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Frauen im Nachteil: Warum Gleichberechtigung in der Finanzwelt noch ein Fremdwort ist


Der Weltfrauentag wurde 2019 erstmals als Feiertag in Berlin gefeiert und es gibt in den Medien stets neue Gleichberechtigungsdebatten. Wer dies als überzogen betrachtet, sollte auf jeden Fall einmal einen Blick auf den Finanzmarkt werfen. Hier werden Frauen zum Teil noch deutlich benachteiligt. Doch in welchen Bereichen ist dies besonders sichtbar? Welche Gründe liegen diesem Zustand zugrunde und was lässt sich dagegen tun?



Bild: Die Ungerechtigkeit auf dem Kreditmarkt könnte zumindest Teil aus Bonitätsunterschieden resultieren – doch hat sich damit nicht nur ein tieferes gesellschaftliches Problem verlagert: Die Lohnlücke?

Ein Weg mit vielen Hindernissen – Frauen auf dem Kreditmarkt

Auch wenn es schwer zu glauben ist: Frauen werden gerade bei der Vergabe von Konsumkredite nach wie vor deutlich benachteiligt. Dies ergab eine Studie des Vergleichsportal Verivox, die von der Welt näher erläutert wird. Demnach wartet die Studie mit zum Teil erstaunlichen Zahlen auf.

Wir müssen Ihnen leider mitteilen…“ – Kreditanträge von Frauen werden deutlich häufiger abgelehnt

Laut den Zahlen der Studie werden die Kreditanträge von Frauen deutlich häufiger abgelehnt als die Anträge der Männer. Konkret lag die Quote der Ablehnungen bei Frauen um 23% höher. Ein absurd hoher Unterschied, der durchaus Fragen aufwirft.

Schlechtere Konditionen bei Kreditangeboten – für Frauen oft Alltag

Frauen werden aber nicht nur häufiger abgelehnt, sondern erhalten nicht selten auch schlechtere Zinskonditionen. In der Verivox-Studie kam heraus: Das günstigste Zinsangebot unter 3% wurde nur 29% der Frauen, aber 34% aller Männer angeboten. Darüber hinaus liegt die durchschnittliche Darlehenshöhe bei Frauen mit 12.515 Euro deutlich niedriger als bei den Männern (15.466 Euro).

Doch woran liegt das eigentlich und wie vergeben Banken Kredite?

Einkommen plus Zahlungsverhalten – wie Banken Kreditanträge prüfen

Wer sich für einen Kredit interessiert, wird von der Bank vorher finanziell betrachtet auf Herz und Nieren geprüft. Die sogenannte Bonitätsprüfung funktioniert dabei in zwei Schritten:

  • Prüfung des Zahlungsverhaltens

Die Kreditwürdigkeit eines Interessenten wird heute über Anfragen bei sogenannten Auskunfteien wie der SCHUFA geprüft. Wer in der Vergangenheit seinen Zahlungsverpflichtungen stets schnell nachgekommen ist, erhält einen höheren Score. Je höher dieser ausfällt, desto geringer die Ausfallwahrscheinlichkeit und desto besser die Zinskonditionen.

  • Prüfung des verfügbaren Einkommens

Die Bank muss wissen, ob der Kreditnehmer in der Lage ist, das benötigte Darlehen auch zurückzahlen zu können. Zu diesem Zweck werden die regelmäßigen Einkünfte den Ausgaben (hier werden oft Standardwerte herangezogen) gegenübergestellt.

Diese Werte fließen in ein internes Scoring, welches über die Konditionen sowie die Zusage zu einem Kredit entscheidet. Ein genauerer Blick auf die Preispolitik der einzelnen Anbieter offenbart dabei zudem, welche Zinsspannen diese in Bezug auf die Bonität ansetzen.

Liegt die Zinsspanne einer Bank beispielsweise zwischen 3,99 und 9,99%, erhalten Interessenten mit guter Bonität eher den Mindestzinssatz, während Kreditnehmer mit eher mäßiger Bonität tendenziell Angebote in der Nähe des Höchstzinssatzes ansetzen. Der Zinssatz für die Mehrzahl der Kunden lässt sich häufig am repräsentativen Beispiel erkennen, denn dort müssen die Banken (laut Preisangabenverordnung) einen Beispielzins wählen, der im Durchschnitt für zwei Drittel aller Kunden erreichbar ist.

Eine Spirale der Benachteiligung – schlechtere Kreditkonditionen für Frauen durch geringeren Lohn?

"Gleichheit wird erreicht sein, wenn Männer und Frauen die gleiche Bezahlung und den gleichen Respekt bekommen" – Beyoncé Giselle Knowles-Carter

Auf den ersten Blick stellt sich die Frage nach einer Diskriminierung von Frauen durch Kreditanbieter. Doch nachdem klar ist, wie Banken Kreditanträge prüfen, könnten die Ablehnungen und schlechteren Konditionen auch durch das im Durchschnitt niedrigere Gehalt der Frauen bestimmt werden.

Laut der Studie lag das Nettoeinkommen der Antragsstellerinnen mit 2.244 Euro deutlich niedriger als die Einkünfte der Männer (2.751 Euro). Haben es Frauen also auf dem Kreditmarkt schwerer, weil sie schlechter bezahlt werden?

Wie groß ist die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen wirklich?

Eine Untersuchung des statistischen Bundesamtes zum sogenannten Gender Pay Gap ergab für 2018, nach Frauen nach wie vor 21% weniger verdienen als Männer. So lag der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Frauen bei 17,09 Euro, während die Männer durchschnittlich 21,60 Euro pro Stunde auf dem Gehaltszettel verbuchen konnten.

Strukturelle Unterschiede vs. Ungerechtigkeit – Frauen haben mit Beidem zu kämpfen

Die Lohnlücke hat verschiedene Gründe, die sich letztlich auf zwei Punkte herunterbrechen lassen:

Die Hauptursache für geringere Löhne liegt darin, dass die Teilzeitquote mit 47% bei Frauen deutlich höher liegt als bei Männern mit nur 9%. Frauen kümmern sich nach wie vor häufiger um die Kinder und pflegebedürftige Personen. Jedoch kommen als Ursachen auch persönliche Gründe oder eine parallele Fortbildung infrage.

Werden die Effekte durch die höhere Teilzeitquote bei Frauen herausgerechnet, ergibt sich jedoch immer noch eine Lohnlücke. Die sogenannte bereinigte Gender Pay Gap wird in der oben genannten Studie auf ca. 6% beziffert. Somit erhält eine Frau für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 6% weniger Gehalt – eine große Ungerechtigkeit!

Die Lohnlücke in Zahlen

Zur besseren Übersicht noch einmal die Lohnlücke in Zahlen:

Frauen

Männer

Bruttostundenverdienst (Durchschnitt)

17,09 Euro pro Stunde

21,60 Euro pro Stunde

Teilzeitquote

47%

9%

Bereinigter Gender Pay Gap (Durchschnitt)

6%

Tabelle 1: Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Zahlen

Frauen an den Finanzmärkten – hier schlummert noch großes Potenzial

Ein Blick auf die Finanzwelt bedeutet natürlich auch ein Blick an die Börsen. Wie steht es hier um die Position der Frauen?

Auch hier zeigt sich: Mit einer Anteil von nur 15% aller Frauen sind die Traderinnen an den Börsen noch deutlich unterrepräsentiert. Von den Männern betätigen sich immerhin 22% an den Börsen, wie eine ZEW-Studie ergab.

Doch wie sieht es mit dem Erfolg der Damenwelt in punkto Aktien aus und worin liegen die Gründe für die Gründe für Zurückhaltung?

Frauen an die (Aktien)-Macht – bessere Investmententscheidungen als Folge

Eigentlich sollten mehr Frauen in Aktien investieren. Die Chancen, dass sie gute Renditen erzielen, sind nämlich höher als bei Männern. Im Durchschnitt erzielen Frauen laut der US Fondsgesellschaft Fidelity eine um ca. 0,4% höhere  Rendite als Männer. Dies liegt nach Aussage der Finanzexpertin Sandra Navidi vor allem an folgenden weiblichen Wesenszügen:

  • Geduld
  • Meidung von unkalkulierbaren Risiken

Hier zeigt sich also ganz klar: Wenn Frauen in Aktien investieren und dabei besonnen vorgehen, können sie langfristig gute Renditen erzielen.


Bild: Frauen sind die erfolgreicheren Trader – es wird Zeit, dass diese Chance nutzen!

Frauen haben immer noch mit Hindernissen zu kämpfen

Die Gleichberechtigung ist heute Thema vieler Debatten. Ein Blick auf den Finanzmarkt zeigt jedoch, dass die Frauen auch in der Finanzwelt noch mit einigen Hürden zu kämpfen haben. So erhalten sie schwieriger Kredite und das meist zu schlechteren Konditionen.

Dies scheint jedoch einem größeren Problem geschuldet zu sein: Der Lohnlücke zwischen Frauen und Männer. Neben strukturellen Unterschieden verdienen Frauen auch bei gleicher Arbeit im Durchschnitt noch 6% weniger als Männer.

Frauen feiern Erfolg an Aktienmärkte – immer noch unterrepräsentiert

Frauen können zudem auch zunehmend Erfolge an Aktienmärkten feiern. Sie erzielen im Durchschnitt leicht höhere Renditen als Männern, weil sie übermäßige Risiken meiden. Trotzdem sind Frauen immer noch unterrepräsentiert, was mitunter an fehlendem Selbstbewusstsein liegen kann. Es bleibt zu hoffen, dass mehr weibliche Trader Mut fassen und die Börsen bezwingen.

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