Menü
Microsoft selbst warnt vor der Verwendung von Internet Explorer, da er nicht mehr den neuesten Web- und Sicherheitsstandards entspricht. Wir können daher nicht garantieren, dass die Seite im Internet Explorer in vollem Umfang funktioniert. Nutze bitte Chrome oder Firefox.

Die Seifenblasen des Herrn Klinsmann


Die Diskussion um Jürgen Klinsmann erhält eine erstaunliche Medienresonanz und wird wohl gerade deswegen durch die Medien selbst gern befeuert. Ein sich selbst verstärkender Prozess. By the way: Klinsmann erhält bei Google mehr Aufmerksamkeit als die Finanzkrise, wie ein Vergleich der Suchworte offenbart:

image

blau Klinsmann, rot Finanzkrise:

In der letzten Ausgabe der Welt am Sonntag hat ein Leserbrief für Nachdenklichkeit gesorgt. Richard Lazarek formuliert in seinem Kommentar zu den Seifenblasen um Klinsmann interessante Gedanken, die sich auch auf Politik und Wirtschaft übertragen lassen. Eine Parallele besteht in dem Personenkult. So schreibt er, dass schon der dritte Platz unserer Nationalmannschaft beim sogenannten Sommermärchen 2006 überbewertet wurde. “Schließlich hatten wir in der Vergangenheit schon andere Erfolge zu verzeichnen. Außerdem wurde damals aus Fachkreisen angedeutet, dass nicht Klinsmann, sondern Jogi Löw die treibende Fachkraft gewesen sei. Der Weg zum FCB als Cheftrainer war das Ergebnis einer maximalen Überbewertung der eigenen Person. Die sportliche Seifenblase musste früher oder später platzen.”

Diese Zeilen erinnerten mich an einen Beitrag in der FAZ im Januar, in dem Christoph Hus feststellte, dass es in einem Unternehmen nicht ausschließlich auf die Mitarbeiter an der Spitze ankommt, sondern auch auf die Mitarbeiter dahinter, die sogenannten B-Player. Die wichtigste Stütze eines Unternehmens seien nämlich die normalen Angestellten. Sie leisten im Hintergrund solide Arbeit, ohne groß aufzufallen. Sie drängen sich nicht in den Vordergrund, weil sie kein Interesse daran haben, Führungsaufgaben zu übernehmen. Ohne sie würde kein Unternehmen funktionieren.

Leider liefert weder der Leserbrief noch andere Kommentare Anhaltspunkte dafür, wie Klinsmann an diese Position gekommen ist. Es muss etwas mit den Gedankenprozessen bei den Entscheidern über die Top-Kräfte zu tun haben. Dabei gehört es bekanntlich zu den hartnäckigsten Legenden der modernen Wirtschaft, dass die an der Spitze stehende Funktionselite stets auch zu den Top-Leistungsträgern gehört (siehe dazu auch hier). “Geld steht in keiner Beziehung zur Leistung,” stellte der Unternehmensberater Winfried Neun im Januar in einem Interview mit der Süddeutschen fest.

Also kommt es wohl doch eher darauf an, durch geschickte Eigen-PR und Seifenblasen etwas zu versprechen, was den Entscheidern halbwegs plausibel erscheinen muss, um eine Spitzenkraft wie Jürgen Klinsmann einzustellen. Natürlich hat dies auch etwas mit Leistungsnachweisen aus der Vergangenheit und fachlicher Kompetenz zu tun (zum Managementprinzip von Klinsmann siehe diesen Artikel Harvard Businessmanager (Achtung kostenpflichtig).

Mit der Seifenblase des Jürgen Klinsmanns hat Lazarek dann den Übergang zur Politik gefunden: “Übrigens funktionieren alle Seifenblasen nach dem gleichen Muster. … Wenn man zudem diese Regel auf das Gebiet der Politik überträgt, kann man nach dem gleichen Muster wohl schon heute voraussagen, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die politische Seifenblase mit dem Namen Obama früher oder später mit einem Knall enden wird.” Es sei mal dahingestellt, ob ausgerechnet Obama ein Seifenbläser ist, was ich bezweifele. Weniger zweifelhaft dürfte aber sein, dass in der Politik besonders viele Seifenblasen aufgepustet werden.

Und auch in der Wirtschaft beobachten wir solche Seifenblasen. Sie basieren auf dem Prinzip, dass Schein vor Sein geht. Das wiederum erinnerte mich an einen Satz aus dem Urteil gegen den Finanzbetrüger Jürgen Schneider: “Allenfalls der Hauptmann von Köpenick habe ähnlich erkannt, dass in unserer Gesellschaft, und bei den Banken im Besonderen, Schein vor Sein geht, urteilte Richter Gehrke.”  Hier ließen sich jetzt noch viele weitere Beispiele anführen, von denen der Fall Madoff nur der bekannteste ist. Hier hat man sich ebenfalls vom Schein bunter Blasen und Versprechungen blenden lassen.


Quelle: Blicklog

Like: 0
Teilen

Kommentare