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Der Verlust der Deutschen Bank muss nicht beunruhigen


Am heutigen Donnerstag wird die Deutsche Bank offiziell ihr Quartalsergebnis veröffentlichen. Das Ergebnis ist seit Wochen bekannt und wird katastrophal ausfallen. Heute werden wir dann endlich genauere Erläuterungen bekommen, wie hohe Abschreibungen das Institut auf seine Vermögenspositionen vornehmen musste. Erschrecken muss das vermutlich nicht.

Wieder im Blickpunkt werden dabei die Vermögenstitel stehen, die mit US-Immobilien, Kreditkartenforderungen und. anderen Darlehensforderungen unterlegt sind und in sogenannten ABS, Collateralised Debt Obligations (CDOs) und und anderen Kreditderivaten gebündelt sind.

Diese blutroten Zahlen sind angesichts der Anwendung der International Financial Reporting Standards (IFRS) keine Überraschung. Sie zwingen die Banken zu hohen Abschreibungen, wenn für die Berechnung des Fair Values ein Marktwert vorliegt. Banken haben zwar für die Bilanzierung unter bestimmten Voraussetzungen ein Bewertungswahlrecht, dieses nutzen sie aber kaum. Dabei wäre dies durchaus sinnvoll gewesen. Denn die für die Bewertung vorliegenden Marktwerte für nichtstaatliche Zinspapiere sind vor allem deswegen so niedrig, weil im letzten Quartal wegen der “Angst” und Verunsicherung mit zum Teil historisch höchsten Risikoprämien kalkuliert werden musste.

Zu der Frage, ob ausgerechnet der Marktwert in diesen Tagen der richtige Wert ist, habe ich ein interessantes Beispiel in der New York Times gefunden. An diesem Beispiel wird die Brisanz der Bewertungsdifferenzen für mit Immobilien abgesicherten Bonds in den USA deutlich gemacht. Die Autoren verwenden dazu ein MBS-Papier. Dieses mit Immobilienkrediten besicherte Asset Backed Security wird von der Bank, der es gehört, mit 97% bewertet, Standard & Poor schätzt es auf 87%, basierend auf den gegenwärtigen Ausfallraten und könnte es auf bis auf 57% heruntergestuft werden, wenn sich die Rahmenbedingungen weiter verdüstern und sich die Ausfallquoten verdoppeln. Interessant aber jetzt, dass dieses Papier am Markt für 38% gehandelt wird und damit die noch düstereren Erwartungen von Investoren reflektiert.

Haben Banken die Papiere in ihrem Handelsbestand, dann sind sie nach dem Marktwert zu bilanzieren und der beträgt in diesem Fall 38% des ursprünglichen Wertansatzes, mithin fallen Abschreibungen in Höhe von 62% an. Hier darf man sich zurecht fragen, ob man tatsächlich die dunkelsten Erwartungen als Bewertungsbasis verwenden sollte.

Der niedrige Marktwert ist nicht nur den erwarteten Ausfallquoten zu verdanken, sondern vor allem den Risikoprämien, die am Markt verlangt werden. Die aus dem Marktwert abgeleiteten Risikoprämien sind so hoch, weil dies der Angst und und Verunsicherung vieler Marktteilnehmer geschuldet ist und zum Teil überhaupt keine Bereitschaft bestand, derartige Papiere zu erwerben. Genau diese Risikoprämien führen allein rein mathematisch zu einer erheblichen Abwertung. Der Blick Log hat dies in einem Blogbeitrag deutlich gemacht. Das Ergebnis ist erstaunlich. Ein Anstieg der Risikoprämie von 2,5% führt bei einem Papier mit 25 Jahren Laufzeit zu einer Abwertung von etwa 9% und damit zu einer entsprechend hohen Abschreibung.

Die spannende Frage, die auch der Blick Log nicht beantworten kann, ist aber welcher Wert der richtig ist.

Kommt man aber zu dem Schluss, dass die Risikoprämien im 4. Quartal zu hoch sind, wofür sehr viel spricht, dann fallen auch die Abschreibungen zu hoch aus. Dennoch sind sie rechtlich nicht zu vermeiden, wenn die Voraussetzungen für die Bewertungserleichterung nicht geschaffen werden. Mit der Entspannung der Risikoprämien, wie sie übrigens schon jetzt im Vergleich zum letzten Quartal zu beobachten ist, können dann aber die Abschreibungen im gerade laufenden Quartal wieder zurück genommen werden. Die Preisverläufe dieser Risikoprämien sind übrigens am Markt zu beobachten und werden z.B. im iTraxx-Index abgebildet. Schaut man sich die Grafiken an, die ich aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht abbilden kann, dann sieht man den Rückgang der Prämien seit Jahresbeginn.

Nun lässt sich auf Basis der veröffentlichten Daten dieser “Risikoprämieneffekt” für die Deutsche Bank nicht berechnen. Es ist also keine Aussage darüber möglich, wie hoch die Abschreibungen ausgefallen wären, wenn der Markt mit niedrigeren Prämien kalkuliert hätte. Aber klar ist auch, dass es keinen weiteren Anstieg der Risikoprämien im Vergleich zum Dezember (hier die aktuelle Hitliste der Bankenrisiken) gegeben hat. Somit ist der Weg frei für die Deutsche Bank und wahrscheinlich auch für andere Banken, wieder in die Gewinnzone zu wechseln. Überraschen würde mich das nicht.

Und in der Tat scheint dies auch am Mittwoch ein Thema an der Börse gewesen zu sein. Titel der Deutschen Bank und der Postbank zählten zu den Gewinnern. Aktien der Deutschen Bank kletterten um 3,1 Prozent auf 21,24 Euro. Ein Händler verwies nach Angaben der FAZ auf die für Donnerstag erwarteten Zahlen und darauf, dass am Markt derzeit auf einen starken Ausblick spekuliert werde.

decoien
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