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Die Machtübernahme der EZB


Die Machtübernahme der EZB

 

Die weltweite Konjunkturskepsis hält an. In China weist der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe mit einem Neun-Monats-Tief von 49,2 auf eine abnehmende Konjunkturdynamik hin. Über eine nachlassende Nachfrage nach Industrie-Know How strahlt dies auch negativ auf die westlichen Volkswirtschaften aus. Das signalisiert z.B. die Neuauftragskomponente des ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA, die mit 47,1 Zählern unter der Expansion anzeigenden Schwelle von 50 liegt.

 

Zur Stabilisierung der chinesischen Exportwirtschaft - seit Jahresbeginn hat sie unter einer rückläufigen Industrieproduktion zu leiden - nimmt die Pekinger Führung aber Abstand von ihrer Politik der permanenten Währungsaufwertung gegenüber dem US-Dollar seit 2005. Eine verhaltenere Befestigung der chinesischen Währung, die aber auch vor zwischenzeitlichen Abwertungen nicht zurückschreckt, ist eingeleitet. Gemeinsam mit einer freizügigeren Zinspolitik der chinesischen Notenbank und der Dynamisierung von Infrastruktur-Großprojekten stützt Peking damit nicht nur seine Konjunktur, sondern letztlich auch die Weltwirtschaft.

 

Die globale Konjunkturflaute belastet weiterhin die deutsche Wirtschaft. So hat die OECD zuletzt sogar eine Konjunkturwarnung für Deutschland herausgegeben. Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie entwickeln sich im Trend zwar schwach, aber mit zuletzt 6,5 Prozent im Jahresvergleich kann der Export dennoch stabile Impulse setzen.

 

 

Reformbegeisterung in der Eurozone sieht anders aus

 

Für die längerfristige wirtschaftliche Stabilisierung in den prekären Euro-Ländern bleiben Strukturreformen das A und O. Tatsächlich sind in Spanien und Portugal bereits sinkende Lohnstückkosten zu beobachten. Im Gegensatz dazu sind aber in den großen Euro-Volkswirtschaften Italien und Frankreich kaum Reformerfolge zu erkennen. Im Gegenteil, in der Tendenz ansteigende, klar über dem Euro-Durchschnitt liegende Lohnstückkosten zeugen von Einbußen in der Wettbewerbsfähigkeit beider Länder.

 

 

Frankreich das neue Sorgenkind der Eurozone

 

Dieser katastrophalen Entwicklung müsste Präsident Hollande unbedingt mit deutlichen Reformen entgegentreten, um eine weitere Destabilisierung Eurolands im Kern zu verhindern. Doch bisher trägt die reformmüde Politik in Frankreich eher zum Niedergang der eigenen Wirtschaft bei. Die Ankündigung z.B. eines kräftig erhöhten Spitzensteuersatzes für Einkommensmillionäre führt bereits seit Mai dazu, dass immer mehr Franzosen ihr wirtschaftliches Heil im Ausland suchen. Mit einer populistischen Robin Hood-Attitüde schafft man eben kein investitionsfreundliches Wirtschaftsklima. Es ist zu hoffen, dass Frankreich die sozialistischen Tobsuchtsanfälle der ersten Jahre von Präsident Mitterand erspart bleiben. Ansonsten wird Frankreich zukünftig eher in einem Atemzug mit Spanien und Italien genannt werden und weniger mit Deutschland. Entwicklungen wie in Spanien und Portugal, wo im Zuge einer anhaltenden Kapitalflucht die Bankeinlagen im Vorjahresvergleich um 12 bzw. 6 Prozent geschrumpft sind, sollten als Mahnung eigentlich ihre Wirkung in Paris nicht verfehlen.

 

 

Die Geldpolitik setzt den Hobel an

 

Der EZB fällt in dieser wirtschaftlich und finanziell angeschlagenen sowie politisch unbefriedigenden Verfassung der Eurozone die Aufgabe der letzten Rettungsinstanz zu. Sie ist gefordert, den Vertrauensverlust der Eurozone auszugleichen. Das Rettungsversprechen in Form unbegrenzter Anleihenaufkäufe wurde diese Woche von EZB-Chef Draghi klar ausgesprochen. Zwar müssen prekäre Euro-Staaten wie Spanien oder Italien vor einer geldpolitischen Unterstützung Kreditlinien beim ESM beantragen und sich verpflichten, den Abbau der hohen Haushaltsdefizite zu forcieren. Die bisherige euroländische Realität zeigt aber, dass diese - wenn es zum Schwur kommt und die Wirtschaft einbricht - zügig gelockert werden, siehe Griechenland. Für Spanien oder Italien gilt wie bei großen Banken: Too big to fail. Das Drohpotenzial z.B. einer spanischen Pleite ist so groß, dass im Falle eines Falles niemand ernsthaft die Einhaltung von Sparabsichten fordern wird. Überhaupt steht die Renaissance keynesianischer Ausgabenprogramme zur Perspektivenverbesserung kurz bevor. In den meisten Euro-Ländern hat der wirtschaftspolitische Wind eindeutig gedreht.

 

Vor diesem Hintergrund stellt die EZB mit ihren geplanten, unbegrenzten Staatsanleihenaufkäufen prekärer Euro-Staaten einen Blankoscheck auch für neue Schulden aus, denn die Renditen von Staatsanleihen werden durch sie de facto gedrückt. Die Finanzmärkte werden mit Blick auf den so absehbaren Inflationsdruck und die weiter nachlassende Bonität jedoch nicht auf höhere Renditen zum Risikoausgleich setzen können. Die grenzenlose Feuerkraft der EZB würden sie nicht überleben.

 

Zunächst will die EZB nur am kurzen Ende der Staatsanleihen bis zu drei Jahren kaufen. Allein diese bereits Ende Juli durch die Blume ausgedrückte Ankündigung hat eine grundsätzliche Einengung der Zinsdifferenz - 10-jährige gegenüber 2-jähriger Laufzeit - bewirkt. Die zuletzt wieder größere Zinsdifferenz ist Konsequenz der Entspannungstendenzen auch bei länger laufenden, 10-jährigen Staatsanleihen. Die EZB nimmt das Risiko aus den Anleihenmärkten. Mit künstlicher Befruchtung schafft sie wieder Vertrauen.

 

Niederschlag findet diese Stabilisierung auch in einer sich wieder befestigenden Gemeinschaftswährung. Die Spekulationen am Terminmarkt auf eine Abwertung des Euros - die Haupttriebfeder für den deutlichen Euro-Verfall im Juli - haben merklich abgenommen.

 

 

Selbst Schweden zeigt Wirkung

 

Aber auch außerhalb der Europäischen Währungsunion setzt man auf die Wunderwaffe der Geldpolitik. Denn die Ausstrahleffekte der politischen Euro-Krise machen auch vor dem ökonomischen Musterland Schweden nicht mehr Halt. Die sich zuletzt eintrübende Konjunkturstimmung - der schwedische Einkaufsmanagerindex weist mit einem Einbruch auf 45,1 Punkte auf wirtschaftlichen Gegenwind hin - hat die schwedische Reichsbank bewegt, den Notenbankzins auf mittlerweile 1,25 Prozent zu senken. Weitere Zinssenkungen werden, wenn nötig, folgen.

 

 

Sachkapital bleibt das A und O

 

Der Rückenwind der internationalen Bruderschaft der offensiven Geldpolitik bleibt als entscheidender Stabilisierungsfaktor der globalen Aktienmärkte unbeirrt erhalten. Mit der weiter steigenden, kumulierten Bilanzsumme der US-Notenbank, der EZB und der Bank of Japan als Konsequenz der Anleihenkäufe entwickeln sich globale Aktien - gemessen am MSCI World Index - im Trend positiv.

 

Die makroökonomischen Tatsachen von Anleihenkäufen mittlerweile auch der EZB sowie steigender Nahrungsmittel- und Benzinpreise sorgen auch bei der sachkapitalistischen Anlageklasse Edelmetalle für Unterstützung. In Euro gerechnet hat der Goldpreis zwischenzeitlich sogar ein neues Zwischenhoch von 1353 Euro erklommen.

 

 

Und das bewegt die Finanzmärkte in der nächsten Woche

 

An der Konjunkturfront stehen zunächst die Ex- und Importe Chinas sowie die US-Industrieproduktion und der Konsumentenvertrauensindex der Amerikaner im Vordergrund. Enttäuschungen sind nicht ausgeschlossen.

 

Die nächste Woche steht hauptsächlich im Zeichen der fortgesetzten Rettung der Eurozone. Am Mittwoch urteilt das Bundesverfassungsgericht über die Grundgesetzkonformität des permanenten Euro-Rettungsschirms. Es ist nicht mit einer Ablehnung, nur mit Auflagen zu rechnen. Der Weg zur finalen Ratifizierung des ESM als Alibi für die geldpolitische Sorgenpause der EZB ist damit geebnet. Den Aktienbörsen sollte es anhaltend Auftrieb geben.

 

Positive Aktienimpulse hält ebenso das Treffen des Offenmarktausschusses der Fed bereit. Zwar bleibt die konkrete Ankündigung einer erneuten Liquiditätsoffensive noch aus. Fed-Chef Bernanke dürfte aber angesichts schwacher Daten vom US-Arbeitsmarkt mit zunehmend offensivem Ton klarstellen, dass er die scharfen Instrumente im geldpolitischen Werkzeugkasten der Fed auch einsetzen wird.

 

Insofern sieht es aus charttechnischer Sicht für deutsche Aktien positiv aus. Kann der DAX die Marke bei 7194 Punkten verteidigen, so trifft er erst bei 7400 Zählern auf die nächste signifikante Barriere, bevor dann die Marken bei rund 7520 und 7600 in den Vordergrund treten.

 

Sollte der DAX die Auffanglinie bei 7100 Punkten unterschreiten, sind weitere Rücksetzer bis zur Unterstützung bei 7000 Zählern einzukalkulieren. Wird auch diese durchbrochen, treten Kursverluste bis zur Marke bei 6950 Zählern und darunter in den Bereich zwischen 6890 und 6875 in den Vordergrund.

 

Aus heutiger Sicht ist von einem Indexstand beim DAX Ende des Jahres von 7500 und mehr auszugehen.

 

 

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
 

 

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