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Euro und Deutschland Hausse: Deterministische Experten haben es im Nachhinein schon vorher besser gewusst


image Irgendwie ist es wie immer. Noch vor wenigen Wochen lag der Euro darnieder und “renommierte Experten” sprachen vom globalen Währungschaos und wussten, warum die Welt eine neue Geldordnung braucht. Die Talfahrt des Euros sei nicht vorbei, konnte man noch Mitte Juni lesen. Böse Spekulanten hätten sich auf den Euro eingeschossen, weil ein Löwe sich die schwächste Antilope aussucht". Wer bei Google News weitersucht, der wird hunderte solcher Artikel finden.

Und nun? Wie so oft haben sich die Finanzmärkte wieder einmal anders entwickelt, als die Herde dies erwartet hat. Europa boomt der Euro haussiert. Und die Experten haben es jetzt wieder schon vorher besser gewusst. Dazu nur zwei Zitate aus dem Handelsblatt:

„Das Realitätsbewusstsein ist auf die Finanzmärkte zurückgekehrt. Nun sehen die Akteure, dass die Probleme in der Euro-Zone nicht so dramatisch sind, wie es im Frühjahr schien“, sagt Roland Döhrn, Leiter der Konjunkturabteilung beim Essener Forschungsinstitut RWI.

„Wir haben eine Übertreibung an den Finanzmärkten erlebt, einen Trend, der sich selbst verstärkte“, stimmt Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zu. Die Investoren hätten vergessen, dass die Probleme einzelner Länder des Euro-Raums nicht für den ganzen Währungsraum gelten.”

Klar, rückwirkend betrachtet war der Absturz des Euro eine Übertreibung. Kein Wort mehr davon, dass einige “Experten” schon die Dollarparität gefürchtet haben. Nun hat “die Tatkraft der EU die Finanzmärkte besänftigt und die Spekulanten vertrieben. Die Zeit sieht bereits den Sieg des Euro über die Spekulanten.

Nun wird also von einer kaum angezweifelten Kausalität gesprochen zwischen den Stabilisierungsbemühungen der Euro-Staaten und der Euro-Erholung. Das klingt wie nach dem Newtonschen Universum, das nach exakten deterministischen Gesetzen funktioniert. Wir wissen aber mittlerweile durch die Quantenmechanik und Chaostheorie, dass Newton nicht für alle Welten und Umweltbedingungen richtig gelegen hat.

Natürlich darf man eine gewisse Abhängigkeit der Stabilisierungsaktivitäten und der Euroentwicklung vermuten. Freilich würde etwas mehr Bescheidenheit den Fachleuten gut tun, denn tatsächlich weiß niemand heute, wie die Entwicklung morgen und übermorgen aussehen wird. Ich wünsche mir stattdessen mal einen Fachmann, der zugibt, dass die Preisentwicklungen auf den Finanzmärkten von einer unermesslichen Zahl von Unbekannten abhängt und daher viel schwerer vorherzusehen ist, als dies einige Modelle glauben machen wollen. Gerade diese Unbekannten sorgen durch Korrelationen und Rückkopplungen für eine Dynamik, deren Erfassung in Modellen gar nicht möglich ist, so dass wir es mit einem großen Anteil von Zufälligkeit zu tun haben.

Kleiner Exkurs wider dem Determinismus in der Ökonomie

Der eine oder andere Fachmann wird bemerkt haben, dass ich mich bei den vorherigen Absätzen ein wenig von der Chaostheorie habe inspirieren lassen. Am vergangenen Wochenende warf ich nämlich einen Blick in das Werk “Die Erforschung des Chaos: Eine Einführung in die Theorie nichtlinearer Systeme”. Es ist beeindruckend, wie weit die Physiker und andere Naturwissenschaftler den Wirtschaftswissenschaften voraus sind und wie bescheiden sie auftreten in der Erklärung physikalischen Phänomene. So ist eine zentrale Aussage beim Vorliegen eines “deterministischen Chaos”, dass ähnliche Ursachen gerade nicht zu ähnlichen Wirkungen führen.

Die Wirtschaftswissenschaft wird ganz offensichtlich immer noch vom Determinismus geprägt. Die Physik dagegen hat den “Laplaceschen Dämon”, der es ermöglicht unter der Kenntnis sämtlicher Naturgesetze und aller Initialbedingungen jeden vergangenen und jeden zukünftigen Zustand zu berechnen, schon lange beerdigt. Die Autoren des erwähnten Buches schreiben dazu (S. 23):

“Es ist also nicht nur die Quantenphysik, sondern auch die Chaos-Theorie, die den Laplaceschen Dämon, den absoluten Determinismus, ganz wesentlich in Frage stellen. “Für manchen mag die eine Enttäuschung sein. Aber vielleicht ist ja eine Welt sogar menschlicher, in der nicht alles determiniert und nicht alles berechenbar ist, eine Welt, in der es – dank der Quantenereignisse – Zufall, und damit auch Glück gibt, in der – weil nicht alle Probleme algorithmisch lösbar sind – Phantasie und Einfallsreichtum, Raten und Probieren, Kreativität und Originalität noch gefragt sind und in der man, wie die Chaos-Theorie Zeigt, auch bei chaotischem Verhalten immer noch sinnvollen nach einfachen Grundgesetzten suchen kann.”


Quelle: Blicklog


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