sasse: Herr Kauder, wir danken Ihnen für das Gespräch.DE000CBK1001
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Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse
Source: Robert Sasse