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Die Krise war nie weg: Obama als Tranquilizer frühestens im Dezember bemerkbar


Fast überraschend wirkt eine Schlagzeile heute im Handelsblatt: "Die Krise ist zurück". Als hätten sich nach einer starken Börsenwoche, dem Ende des Oktobers und der Wahl Barack Obamas alle Probleme in geregelte Bahnen begeben. Geändert hat sich bisher gar nichts. Offensichtlich hat die positive Stimmung aus den USA wie eine Droge Marktteilnehmer und -beobachter betäubt. Weder in dieser Woche noch in den nächsten Wochen werden uns aber die negativen Schlagzeilen ausgehen.

Obama als Tranquilizer?

Tranquilizer gehören bekanntlich zu den Psychopharmaka und sollen angstlösend und entspannend wirken. Sie verändern aber auch das das Reaktionsvermögen und die Sinneswahrnehmung. Auch Obama als weltweiter Tranquilizer wird uns Schmerzen nicht wirklich ersparen können. Die vom künftigen US-Präsidenten selbst geweckten aber auch erhofften Erwartungen sind gar nicht erfüllbar und erst recht nicht sofort.

Negative Konjunkturmeldungen dürfen nicht überraschen

Natürlich werden aktuelle Konjunkturmeldungen die Rezessionssorgen zunächst nicht senken. Der überwiegende Teil der Daten, die wir in den nächsten Wochen aus September und Oktober erwarten, werden für Unternehmen und Konjunktur negativ ausfallen.

So kann nicht überraschen, dass die Aufträge für die deutsche Industrie angesichts der extrem negativen Vorgaben durch die Finanzkrise eingebrochen sind. Damit wird nur bewiesen, dass die heiße Phase der Finanzkrise zur weltweiten Lähmung geführt hat. Viele Entscheidungen über Aufträge und Investitionen sind, soweit es möglich war, erst einmal aufgeschoben worden. Welches Unternehmen investiert denn noch, wenn es nicht weiß, ob es die Investition noch finanziert bekommt. Welcher Betrieb riskiert seine gute Liquiditätsausstattung, wenn nicht sicher ist, ob im Dezember die Kreditlinie für die Gehälter noch ausreicht.

Bessere Daten frühestens im Dezember

Im Prinzip sollten viele negative Meldungen bereits in die aktuellen Kurserwartungen eingeflossen sein, so dass sie für Anleger und Investoren keine Überraschung mehr darstellen. Erstmals könnten Daten für den laufenden November so etwas wie einen positiven Obama-Effekt andeuten. Gut möglich, dass sich angesichts der euphorischen Stimmung in den USA dort das Verbrauchervertrauen wieder erhöht und sich damit der Konsum stabilisieren könnte.

Denkbar ist auch, dass allein durch die weltweiten positiven Reaktionen auf die US-Wahl ein Hauch von Stabilisierung die Weltwirtschaft durchzieht. Dafür braucht es noch nicht einmal konkreter Aktivitäten von Barack Obama. Allein der Glaube an Stabilisierung kann etwas bewirken. Aber Daten, die einen solch hoffnungsvollen Lichtblick zeigen könnten, werden frühestens im Dezember veröffentlicht.

Finanzkrise ist nicht überstanden

Die Bankkrise ist damit keineswegs überstanden. Die Diskussion um die HSH Nordbank zeigt, welche Hürden der deutsche Rettungsplan noch zu überwinden hat. Und wir sind in Europa noch weit von der Lösung der Kreditklemme entfernt, solange die Banken sich nicht untereinander vertrauen.

Auch in den USA ist überhaupt nicht klar, ob der bisherige Rettungsplan ausreicht. Die Liste der Banken, die über Regierungsmittel nachdenken, soll über 1.800 Institute umfassen. Zu einem größeren Risiko kann sich beispielsweise der weltgrößte Versicherers AIG entwickeln. Hier ist weiterhin unklar, wie die Unterstützung aus Steuergeldern verwendet werden soll. Nach Angaben des Handelsblatts gibt es Spekulationen, dass AIG mit den Steuermilliarden Nachforderungen aus Sicherheiten bezahlt und das Geld verbraucht, bevor AIG sich retten kann.

Zinssenkungen allein stabilisieren Zukunftserwartungen nicht

Die Effekte der heutigen Zinssenkungen in Europa verpuffen gerade wieder an den Börsen. Sie allein helfen ohnehin wenig, solange das Sentiment der Unternehmen und Konsumenten im Keller ist. Eine Voraussetzung für die Verbesserung des Sentiments wird dabei eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sein, so dass aus den aktuellen Zukunftserwartungen die hohen Risikoabschläge genommen werden können.

Hier tragen auch die Kapitalmärkte selbst eine hohe Mitverantwortung. Die Signale, die von den weiterhin extrem starken Kursschwankungen der internationalen Börsen ausgehen, tragen nicht gerade dazu bei, die Erwartungen von Unternehmen, Verbrauchern und Staaten zu stabilisieren. Erst wenn sich die Erwartungen stabilsieren, können die Akteure in der Wirtschaft wieder vernünftig kalkulieren und neue Pläne machen. Dann wird sich auch das Ende der Krise nähern, zumindest wäre das nicht überraschend.

Der Verfasser betreibt Blick Log, ein Weblog über Wirtschaft, Finanzen, Business und mehr. Dort ist der Beitrag ebenfalls erschienen. Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

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