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Endlich richtige Feststellung: Sparkassenpräsident sieht drohende Eigenkapitalklemme


Mir ist nicht bekannt, ob der Präsident des Deutschen Sparkassen und Giroverbandes, Heinrich Haasis, regelmäßig den Blick Log liest und er die Kritik an einer seiner Formulierungen in einem Beitrag der vergangenen Woche wahrgenommen hat. In einem Gespräch mit dem Handelsblatt (nur in der gestrigen Printausgabe, S. 18) vertritt er nämlich Punkte, die fast wörtlich Beiträgen dieses Blogs entstammen könnten und die einen deutlichen Fortschritt nicht nur der Sparkassenorganisation, sondern auch der Banken insgesamt zeigen. Haasis beobachtet nämlich die angespannte Lage bei der Eigenkapitalausstattung mittelständischer Firmen mit Sorge:

"Nach meiner Auffassung sollten die Förderbanken nicht immer neue Kreditprogramme auflegen. Man wird darüber reden müssen, ob über die Förderbanken nicht Eigenkapitalprogramme initiiert werden sollten", schlug Haasis in einem Gespräch mit dem Handelsblatt vor. Das würde den Unternehmen eher helfen. Nach Einschätzung des Sparkassen-Präsidenten hat es in den vergangenen sechs Monaten eine massive Verschiebung der Probleme gegeben. Erst sei es um das Thema Kreditklemme gegangen, "was sich aus Sicht der Sparkassen so nicht stellt", jetzt müsse man sich stärker um den Eigenkapitalbedarf der Firmen kümmern.

Viele Mittelständler seien mit einer auskömmlichen Eigenkapitalquote in die Finanzkrise gegangen. Das schmelze jedoch stark ab. Da stelle sich die Frage, ob es Ersatz für das aufgezehrte Kapital geben könne. Dieses Problem schränke die Unternehmen nicht nur massiv ein, es verschlechtere auch ihr Rating. "Damit müssen Banken diese Kredite wiederum mit mehr Eigenkapital unterlegen – da setzt sich eine Negativspirale in Gang", befürchtet Haasis. Bis Ende des Jahres werde sich dieses Problem deutlich bemerkbar machen. “

Haasis ist damit meines Wissens der erste Top-Banker, der das Thema Eigenkapitalklemme so deutlich anspricht (übrigens auch in seiner Rede auf der Bankentagung des Handelsblatts, nachzulesen auf S. 4 unten). Und es ist bedauerlich, dass dies nicht von mehr Bankern und Politikern erkannt wird. Dabei kennen die Mitarbeiter von der Kundenfront und der Kreditprüfung diese Problemlage nur zu deutlich: Vielen Unternehmen ist allein mit Fremdmitteln nicht geholfen. Sie benötigen in welcher Form auch immer zusätzliches Eigenkapital. Und dies ist für viele Unternehmen aus verschiedensten Gründen nicht einfach zu beschaffen (siehe dazu ausführlicher hier)

Jetzt wäre es interessant zu wissen, ob Herr Haasis daraus konkrete Handlungsinitiativen einleitet. Aus meiner Sicht gibt es mittlerweile genügend Vorschläge (siehe Aufstellung unten). Sinn macht es daher, wenn Banken oder die Sparkassengruppe Initiative zeigen und strukturiert das Thema annehmen. Sie haben nämlich die institutionelle Kraft, dies zu stemmen (oder vielleicht sogar zusätzliche aber nicht notwendige staatliche Unterstützung einzuwerben). Privat als Blogschreiber kann ich das  nicht. Und auch mein Arbeitgeber, der sowohl Banken als auch mittelständische Unternehmen berät, hat nicht den Einfluss, ein solches Projekt anzustoßen (wohl aber das Know-how die Einführung und Umsetzung zu unterstützen).

Ich stelle natürlich gern meine Erfahrungen aus meiner Bankenzeit und aktuell aus der Beratung und Unterstützung mittelständischer Unternehmen in kritischen Unternehmenssituationen zur Verfügung (und denke, meine Geschäftsführer werden das mitgehen). Ich kenne die Bedürfnisse und Probleme beider Seiten aus erster Hand und auch die Sparkassenlandschaft recht gut. Durch meine praktischen Erfahrungen, viele Gespräche und nicht zuletzt die vielen Beiträge zum Thema Finanzierungs- und Eigenkapitalklemme weiß ich, was gehen könnte.

Herr Haasis könnte einfach folgende Leute zusammen holen (ich übernehme dann gern die Moderation), von denen ich weiß, dass sie für interessante Vorschläge stehen (und sicher gibt es noch mehr):

  • Anton F. Börner, Präsident des Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen,
  • Hartmut Bechtold, Geschäftsführer der True Sale International; den Vorschlag der beiden Herren habe ich hier kommentiert,
  • Arno Fuchs, Gründungspartner und CEO von FCF Fox, der vergangene Woche einen guten Vorschlag im Handelsblatt veröffentlicht hat (Kommentar dazu hier),
  • einen Vertreter der KfW, die das Problem in dieser Studie angesprochen haben und bereits vor Jahren auf den Eigenkapitalnotstand hingewiesen und wiederbelebbare Vorschläge gemacht haben(siehe dazu hier),
  • Prof. Michael Hüther (Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln), der in seiner Kolumne für das Handelsblatt einen Vorschlag zur Förderung des Verbriefungsmarktes gemacht hat,
  • Rainer Lenz, Professor für International Trade and Finance in Bielefeld, der vor einigen Wochen ebenfalls einen sehr interessanten Vorschlag gemacht hat (siehe dazu diesen Beitrag),
  • Dirk Elsner, Senior Berater bei Innovecs und Verfasser dieses Textes mit verschiedenen Vorschlägen zur Lösung der Finanzierungsklemme (Übersicht hier)
  • sowie ein oder zwei Vertreter von Beteiligungsgesellschaften, aus dem Mittelstand und vielleicht einer IHK (hier kann ich jeweils Vorschläge machen)
  • ich könnte dazu noch ein oder zwei Bundestagsabgeordnete nennen, mit denen ich darüber gesprochen habe und die Interesse an diesem Thema hätten und sich dafür politisch stark machen könnten.

Vielleicht ist die Gruppe schon fast zu groß. Aber es sind alles Leute, die Ideen gebracht haben, von denen man einfach etwas umsetzen muss. Das Lamentieren, Bedauern und Beklagen hilft niemanden mehr. Ideen gibt es. Sie müssen nur noch ausgerollt werden.


Quelle: Blicklog


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