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EURO-CHAOS IST ZURÜCK


Liebe Börsenfreunde,

oho, verschuldete Euroländer sind wieder auf den Titelseiten! Die Börse hat sich nun drei Monate um Unternehmen gekümmert, doch nun kehren die Euro-Sorgen zurück in die Schlagzeilen. Im heutigen Kapitel 02 habe ich Ihnen eine etwas andere Betrachtung zum umstrittenen ESM ausgearbeitet. Ich denke, das wird helfen, die Vorgänge ins rechte Licht zu rücken.

China wächst langsamer als erwartet, doch in meinen Augen ist das positiv. Mehr dazu ebenfalls in Kapitel 02. Zuletzt gehe ich noch auf die astronomischen Summen ein, die von Google, Facebook und Microsoft derzeit für Übernahmen und Patente gezahlt werden. Eine ganz neue Entwicklung, die bislang kaum in Unternehmensbewertungen eingeflossen ist.

Im Ausblick lesen Sie dann meine Erwartung für die Börsenentwicklung im weiteren Verlauf des Aprils.

Der heutige Depotcheck zeigt Ihnen ein mustergültiges Depot mit einer Reihe von attraktiven Dividendentiteln. Mehr dazu in Kapitel 04.

Im Fernsehen wurde ich nach Gigaset und Drillisch befragt. Gigaset hat sich liquide Mittel beschafft, doch leider fehlt ein sinnvoller Investitionsplan. Drillisch investiert seine Mittel lieber in die Konkurrenz als in den Ausbau des eigenen Geschäfts.

Wie immer gibt es wichtige Updates in Kapitel 06 zu unseren offenen Positionen, die Sie nicht verpassen dürfen.

Die PDF-Version dieser Ausgabe wird Ihnen ab morgen früh im
Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung stehen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/hts120413.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

 take share, Ihr
 Börsenschreibel
 
 Stephan Heibel
 
 Chefredakteur und
 Herausgeber des
 Heibel-Ticker
 

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: REIZTHEMA ESM RETTUNGSFONDS
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Beinahe täglich werde ich derzeit von Lesern nach meiner Meinung zum ESM befragt, dem europäischen Rettungsfonds, der ab Juli den EFSF als Rettungsfonds für überschuldete europäische Staaten ablösen soll und derzeit mit 700 Mrd. Euro ausgestattet werden soll. Schaffen wir uns dort ein Monster, das wir anschließend nicht mehr beherrschen können? Ist dies das Ende der Demokratie?

Bei den Tonnen von Dokumenten, die ich inzwischen gesichtet habe, habe ich überwiegend den Eindruck, dass die Angst vor der neu zu schaffenden Institution die treibende Kraft der Kritik ist. Bei einigen anderen Kritikern würde ich reine politische Taktik unterstellen. Um mir eine eigene Meinung zu bilden, die ich hier im Heibel-Ticker vertreten kann, blieb mir nichts anderes übrig, als mich selber durch den Vertragstext zu kämpfen.

Bei meiner Analyse sind am Ende auch ein paar bedenkliche Kritikpunkte übriggeblieben, die ich Ihnen nun erläutern möchte.

Wir müssen zwischen zwei Gesichtspunkten unterscheiden: Zum einen das finanzpolitische Ziel des ESM, die Stabilität im Euroraum zu gewährleisten und instabilen Ländern zu helfen, auch wenn einzelne Euroländer nicht gerne helfen würden und zum anderen den Weg, um dieses Ziel mit den verschiedenen Grundgesetzen und Verfassungen der einzelnen Euroländer zu erreichen.

Das Ziel wird vielfach kritisiert. Überschuldete Euroländer sollen dem Willen der Kritiker zufolge ihre Suppe selber auslöffeln. Doch auch wenn wir in Deutschland es nicht wahrhaben wollen, einer der großen Vorteile Europas auf den internationalen Finanzmärkten ist eben genau die Solidarität, die wir Euroländer füreinander aufbringen, um Euroland in seiner heutigen Form zu erhalten. Nur so können auch die Club-Med Länder in den Genuss der günstigen Zinsen kommen, und nur damit können die Club-Med Länder mittelfristig einen gesunden Wachstumspfad einschlagen, damit sie auch unseren Wirtschaftsraum vergrößern helfen.

Ob Griechenland, Portugal, Spanien, Irland oder gar Italien, die „Angriffe“ der Spekulanten gegen die jeweiligen Staatsanleihen wurden aus zwei Gründen gefahren: Zum einen, weil die Länder überschuldet sind und zum anderen, weil die Handlungsfähigkeit und der Handlungswille der EU getestet werden konnte.

Die Überschuldung der Länder ist Sache der einzelnen Länder. Doch wenn wir füreinander einstehen sollen, dann müssen die Länder sich an bestimmte Mindestregelungen halten, wie beispielsweise die Schuldenbremse. So wurde zeitgleich mit dem ESM auch die Schuldenbremse diskutiert, und sämtliche Euroländer haben bereits den politischen Willen bekundet, die Schuldenbremsen einzuführen.

Nachdem ein Euroland die Schuldenbremse nicht einhält und bevor der ESM eingreifen muss, gibt es eine Reihe von Eingriffsmöglichkeiten für die EU. Ein erster Schritt in Richtung Fiskalunion. Und für ESM-Hilfen muss das überschuldete Euroland tiefgreifende Eingriffe in die eigene Geldpolitik zulassen, ein weiterer Schritt in Richtung Fiskalunion.

Lehnen wir uns einmal zurück und schauen wir uns den Stand der EU einmal an: Seit 1992 gibt es die Kritik an der Euro-Einführung: Eine Währungsunion ohne Fiskalunion (gemeinsame Wirtschaftspolitik) sei zum Scheitern verurteilt. Und ja, derzeit sieht es danach aus, als behielten die Kritiker Recht.

Doch wie soll die Fiskalunion aussehen? Wollen wir aus unserem Wirtschaftsministerium einen zahnlosen Tiger wie die Bundesbank machen, die hinter der EZB Kapitän zum Steuermann oder gar zum Schiffsjungen degradiert wurde? Wollen wir die Fiskalpolitik (Steuereintreibung, Subventionen, ...) nach Brüssel delegieren? Ich für meinen Teil bin bei aller Europa-Begeisterung dazu nun doch nicht bereit.

Also können wir Europa nicht nach dem Vorbild bestehender Staaten bauen, auch nicht nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika. Wir wollen ja ein Europa mit mündigen Nationalstaaten und gleichzeitig mit der Sicherheit eines 400 Millionen Volkes.

So begibt sich die Politik auf Neuland und bildet den ESM in Teilen als europäische kleine Schwester des weltweit agierenden IWF, doch mit einigen Sonderrechten, die zunächst einmal stutzig machen.

So darf der ESM das Nachschießen von Mitteln bei den Mitgliedsstaaten einfordern, wenn der ESM dies für notwendig erachtet. Der ESM kann also, wenn er will, theoretisch unbegrenzt Mittel einfordern. Und wenn andere Mitglieds-staaten nicht zahlen, dann erhöht sich die Zahlungspflicht der verbleibenden Mitgliedsstaaten entsprechend. Klar, dass wir Deutsche derzeit darin die Gefahr sehen, dass wir zuletzt ganz Europa finanzieren müssen.

Dagegen kann sich Deutschland nicht wehren, denn der ESM kann nicht verklagt werden, die Politik kann auch keinen Einfluss auf die Entscheidungen im ESM nehmen. Der ESM ist, einmal geschaffen, ein Monster, das uns alle in den Abgrund reißen kann.

Doch ist diese Gefahr real? Ich glaube nein. Länder, die nicht zahlen, dürfen im ESM auch nicht mehr abstimmen. Und so wird die Entscheidung stets bei denen liegen, die noch zahlen können. Es hilft, sich einmal die Zusammensetzung des ESM anzuschauen.

Jedes Land entsendet einen Gouverneur in den ESM, der entsprechend einer Kennziffer, die grob gesagt aus der Wirtschaftskraft eines Landes errechnet wird, Stimmgewicht hat. Wesentliche Entscheidungen müssen mindestens mit 85% Mehrheit gefasst werden, und Deutschland hat heute ein Gewicht von 27%. Gegen den Willen unseres Gouverneurs geht also gar nichts.

Doch der theoretischen Möglichkeit der unbegrenzten Nachschusspflicht für das deutsche Volk erwächst die Notwendigkeit, den ESM in Deutschland mit einer breiten Mehrheit aus dem Volke zu untermauern. Derzeit versucht die CDU einen Alleingang. Die Kritik aus der FDP wird durch eine Partnerschaft mit der SPD in diesem Punkt übergangen. Wir kommen somit zum zweiten Punkt, zum Weg zum ESM.

Die europäische Einigung ist alles andere als ein harmonischer Prozess. Jedes Land verfolgt eigene Interessen im Einigungsprozess und will sich hier und da ein paar Vorteile, kulturelle Eigenarten oder ähnliches sichern. Bis heute konnte man sich nicht auf eine europäische Verfassung einigen und arbeitet daher behelfsweise auf der Basis der Verträge von Lissabon.

Diese Basis ist ein kleinster Nenner, den die Politik umsetzen konnte, ohne die breite Zustimmung der Völker einzuholen. Und dieses dünne Brett führt bei jeder Gelegenheit zu weiterer Kritik des Volkes am europäischen Einigungsprozess, so auch bei der Schaffung des ESM.

Stellen Sie sich einmal vor das Volk stünde voll und ganz hinter Europa, man würde natürlich sämtliche Schritte, die der Einigung helfen, von der Regierung erwarten und unterstützen. Doch das ist nicht der Fall, und so wird jede größere Entscheidung wieder zum Anlass genommen, nach einem Volksentscheid zu rufen, oder zumindest nach größer parlamentarischer Beteiligung.

In dem Wust an verschiedenen Interessen gibt es also derzeit einen Punkt, der  auch in meinen Augen kritikwürdig ist: Die fehlende breite Unterstützung für den ESM, eine fehlende Volksabstimmung oder breitere parlamentarische Beteiligung.

Derweil nimmt der Druck auf Italien und Spanien wieder zu. Nachdem Europa im Dezember unter Leitung von Angela Merkel Einigkeit und Handlungswillen demonstriert hat, haben sich die Märkte beruhigt. Nun kommt es zur Umsetzung der damals beschlossenen Schritte, und parallel zur aufkommenden Kritik geraten auch die Finanzmärkte wieder unter Druck. Italien hat eine grottenschlechte Staatsanleihenauktion vor zehn Tagen hingelegt. Spanien ruft um Hilfe bei der EZB und spricht von der Grenze der Leistungsfähigkeit. Die Renditen schnellen schon wieder in die Höhe.

Die fehlende Fiskalunion ist seit 1992 bekannt. Und doch haben es Generationen von Politikern nicht geschafft, diesen Fehler auszubügeln. Wenn Sie sich anschauen, zu welchem Zeitpunkt sinnvolle Entscheidungen aus Berlin und Brüssel getroffen wurden, dann werden Sie vielleicht auch zu der Überzeugung kommen, dass ohne Chaos keine tiefgreifenden Änderungen möglich sind.

So nehme ich an, dass wir wieder ein wenig mehr Chaos bekommen und dass der ESM gleichzeitig verteufelt und vielleicht sogar vor das Verfassungsgericht gezerrt wird. Doch vielleicht ist dies eine Situation, in der die europäische Union vorangetrieben wird ohne die Zustimmung des Volkes, ohne die Zustimmung des Parlamentes. Vielleicht wird man in zehn Jahren Angela Merkel große Führungsqualitäten bescheinigen während wir heute nur auf die Verfahrensfehler hinweisen.

Vielleicht aber wird es sich herausstellen, dass nur zusammenwächst was zusammengehört, und Europa gehört eben noch nicht zusammen. Wenn dem so ist, dann wird Europa ohnehin im Chaos enden. So einfach lässt sich nun der Rückwärtsgang nicht mehr einlegen.

Warum also nicht mit voller Kraft voraus und das Risiko eingehen, dass das Verfassungsgericht anschließend Nachbesserungen einfordert, die man dann eben noch einbindet – nachträglich, während der Einigungsprozess in vielen europäischen Ländern ungebremst fortschreitet. Die Finanzmärkte lassen keine Bremse mehr zu.

Meine Kritik würde ich also anders formulieren: Dem ESM fehlt die Basis einer europäischen Verfassung. Europäische Völker, nicht nur wir Deutschen, fühlen sich in den europäischen Einigungsprozess nicht eingebunden. Ein durchs Hintertürchen abgeschlossener Staatsvertrag von Lissabon kann nicht die Basis für ein vereintes Europa sein, die Europäer sind sich über ihre Rechte und Pflichten nicht einig.

Es ist eine Kritik, die Europa letztlich zum Scheitern bringen kann. Doch aus pragmatischer Sicht und als überzeugter Europäer würde ich nicht den ESM zum Vehikel nehmen, diesen Malus nun anzuprangern. Das würde zum vorzeitigen Ende Europas führen.


Schauen wir einmal, wie sich die einzelnen Indizes diese Woche entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES               12.04.12    DIFF
Dow Jones              12.987      -0,7%
DAX                     6.743      -0,6%
Nikkei                  9.638      -1,3%
Euro/US-Dollar          1,307      -0,6%
Euro/Yen             105,7635      -2,2%
10-Jahres-US-Anleihe     1,99%     -0,3
Umlaufrendite Dt         1,42%     -0,1
Feinunze Gold USD   $1.667,10       2,7%
Fass Brent Öl USD     $121,46      -1,5%
Kupfer in US$/to        7.990      -4,8%
Baltic Dry Shipping I     960       3,7%


SORGEN ÜBER CHINA

China wächst „nur“ noch mit 8,1%. Erwartet wurde ein Wachstum von 8,4%, im Vorjahr waren es noch 8,9%. Eine Bruchlandung der Wirtschaft in China wird nun befürchtet, dabei ist die Ziffer in meinen Augen eher ein Beweis für den Erfolg der restriktiven Geldpolitik Chinas und darüber hinaus das Signal, nun wieder die Zügel zu lockern. Ich habe mich also über die „schlechtere“ Wachstumsziffer gefreut, denn ich möchte endlich weitere geldpolitische Lockerungen in China sehen.

An den Märkten wurde überwiegend negativ auf die Zahl reagiert, da man Angst hat, China könnte zu stark ausgebremst haben und nun folgt eine Bruchlandung der Wirtschaft, was die Weltkonjunktur in Mitleidenschaft ziehen würde.

Ich nehme an, dass China nunmehr so lange als Grund zur Sorge herangezogen wird, wie das Wachstum unter 9% verbleibt. Meiner optimistischen Erwartung zufolge sollten Lockerungsmaßnahmen dazu führen, dass zum Ende des Jahres wieder Wachstumsraten nördlich der 9% erreich werden. Bleibt das aus, dann haben wir tatsächlich Probleme. Sinkt das Wachstum in den kommenden Monaten weiter ab, dann werde auch ich besorgt.

Doch bis dahin bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass China die Abkühlung der eigenen Wirtschaft gut im Griff hat.

Schauen wir einmal, wie sich die Stimmung unter Anlegern und Analysten entwickelt:

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
23.03.- 30.03. (229): 46% / 18%
30.03.- 05.04. (153): 47% / 12%
05.04.- 13.04. (159): 49% / 15%

Kaufempfehlungen der Analysten
Danone, BASF, Cisco

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Nokia, Carrefour, Unilever

Privatanleger
13. KW: 70% Bullen (193 Stimmen)
14. KW: 65% Bullen (177 Stimmen)
15. KW: 66% Bullen (183 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Commerzbank, Electricite de France, SGL Carbon

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Supervalue, Coca Cola, CFAO

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel


Hui, die Stimmung bleibt verhältnismäßig negativ. Die Bären kommen aus ihren Höhlen und nisten sich so langsam auf dem Börsenparkett ein.


TOP-ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

Firma  Analyse vom  Kurs   Ziel  Upside
SKY Dtl.    12.04.  2,01€  4,25€ 111,44%
RHÖN-KLINIK 13.04. 13,95€ 22,00€  57,71%
PORSCHE     10.04. 42,70€ 66,00€  54,57%
BAUER AG    13.04. 19,80€ 28,00€  41,41%
LUFTHANSA   13.04.  9,96€ 14,00€  40,56%
Gigaset     10.04.  2,28€  3,20€  40,35%
CELESIO AG  13.04. 12,83€ 18,00€  40,30%
VOLKSWAGEN  13.04.129,06€180,00€  39,47%
KLOECKNER   12.04. 10,14€ 14,00€  38,07%
LANXESS AG  11.04. 58,61€ 80,00€  36,50%

Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.


GOOGLE HEBT STRATEGIE ÜBER ZAHLEN

Gestern Abend hat Google seine Zahlen vorgelegt. Der Umsatz ist stärker angewachsen als erwartet, doch der Gewinn blieb hinter den Erwartungen zurück. Grund: Margenverfall bei der Klickwerbung. Der durchschnittliche Klickpreis ging um 12% zurück. Für ein Wachstumsunternehmen ist das nicht hinnehmbar, es sei denn, es gibt nachvollziehbare Gründe dafür.

Doch diese Gründe lieferte Google nicht. Man verlor sich in einer berauschenden Präsentation der Zukunftsstrategie, es wurde auf die Vorteile von gründergeführten Unternehmen verwiesen und gab einen Aktiensplitt im Verhältnis von 1:2 bekannt, wobei die neuen Aktien kein Stimmrecht erhalten werden.

Die neuen Aktien sollen die Machtbasis des Gründerpaares sichern, Akquisitionen sollen künftig mit stimmrechtslosen Vorzugsaktien erfolgen.

Google hat ein KGV von 11, und alles, was ich gehört habe, hat mich überzeugt. Bei einem KGV von inzwischen nur noch 11 kann man eigentlich nichts kritisieren, schon gar nicht bei einer erwarteten Wachstumsrate von 17% in den nächsten fünf Jahren! Die Aktie ist billig.

Doch es fehlten mir genauere Angaben über die eingeschlagene Strategie. Insbesondere Aussagen über die Art und Weise, wie Motorola in den Konzern eingebunden werden soll,   das Unternehmen wurde kürzlich gekauft.

Und auch wie die Strategie für das mobile Internet aussieht. Eine entsprechende Frage in der anschließenden Analystenkonferenz wurde wie folgt beantwortet: Wir wollen Android weiter verbreiten, damit wir eine breite Plattform für unser mobiles Internet haben und darüber Werbung ausliefern können.

Doch die Werbung über das Mobilfunknetz hat wesentlich kleinere Gewinnmargen als die heutige AdWords-Werbung. Mich würde interessieren, wie die Mobilfunkwerbung im Bereich von AdWords kanibalisiert werden soll, in welchem Zeitraum hier ein wesentlicher Umstieg auf das Mobilfunknetz erfolgen soll. Doch darüber wurde nichts gesagt.

Ist der rückläufige Klickpreis bereits die Folge der Mobilfunkstrategie von Google? Keine Antwort.

Google setzt alles auf das mobile Internet, das wurde mehrfach in der Analystenkonferenz betont. Doch wenn es ums Detail ging, verwies man darauf, dass auch die Integration von YouTube Jahre gedauert habe, bis heute endlich Geld abgeworfen wird. Und um sich nicht die Macht nehmen zu lassen, hat Google nun für weitere Übernahmen Vorzugsaktien geschaffen. Das Gründerpaar wird also unbehelligt agieren können. Hoffen wir, dass sie weiterhin ein gutes Händchen haben.


FACEBOOK: 1 MRD. USD FÜR 13 PERSONEN

Facebook hat Instagram für eine Milliarde US-Dollar gekauft. Instagram beschäftigt 13 Mitarbeiter und bietet einen Photo-Dienst an, über den man seine Photos mit der ganzen Welt teilen kann – ein soziales Photonetz sozusagen.

Eine Milliarde US-Dollar für dreizehn Mitarbeiter. Hier sehen wir, dass Facebook heute schon, also deutlich vor seinem Börsengang, im Geld schwimmt und sich das zukaufen kann, was ihm gefällt. Ist hier eine Blase in der Entstehung? Ich kann es mir gut vorstellen. Sollten Sie daher die Finger von Facebook und anderen Aktien der sozialen Netze lassen? Nein, noch nicht – lassen Sie die Blase ruhig noch etwas größer werden.


AOL: 1 MRD. USD FÜR 800 PATENTE

AOL ist inzwischen nur noch 1,7 Mrd. USD wert gewesen, da kauft Microsoft aus heiterem Himmel dem Unternehmen 800 Patente für eine Mrd. USD ab. Ein „immaterieller“ Wert, der in der Unternehmensbewertung von AOL nicht im geringsten berücksichtigt wurde. Über Nacht sprang AOL auf eine Marktkapitalisierung von 2,5 Mrd. USD.

Google kauft Motorola und schert sich kaum um dessen Hardwaregeschäft. Facebook kauft Instagram und schert sich kaum um deren dünne Personaldecke. Microsoft kauft gleich nur noch direkt die Patente. Was geht da vor?

Wenn wir uns dann die Meldungen anschauen, dann stellen wir fest, wie viele Klagen weltweit anhängig sind. Jeder verklagt jeden, könnte man meinen, selbst seinen Kunden und seine treuesten Lieferanten. Wer verklagt wird, holt in jedem Fall zum Gegenschlag aus und klagt zurück. Meist enden die Klagen dann mit einem Vergleich. Vereinfacht gesagt könnte ich mir vorstellen, dass die Parteien sich wie folgt einigen: Du hast fünf Kilo relevante Patente, ich habe 7 Kilo, also musst Du mir ein paar hundert Millionen überweisen. Wer blickt sonst denn noch durch das Patentgewirr hindurch?

Patentklagen sind inzwischen ein maßgeblicher Teil der Geschäftspolitik, und ich fürchte, dass dieser Teil weiter anwächst.

Keine Ahnung, wie wir Privatanleger von diesem Trend profitieren können, doch zeigt das Beispiel von AOL, dass einige alte Internetdinosaurier durchaus noch Patente halten, die einiges wert sein könnten. Ich denke da insbesondere an Yahoo!, die seit Jahren keine vernünftige Strategie mehr auf die Beine stellen. Irgendwann wird bei Yahoo! nicht mehr das Geschäft bewertet, sondern die Patente.

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03. AUSBLICK: KORREKTUR VOR BERICHTSSAISON
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Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrechterhalten.

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Hier im Heibel-Ticker Standard erhalten Sie überwiegend  vergangenheitsbezogene Erklärungen von mir. Detaillierte  Analysen und Einschätzungen über die künftige Börsenentwicklung gibt es nur im kostenpflichtigen Heibel-Ticker PLUS. Das Angebot für die zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS baue ich kontinuierlich weiter aus und komme dabei insbesondere den Wünschen meiner Kunden nach. Inzwischen bietet das Heibel-Ticker PLUS Abonnement folgende Zusätze:

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 - täglich aktuelle Einschätzungen zu den Meldungen, die unsere offenen Positionen betreffen

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Kurz nach dem Versand des Heibel-Ticker PLUS wird Online eine PDF-Version zur Verfügung gestellt, die zusätzlich Charts von den besprochenen Aktien und Indizes sowie Rohstoffen enthält. Darüber hinaus wird die Liste der offenen Positionen tabellarisch wesentlich übersichtlicher dargestellt als in der „nur-Text“-Version möglich.

Den Reaktionen meiner Kunden entnehme ich, dass der Heibel-Ticker PLUS die Bedürfnisse von Anlegern gezielt und verständlich sowie fundiert und erfolgreich befriedigt. Schauen Sie sich das neue Angebot einmal mit einem
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04. DEPOTCHECK: APPLE, ANDRITZ, NOVO NORDISK, NESTLE,
                FUCHS PETROLUB
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.


FRAGE:

Hallo Herr Heibel,

seit dem Vorjahr habe ich nun Ihren Börsenbrief abonniert, und ich kann aus Überzeugung sagen, dass ich Ihre Analysen ganz hervorragend finde, habe ich mir doch schon verschiedene andere Börsenbriefe auch angesehen.

Von Ihrem Angebot, eine Analyse meines Depots vorzunehmen, mache ich gerne Gebrauch.

Meine fünf größten Positionen sind:

Aktie                  Depotanteil

Apple                22,7%
Andritz            15,1%
Novo Nordisk        11,2%
Nestle             9,9%
Fuchs Petrolub         9,2%


ANTWORT:

Besten Dank für das Lob. Unter den Blinden ist der Einäugige König ;-)

Gerne schaue ich mir Ihr Depot näher an:

APPLE

Zu Apple brauche ich nicht viel zu sagen, Sie kennen den Wert aus dem Heibel-Ticker PLUS. Gemessen an der Börsenkapitalisierung ist es das größte Unternehmen der Welt und agiert noch immer flexibel und innovativ wie ein Start-up. Dieses Jahr wird noch die MacBook Pro Produktlinie überarbeitet, es kommt ein neues iPhone und irgendwann wird auch noch das iTV oder iPanel, wie auch immer es heißen mag, erwartet. Genug um die Phantasie der Anleger bei Laune zu halten.
 

ANDRITZ

Turbinen und Generatoren für Wasserkraftwerke sind das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens mit Sitz in Graz, sowie auch Produktionsmaschinen für die Papierindustrie. Besonders positiv entwickelt sich derzeit der Auftragseingang für Andritz, was zu einer hohen Transparenz für die kommenden Quartale führt. Das Umsatzwachstum von ca. 8% p.a. ist mit dem KGV von 15 ordentlich bewertet, die Dividendenrendite von 3,5% ist attraktiv. Ich halte das Unternehmen für eine aussichtsreiche Dividendenkomponente in einem diversifizierten Portfolio.


NOVO NORDISK

Das dänische Pharmaunternehmen nimmt eine weltweit führende Rolle bei der Behandlung von Diabetes ein (50% Weltmarktanteil). So traurig es sein mag, Diabetes, und dort natürlich insbesondere Altersdiabetes, ist ein Wachstumsmarkt, den Novo Nordisk aufgrund lang laufender Patente noch lange Zeit dominieren wird. Die 15% Umsatzwachstum p.a. sind mit einem KGV von 22 in meinen Augen fair bewertet. Die Dividendenrendite von 2% ist in Ordnung.
 

NESTLE

Smarties oder KitKat, Nescafé oder Perrier, Maggi, Häagen-Dazs oder Mövenpick, Sie werden die Produkte der Schweizer kennen und vermutlich auch lieben. Auch die Aktie ist ein leckerer Bestandteil für jedes Depot: Über 3,7% Dividendenrendite bei einem KGV von 17 kann man nicht meckern. Und Dank einer guten Positionierung in den Schwellenländern kann der Umsatz derzeit um 8% p.a. gesteigert werden. Davon abgesehen denke ich, dass der Kurs seine gute Performance in den nächsten Quartalen nicht mehr halten werden kann, da die positiven Effekte durch die Entspannung auf den Rohstoffmärkten inzwischen im Aktienkurs enthalten sind. Doch auf dem aktuellen Niveau ist auch kein sonderlicher Kurseinbruch zu fürchten.


FUCHS PETROLUB

Das Elektroauto ist noch immer eine Zukunftsvision und die Angst, demnächst weniger Schmierstoffe und Öle für Automobile einsetzen zu müssen, ist für Fuchs Petrolub nur eine Randnotiz. Das Unternehmen profitiert vom Aufschwung in der Automobilindustrie sowie vom generellen weltweiten Konjunkturaufschwung. Die Kundenpalette geht durch die gesamte Industrie, vom Bergbau bis zur Landwirtschaft, vom Maschinenbau bis zur Pharmaindustrie. Haupteinsatzstoff ist Öl, und der Ölpreis notiert nun seit langem deutlich über 100 USD/Fass. Das dürfte irgendwann in die Gewinnmarge von Fuchs Petrolub schneiden, und ich wäre bei der Extrapolation der Gewinnentwicklung vorsichtig. Mit dieser Einschränkung versehen ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau bei einem KGV von 13 in meinen Augen fair bewertet. Die Dividendenrendite von 2,7% ist attraktiv, das Umsatzwachstum beträgt nunmehr nur noch 4% p.a.


KORRELATIONSMATRIX

Tgl
      APC    AZ2    NOVB    NESR    FPE3
APC   1,00   0,05   0,31   -0,26   -0,09
AZ2   0,05   1,00   0,58    0,48    0,72
NOVB  0,31   0,58   1,00    0,38    0,46
NESR -0,26   0,48   0,38    1,00    0,73
FPE3 -0,09   0,72   0,46    0,73    1,00

Wtl
      APC    AZ2    NOVB    NESR    FPE3
APC   1,00   0,21   0,41    0,17    0,26
AZ2   0,21   1,00   0,42    0,28    0,68
NOVB  0,41   0,42   1,00    0,30    0,45
NESR  0,17   0,28   0,30    1,00    0,34
FPE3  0,26   0,68   0,45    0,34    1,00


Fuchs Petrolub und Andritz beliefern die Industrie und sind damit konjunktursensibel. Entsprechend wird sowohl langfristig als auch kurzfristig bei der Kursentwicklung auch eine verhältnismäßig hohe Korrelation ermittelt (0,68 & 0,72 resp.). Doch ich halte es derzeit für eine gute Idee, etwas mehr konjunktursensible Aktien ins Portfolio zu nehmen, damit wir von einem erwarteten Aufschwung profitieren können.

Auf Basis der Tagesschlusskurse (also kurzfristige Betrachtung)  ist noch eine etwas erhöhte Korrelation von Fuchs Petrolub zu Nestlé zu sehen, was ich aber höchstens auf den hohen Anteil der Rohstoffkosten zurückführen kann, den beide Unternehmen für ihre Produktion veranschlagen müssen. Aus Branchensicht sind hier kaum Gemeinsamkeiten zu sehen, und die kurzfristige Korrelation würde mich daher nicht verunsichern.

Sie haben ein Technologieunternehmen (Apple), ein Konsumartikelanbieter (Nestle), zwei Industrieunternehmen (Andritz und Fuchs Petrolub) und einen Pharmakonzern (Novo Nordisk). Regional bauen Sie auf die USA (Apple), den Euro (Andritz, Fuchs Petrolub) und die EU (Dänemark). Alle Unternehmen agieren weltweit, können also kaum auf ihren Heimatmarkt reduziert werden. Apple, Nestle und Novo Nordisk sind stark im asiatischen Raum, sodass Sie auch diese Region somit indirekt abdecken.

Wachstum bieten Apple (20%) und Novo Nordisk (15%), die anderen Unternehmen bieten stabiles bis kleines Umsatzwachstum bei einem hohen Cashflow, der in Form von hohen Dividenden an die Aktionäre aufgeschüttet wird.

Alles in allem würde ich sagen: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben ein super Portfolio zusammengestellt :-)

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05. TV-INTERVIEW AM MITTWOCH: GIGASET & DRILLISCH
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GIGASET-TELEFONE BALD NUR NOCH IM MUSEUM?

Zugegeben: die ehemalige Siemens-Abteilung hat was Sprachqualität und Strahlungsbelastung betrifft perfekte Produkte im Angebot. Auch Sonderfunktionen wie das Babyphone (Babyalarm) heben Gigaset-Telefone von der Konkurrenz ab. Doch welche Konkurrenz? Und warum wohl?

Weltweit erleben Handys eine große Nachfrage. Insbesondere in Gebieten, wo die Telefonleitungen noch nicht bis in die einzelnen Häuser (Hütten) gelegt wurden, bieten Handys die Möglichkeit, mit der Welt in Verbindung zu treten. Der Weltmarkt für Handys ist noch nicht gesättigt, es ist noch immer ein Wachstumsmarkt.

Und wer es etwas anspruchsvoller mag, der schaut sich unter den Smartphones ein passendes Gerät aus. Hier spielen Hard- und Software in einem nie zuvor dagewesenen Maße zusammen, dass es in meinen Augen letztlich nur wenige, vielleicht eine Handvoll, Unternehmen schaffen werden, sich im weltweiten Smartphonemarkt zu etablieren.

Doch Festnetztelefone? Wo ist hier der Wachstumsmarkt? Sie müssen sich nur die Entwicklung der Festnetzsparte bei der Deutschen Telekom in den vergangenen Jahren anschauen. Das magentafarbene Unternehmen kann im Mobilfunkmarkt kaum schnell genug wachsen um das wegbrechende Festnetzgeschäft aufzufangen. Wo soll also das Wachstum für Gigaset herkommen, der weltweiten Nummer 3 bei Festnetzgeräten?

Das Unternehmen sagt, es wolle im Ausland wachsen. Okay, das verstehe ich: Der Heimatmarkt ist miserabel, also sucht man im Ausland sein Glück. Doch wie oben erwähnt, gibt es in meinen Augen kaum ein Ausland, bei dem ich einen boomenden Festnetzmarkt sehe.

Das Unternehmen sagt, es wolle in neue Technologien investieren, in IP-Telefonie. IP-Telefonie ist in meinen Augen ebenfalls kein Wachstumsmarkt sondern eine Voraussetzung dafür, dass künftig überhaupt noch Gigaset-Telefone verkauft werden können. Gigaset hat den Trend zum Internet-Telefon verschlafen; andere Anbieter haben das Problem inzwischen gelöst: So telefoniert Ihr Autor seit langem mit seinem Gigaset-Telefon über die IP-Telefonnummer, indem er seinen Netzwerkrouter entsprechend konfiguriert hat. Ungeachtet dessen gibt es eine ganze Reihe von Festnetztelefonen, die die direkte IP-Telefonie beherrschen. Ist das ein Wachstumsmarkt? Nein.

Eine reibungslose Einbindung ins Heimnetzwerk vermag Gigaset bis zum heutigen Tage nicht anzubieten. Im Gegenteil: Eine Synchronisierung funktioniert auf dem Mac nur teilweise und auf dem Windows-PC fehlerhaft. Supportanfragen werden nicht beantwortet. Von einer plattformunabhängigen Kontaktdatenverwaltung in der Cloud ist das Unternehmen meilenweit entfernt.

Selbst wenn Gigaset nun die versäumten Innovationen nachholt, kann das Unternehmen damit nicht eine Nachfragewelle lostreten. Niemand kauft sich ein neues Festnetztelefon, weil es neue Funktionen darin gibt oder weil es ein schickeres Design hat als das aktuelle. Manchmal gehen die Telefone kaputt, dann kauft man sich ein Neues. Nicht alle zwei Jahre sondern eher alle 5-10 Jahre.

Doch kommen wir neben dieser doch sehr persönlichen Einschätzung des Marktes zu den verfügbaren Fakten: Ende März wurden die Zahlen für 2011 vorgelegt. Im Vergleich zu 2010 gab es eine sehr positive Entwicklung, die dem Markt zuvor bereits signalisiert wurde. So richtete sich die Neugier insbesondere auf den Ausblick. Und dieser hat Anleger und Analysten enttäuscht. Es zeigte sich, dass die positive Entwicklung des Jahres 2011 eher ein Einmaleffekt war als eine Trendwende.

Insbesondere bei der Gewinnentwicklung handelte es sich um Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen (Factoring, Verkauf von Forderungen gegenüber Kunden an einen Dienstleister), die für die erfreuliche Entwicklung gesorgt hatten. Doch die rückläufige Umsatzentwicklung kann dadurch nicht gestoppt werden, sondern höchstens durch sinnvolle Investitionen. Und über den Sinn der Investitionen von Gigaset habe ich meine Meinung in den oberen Absätzen bereits dargelegt.

Ich fürchte, auch der Wettbewerb für Gigaset wird schwerer, da der Qualitätsvorsprung irgendwann von chinesischen Unternehmen und anderen Billiglohnländern wett- gemacht werden kann. So wird sich Gigaset einem Margendruck gegenübersehen bei rückläufigem Umsatz. Derzeit hoffen einige Analysten noch auf eine üppige Dividende bei Gigaset. Doch auch dafür ich sehe wenig Spielraum.

Der Kurs der Aktie war in Folge des schlechten Ausblicks vom Ende März von 3,10 auf 2,40 Euro eingebrochen. Meiner Einschätzung nach ist da noch nicht Schluss: Das KGV 2012e steht bei 18. Für einen rückläufigen Umsatz bei zu befürchtendem Margendruck würde ich kein zweistelliges KGV ansetzen, so dass der Kurs in meinen Augen noch deutlich zu hoch steht – auch nach dem heftigen Ausverkauf.

Moment, werden nun einige sagen, dann würde die Aktie ja unter ihrem Barbestand notieren: Aktuell liegen 56 Mio. Euro Nettoliquidität in der Bilanz. Durch den Verkauf der Forderungen wurde die Liquidität verbessert – aber eben nur als Einmaleffekt und nicht nachhaltig. Diese Liquidität muss nun sinnvoll investiert werden.

Gigaset wird dank der guten Qualität der Produkte sicherlich am Markt bestehen, doch vielleicht eben nur als ein kleiner Nischenanbieter.  Mit dem Kauf der Aktie würde ich trotz der optisch günstigen Bewertung so lange warten, bis Investitionen in Geschäftsfelder vorgenommen werden, die neues Wachstum für Gigaset ermöglichen.

Ich werde ein Auge auf Gigaset behalten, vielleicht fällt dem Unternehmen ja irgendwann noch etwas Sinnvolles ein.


DRILLISCH INVESTIERT LIEBER IN DIE KONKURRENZ

Diese Woche hat Drillisch seine Finanzen neu sortiert. Direkt und über die Tochtergesellschaft MSP Holding hält Drillisch 20,3% am Wettbewerber Freenet. Die Finanzierung dieser Beteiligung wurde nun neu über einen Kredit, eine Wandelanleihe und ein Absicherungsgeschäft strukturiert.

Bei der Bank of America hat das Unternehmen einen Kredit über 89,7 Mio. Euro aufgenommen. Dieser Kredit ist durch 13,3 Mio. Freenet Aktien besichert.

Für den Fall eines heftigen Kursverlustes bei den Freenet Aktien wurde ein Kurssicherungsgeschäft abgeschlossen, das Drillisch Schätzungen zufolge rund 4 Mio. Euro p.a. kostet.

Zudem wurde eine Wandelanleihe für 125 Mio. Euro ausgegeben. Sollte Freenet auf 14,77 Euro steigen (Kurs aktuell 12,70 Euro), dann können die Anleiheeigner mit Freenet Aktien ausbezahlt werden.

Von der üppigen Dividende von Freenet (7,9% Dividendenrendite) erhält Drillisch nur 5%, der Rest geht an die Anleiheeigner und vermindert entsprechend den Wandelpreis.

Soweit die finanziellen Details. Es ist positiv zu sehen, dass Drillisch seine Finanzierung neu strukturiert und auf langfristig solide Beine stellt. Doch den Spekulationen über eine mögliche Übernahme Freenets durch Drillisch kann diese Aktion kein Ende setzen.

Eine Übernahme in dieser Richtung halte ich ohnehin für nicht besonders wahrscheinlich. Allein schon der Größenunterschied läßt den Übernahmepoker aussehen wie das Kräftemessen von Porsche gegenüber Volkswagen. Freenet setzt 3,2 Mrd. Euro um, Drillisch gerade einmal 349 Mio. Euro.

Doch ein Zusammengehen von Drillisch und Freenet würde Synergien erzeugen. Beide Unternehmen haben ihr Pre-Paid Geschäft heruntergefahren bzw. abgestoßen. Beide konzentrieren sich auf die margenstarken Verträge für das mobile Internet. Es kommt mir vor, als taktiere Drillisch durch die Beteiligung an Freenet. Als wolle sich das Management von Drillisch in eine gute Verhandlungsposition bringen.

Doch das gefällt mir nicht. Ein Management, das sein Geld nicht in Investitionen steckt sondern damit taktiert, das hat den Fokus nicht auf dem eigenen Geschäft. Wenn Drillisch lieber in Freenet investiert, dann sollten wir das auch so handhaben. Im direkten Vergleich würde ich also Freenet bevorzugen.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.

Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“ steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Unter „2012“ steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
Unter „Anteil“ finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter i steht zur Information meine Grundtendenz:
K  –  bei Gelegenheit Kaufen,
NK -  Nachkaufen
H  -  Halten,
V  -  bei Gelegenheit Verkaufen,
TV –  Teilverkauf, also nicht die ganze Position
VL –  Verkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses  
      sollte verkauft werden
SL –  Stopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses
      sollte verkauft werden
TS – Trailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich
     nachgezogen wird

Die „Gelegenheit“ zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „i“ insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
 
Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.



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