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Finanzsorgen? Die EZB wird sie einschläfern!


Finanzsorgen? Die EZB wird sie einschläfern!

 

Die allgemeine Konjunkturstimmung zeigt sich stabil, weist aber auf eine verlangsamte Dynamik hin. So liegt der offizielle Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in China mit einem Wert von 50,1 nur noch knapp in expansivem Terrain. Eine schwache Konjunkturentwicklung in China würde auch die US-Exportindustrie treffen, die in hohem Maße von der Konsumnachfrage des wachsenden Mittelstands Chinas profitiert. Noch zeigt sich die US-Wirtschaft allerdings vergleichsweise stabil. Der ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA konnte sich zuletzt sogar von seinem vormonatlichen Ausrutscher unter die Wachstum anzeigende Schwelle von 50 erholen und signalisiert mit einem Wert von aktuell 50,9 ein sich stabilisierendes Wirtschaftswachstum.

 

In Euroland liegt zwar der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe mit 48,8 noch klar unter der Expansionsschwelle von 50. Der Trend - insbesondere in Italien und Frankreich - ist aber aufwärts gerichtet und spricht für eine konjunkturelle Stabilisierung, die im Laufe des 2. Halbjahres der Rezession in Euroland ein Ende bereiten dürfte. Aufgrund der ungelösten Strukturprobleme in der Euro-Südzone ist aber lediglich mit einem mauen Wachstum zu rechnen.

 

Die Risiken im Auge behalten

 

Jedoch zeigen sich in Euroland wieder politische Krisensymptome. Griechenland gefährdet mit seiner Sparrenitenz - laut Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF ist nicht eine einzige Spar-Forderung erfüllt - die Auszahlung der nächsten Hilfstranche. Zudem werden die Rufe nach einem erneuten Schuldenschnitt lauter. In Portugal sorgen die Regierungskrise und Spekulationen über ein zweites Rettungspaket für erneute Euro-Krisenängste. Spanien und Italien bleiben bislang aber von Ansteckungseffekten verschont, so dass sich nur die Risikoaufschläge 5-jähriger portugiesischer zu deutschen Staatstiteln im Aufwärtstrend befinden. Von den wiederbelebten Krisensymptomen zeigte sich der euroländische Aktienmarkt (Euro Stoxx 50) zwischenzeitlich jedoch negativ beeindruckt.

 

Bedenklich ist nach wie vor die Kreditvergabepraxis euroländischer Geschäftsbanken an private Haushalte und Unternehmen. Obwohl die Banken ihre Liquiditätsreserven bei der EZB verringern, findet dies keine Entsprechung in höheren Kreditausleihungen. Ohne intakte Kreditverhältnisse in der Eurozone ist aber eine nachhaltige Wirtschaftserholung nicht möglich.

 

Die EZB - Nie war sie so wertvoll wie heute

 

Vor diesem Hintergrund stellte EZB-Chef Draghi über eine beispiellose Vorabfestlegung auf noch für sehr lange Zeit geltende Niedrigzinsen sowie der Quasi-Ankündigung einer erneuten Senkung des EZB-Notenbankzins inklusive negativem Einlagezinssatz seine Rettungsabsichten der Eurozone erneut zweifelsfrei unter Beweis. Und auch die Anwendung unkonventioneller Instrumente - der direkte Ankauf von mit Mittelstandskrediten gedeckten Anleihen zur Milderung der Finanzierungsnöte mittelständischer Unternehmen und der Kreditrisiken der Banken - wurde erneut als Möglichkeit geldpolitischer Einflussnahme genannt. Niemand hat die EZB gezwungen, diese neuen Möglichkeiten in der Pressekonferenz nach der letzten Sitzung des EZB-Rates zu erwähnen. Aber wenn sie erwähnt werden, sollte man dies als Wink mit dem geldpolitischen Zaunpfahl deuten.

 

Indem Draghi die Politik der EZB an die drei Indikatoren mittelfristige Inflationserwartungen, Konjunktur- sowie Geldmengen- und Kreditentwicklung knüpft, hat er die Tradition der Deutschen Bundesbank deutlich abgelegt und den Politikansatz der US-Notenbank weitgehend übernommen. Die EZB betreibt das Gegenteil von Ausstieg, sie steigt noch tiefer ein.

 

Das erneute Hochkochen der politischen Euro-Krise mit ihren negativen Ausstrahleffekten wird sie konsequent verhindern. Dazu nimmt sie billigend in Kauf, dass der Druck auf die reformrenitenten Euro-Krisenstaaten weiter nachlässt. Für die EZB gilt, das Niedrigzinsumfeld auf den Staatsanleihemärkten der Euro-Südzone vor den geldpolitischen Irritationen der US-Notenbank ("Tapering") in Schutz zu nehmen.

 

Dass damit auch der Euro gegenüber dem US-Dollar zur Schwäche neigt, nimmt die EZB aus Exportsicht sicherlich gerne in Kauf.

 

Auch bei der Fed wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird

 

Aber selbst in den Reihen der Fed äußerte man sich zuletzt verhaltener. Es wurden sogar Stimmen laut, die eine Fortführung des US-Anleiheaufkaufprogramms mit höheren Volumina in Aussicht stellen, sollten die positiven Konjunkturprojektionen der Fed nicht eintreffen. Beim Thema "Tapering“ muss die US-Notenbank ohnehin vorsichtig sein, zumal die globalen Risiken - Verschuldungskrise, Polit-Krise im Nahen Osten, vermeintliche Kreditklemme in China - für die US-Konjunktur zuletzt wieder zugenommen haben.

 

Zudem ist ein selbsttragender US-Aufschwung noch nicht in Sicht. Zwar signalisiert die Neuauftragskomponente des ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe mit einem Wert von 51,9 eine wieder freundlichere Auftragseinschätzung und auch die US-Industrieaufträge konnten im Mai um 2,1 Prozent zum Vormonat zulegen. Das reicht jedoch offensichtlich noch nicht für eine deutliche Belebung am US-Arbeitsmarkt aus. Die Beschäftigungskomponente des ISM Index hat sich sogar auf 48,7 eingetrübt und signalisiert für die US-Industrie sogar einen leichten Stellenabbau. Solange dem US-Arbeitsmarkt als Grundlage für die US-Konsumgesellschaft derartiger Gegenwind entgegen bläst, sollten sich auch die Ängste über eine Abschwächung von Anleiheaufkaufprogrammen in Grenzen halten.

 

In liquidity we trust again

 

Die internationalen Notenbanken sorgen somit auch zukünftig für eine gute Unterfütterung der Finanzmärkte. So führt die Erwartungshaltung der Finanzinvestoren bezüglich der Aufrechterhaltung der ultralockeren Geldpolitik u.a. in Japan zu massiven kreditfinanzierten Aktienkäufen. Anleger verschulden sich zu aktuell niedrigen Zinsen und legen das Geld in Aktien an. Dieses Volumen ist auf das höchste Niveau seit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende gestiegen. Auch so konnten sich japanische Aktien nach der massiven Korrektur der letzten Wochen wieder stabilisieren.

 

Und was passiert in der nächsten Woche?

 

Auf Unternehmensebene richten sich die Blicke der Anleger auf den Start der US-Berichtsaison für das II. Quartal 2013, der traditionell von Alcoa eröffnet wird. Der weltgrößte Aluminiumhersteller dürfte die durchwachsene Lage der Weltkonjunktur im vergangenen Vierteljahr widerspiegeln. Den US-Banken Wells Fargo und JP Morgan dürfte die Erholung am US-Immobilienmarkt zugute kommen. Insgesamt ist wieder mit einer Berichtsaison zu rechnen, die wenig Enttäuschungspotenzial bietet, da viele Unternehmen ihre Gewinnprognosen bereits im Vorfeld herunter revidiert haben.

 

Auf Makro-Ebene richtet sich der Fokus insbesondere auf die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der US-Notenbank, das auf Hinweise zur zukünftigen Entwicklung des US-Anleiheaufkaufsprogramms abgeklopft wird.

 

Auch wenn in Deutschland die Zahlen zum Export und zur Industrieproduktion für Mai wieder etwas schwächer ausfallen dürften, lassen die zuletzt leicht verbesserten ifo Geschäftserwartungen für die zweite Jahreshälfte ein moderates Wachstum erwarten.

 

Aus charttechnischer Sicht dürften zunächst eine erhöhte Volatilität und abrupte kurzfristige Trendwechsel in einem unter dem Strich seitwärts gerichteten Markt vorherrschen.

 

Auf der Unterseite findet der DAX zwischen 7820 und 7800 Punkten eine erste, wenn auch schwache Unterstützung. Darunter tritt die solide Auffangzone zwischen 7700 und 7650 Punkten in den Vordergrund. Knapp darunter verlaufen weitere Haltelinien bei 7600 und in der Zone zwischen 7450 und 7400 Punkten.

 

Auf der Oberseite besteht der wichtigste Widerstand in der Kurslücke zwischen 8085 und 8160 Punkten. Weitere nennenswerte Hürden liegen bei rund 8300 sowie bei 8428 Punkten.

 

 

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.roberthalver.de
 

 

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