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Aktienaufschwung 2.0 oder: Irgendwie ist doch immer wieder alles gleich – Die Geschichte von Herrn Schmidt





Es ist Mai 2013, der DAX notiert über 8.400 Punkten und auch in den USA klettern die wichtigsten Indizes Dow Jones und S&P 500 auf immer neue Rekordhochs. Herr Schmidt aus dem beschaulichen Schwäbisch Gmünd blättert durch die einschlägigen Gazetten und hat es irgendwie gewusst. Das der DAX alleine im letzten Jahr um rund 2.000 Punkte klettert, nachdem im Frühjahr letzten Jahres aufgrund der Eurokrise noch die Welt unterzugehen schien. Aber irgendwie hat er es trotzdem gewusst. Männliche Intuition. Nur gemacht, da hat er nichts.

Bildquelle: © Gerd Altmann / PIXELIO

Und jetzt loggt er sich täglich bei der Comdirect ein, checkt sein Depot, wo noch ein paar Rohrkrepierer aus den Boomjahren 2000/2001 drin und aufgrund der Rallye des letzten Jahres die Verluste von -70 Prozent auf -55 Prozent zurückgegangen sind. Daneben hat er noch die Commerzbank im Depot, denn die gab es im letzten Jahr immer billig zu kaufen und außerdem kommen die schon wieder. Langfristinvestmet quasi. Bzw. ist es aufgrund der stetigen Kursverluste irgendwann dazu geworden. Erstmalig eingekauft bei günstigen 3,40 Euro und bei 1,80 nochmal verbilligt. Wie gesagt, die kommen schon wieder. Und außerdem notieren Commerzbank-Aktien ja schon wieder bei 7,43 Euro. Was das für eine Performance wäre, wäre da nicht dieser blöde Reverse-Split von 1:10  gewesen, der zwar den Kurs verzehnfacht hat, den Gesamtbestand der Commerzbank-Aktien aber auf ein Zehntel der Aktien dezimiert hat. Aber den Kurs so anzuschauen, irgendwie doch Balsam für die geschundene Seele.

Und dann diese DAX-Performance im letzten Jahr, 2.000 Punkte. Aber Herr Schmidt hat es ja gewusst. Und jetzt rufen alle wieder: “Aktien kaufen”, “Rein in Aktien”, “DAX 10.000″ oder “Aktien sind alternativlos”. Und Herr Schmidt weiss mal wieder nicht, was er tun soll. Als der DAX im letzten Jahr bei 6.000 Punkten stand, da hat er sich einfach nicht getraut. Zu schmerzlich noch die Verluste aus 2001 oder 2008, als einfach so mal 50 Prozent des Depotwertes verschwunden waren. Wohlgemerkt: Jedes einzelne mal. Und jetzt sieht er seit einem Jahr zu, wie der DAX genau das tut, was er vorausgesehen hat, nämllich unaufhörlich klettet. Mit jeder neuen Meldung über Anleihekäufe durch FED und Bank of Japan, Zinssenkungen der EZB etc. machen die Kurse einen neuen Satz nach oben. Und Herr Schmidt steht am Rand und schaut zu.

Aber damit ist es jetzt vorbei. Denn es ist Mai 2013, die Märkte sind auf neuen Rekordhochs und selbst die Boulevardpresse schreit, das man JETZT Aktien kaufen muss. “Die 10 besten Aktien für ihr Depot”, da wird doch auch was für Herr Schmidt dabei sein. Und so wird die TAN-Liste gezückt und beim DAX-Stand von 8.230 Punkten endlich richtig investiert, denn alles sagen, es steigt weiter und Potential besteht bis mindestens 10.000 DAX-Punkte. Und ein DAX-Stand von 8.230 Punkten! Das ist ein Schnäppchen, ist der DAX doch von 8.500 zurückgefallen. Ein Börsenblatt schreibt, Schnäppchenjäger nutzen das jetztige Kursniveau zum Einstieg. Und ein Schnäppchenjäger, das ist Herr Schmidt. Und auch in Japan gab es Schnäppchen, den Nikkei bei knapp über 14.000 Punkten gekauft, denn der ist innerhalb weniger Tage von 15.000 Punkten auf dieses Niveau zurückgefallen. Billig also. Wieder ein Schnäppchen.

Und wie recht Herr Schmidt hat, denn direkt nach seinem Großeinstieg in den Markt steigt dieser. Marschiert wieder Richtung neuer Rekordmarke, notiert ein paar Tage später schon bei 8.400 Punkten. Ein Profi ist er, der Herr Schmidt. Er sollte hauptberuflicher Trader werden, denn es funktioniert doch. Warum den ganzen Tag im Büro malochen, wenn er doch hier an einem Tag soviel verdienen kann, wie im Job in einer Woche. Wow.

Dann tagt die FED. Beschließt, dass jetzt so langsam mal Schluss sein sollte mit den massiven Anleihekäufen und der laxen Geldpolitik. Gleiche Stimmen aus Japan. Die Profis in den Banken, deren Anlyseabteilungen dieses Szenario schon seit Wochen vorausgesehen haben, haben ihre Bestände in den letzten Wochen bereits zum Teil auf den Markt geworfen, an die Herrn Schmidt, Meyer und Schulze. Die ihrerseits auf “verbilligten Kursniveaus” gerne zugegriffen haben, denn seit einem Jahr gucken sie jetzt schon zu, wie die Märkte steigen.

Und jetzt, nachdem sich die Politik der Notenbanken verfestigt, steigen die Profis in großem Stile aus, und auch erste Privatanleger, die auf Gewinnen sitzen, fangen an ihre Bestände zu versilbern. Und die Herren Schmidt, Meyer und Schulze haben alle schon gekauft, so dass es kaum Käufer am Markt gibt. Weshalb die Kurse fallen. DAX 8.200 Punkte, DAX 8.000 Punkte, DAX 7.800 Punkte. In nur zwei Tagen. Der Nikkei fällt unter 13.000 Punkte. Was ist denn da los? Herr Schmidt versteht die Welt nicht mehr, denn plötzlich sprechen alle von Korrektur, Wende am Zinsmarkt und all so Sachen, die er nur zum Teil versteht.

Und das Depot schmilzt ordentlich.

Und irgendwie hat es Herr Schmidt gewusst, dass die Korrektur naht. Wäre er nur mal Short gewesen.

Irgendwie ist es doch immer das gleiche Theater. Aber das kommt schon wieder, da ist sich Herr Schmidt auch ganz sicher. Zumindest auf Einstandsniveau wird er sicher irgendwann alles wieder los… Hoffentlich.

Und von Börse, da hat Herr Schmidt jetzt erstmal ordentlich die Nase voll. Zumindest für die nächsten 4, 5 Jahre.

 

Bildquelle: © Gerd Altmann / PIXELIO

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Quelle: kapitalmarktexperten.de

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