Hochtief: Was bringt die Zukunft?

Derzeitig besteht eine deutliche Unruhe unter den Mitarbeitern des deutschen Baukonzerns Hochtief, weil nicht erkennbar ist, welchen Weg die Muttergesellschaft des Essener Konzerns, das spanische Bauunternehmen ACS, mit Hochtief gehen wird. ACS weist deutliche Verluste für das vergangene Geschäftsjahr aus und plant einen Teilverkauf des Europageschäfts von Hochtief.

Am Donnerstag veröffentlichte die ACS-Gruppe ihre Jahresbilanz für das Jahr 2012 und wies einen Nettoverlust von 1,93 Milliarden Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr aus. Im Jahr 2011 hatte der Konzern noch einen Gewinn von 0,96 Milliarden Euro erzielt. ACS führte die Verluste auf Sonderfaktoren zurück und verwies insbesondere auf den verlustreichen Verkauf eines Kapitalanteils am spanischen Energieriesen Iberdrola. Nach Ausschaltung der Sonderfaktoren in den Jahren 2011 und 2012 erzielte das Unternehmen nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2012 einen Nettogewinn von 0,705 Milliarden Euro. Deutlich wurde auch hervorgehoben, dass der Schuldenberg von ACS um rund 47 Prozent auf 4,95 Milliarden Euro reduziert worden sei.

Dennoch, der spanische Baukonzern ächzt immer noch unter der Last seiner Schulden und vielfach wird befürchtet, dass sich das Unternehmen über die Zerschlagung von Hochtief sanieren könnte. Dass seit der Übernahme durch ACs bei Hochtief der komplette Vorstand und mehrere Aufsichtsräte ausgetauscht wurden lieferte den Gerüchten um eine mögliche Zerschlagung Nahrung. Jetzt verkündete der neue Konzernchef von Hochtief Marcelino Fernández Verdes, der vor wenigen Monaten von ACS kam, den Verkauf von Unternehmensteilen. Neben der Veräußerung von Flughafen-Beteiligungen und der Immobilientochter Aurelis, will sich der Spanier komplett von der Servicesparte in Europa trennen. Betroffen sind davon mehr als 5.600 Mitarbeiter. Schnell kocht die Gerüchteküche wieder.

Fernandez beteuerte, dass das Servicegeschäft nicht zum Kerngeschäft zähle und er durch die Verkäufe die Schulen abbauen und den Profit steigern wolle. Nach einem Minus von 160,3 Millionen Euro im Jahr 2011 konnte Hochtief im Jahr 2012 einen Gewinn von 158,1 Millionen Euro erwirtschaften. Im laufenden Jahr will Fernandez den Gewinn nun um weitere zehn bis zwanzig Prozent steigern und Hochtief auf das Infrastruktur-Geschäft konzentrieren. Er betonte, dass er die größten Potenziale im klassischen Baubereich sähe und versicherte gleichzeitig, Hochtief werde ein in Deutschland börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Essen bleiben.

Dennoch, der Verkauf des Dienstleistungsbereichs erscheint auf den ersten Blick eher kontraproduktiv als zielführend. Immerhin würde durch den Verkauf des Hochtief-Gebäudemanagements der Anspruch des Konzerns, Anbieter im gesamten Lebenszyklus von Immobilen zu sein, ausgelöscht. Und selbst wenn mit der Servicesparte derzeitig nur eine Umsatzrendite von rund 3 Prozent erzielt wird, so stellt dieser Unternehmensbereich ein relativ solides Geschäft dar, das durchaus einen vernünftigen Gegenpart zum deutlich risikoreicheren Baugeschäft darstellt. Es bleibt also abzuwarten, ob dieser Teilverkauf tatsächlich der Steigerung der Profitabilität von Hochtief dient oder doch mehr der Entschuldung der ACS-Gruppe.