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Hedge-Fonds: Die Master of Desaster lassen sich nicht an die Leine legen


Am vergangenen Donnerstag gab es vor dem US-Kongress interessante L(e)e(h)rstunden der selbst ernannten „Master of the Universe“, den Bossen von fünf verschiedenen Hedge-Fonds. Angeblich sollen die 5 Eminenzen auf ein Durchschnittseinkommen pro Jahr von 2,5 Mrd. US$ kommen. Ihr Geld verdienen sie z. B. mit "Wetten" auf Kursverläufe, auf sich verändernde Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise, Firmeninsolvenzen und Staatspleiten. Zur Verfügung haben sie dafür Milliardenbudgets von Anlegern und manchmal auch ihr eigenes Geld.

Ob die Manager zum Master of Desaster werden, ist noch nicht entschieden. Vielfach wird befürchtet, dass immer mehr Kunden ihre Einlagen zurück verlangen und so eine neue Spiral des Deleveraging ausgelöst werden könnte.

Aber wieder zurück zu der Kongressanhörung: Wie Mafiosi auf der Anklagebank wirkten die fünf nebeneinander sitzenden „Vermögensverwalter" in ihren Designeranzügen. Natürlich haben sie ihre Branche verteidigt und hervorgehoben, dass Hedge-Fonds nicht die globale Finanzkrise verursacht haben.

Sorros: "Finanzmärkte haben versagt"

Immerhin hat der bekannteste aus dem Quintett, George Soros, eingestanden, dass die gegenwärtige Krise nicht von einem externen Schock verursacht worden ist, sondern vom Finanzsystem selbst. Ursache sei eine fehlerhafte Theorie über die Märkte, die als Rechtfertigung für einen ungebremsten Kapitalismus und eine weitgehende Deregulierung verwendet worden seien. Die Finanzmärkte hätten versagt und nicht so funktioniert, wie sie eigentlich hätten funktionieren sollen. Insbesondere die modernen Risikomodelle hätten in den Finanzinstituten versagt, weil sie die Risiken durch spekulative Blasen nicht berücksichtigen haben.

Mehr Transparenz aber keine Regulierung

Bei der Frage, ob Hedge-Fonds einer strengen Aufsicht unterworfen werden sollten, zeigten sich am Donnerstag unterschiedliche Beurteilungen. Während die Kongressabgeordneten für eine solche Verschärfung argumentierten, waren sich die Hedge-Fonds-Manager nicht einig. Einige Finanzvertreter plädierten für eine größere Transparenz ihrer Branche, während andere Manager solche Vorschläge zurückwiesen.

James Simons, Vorsitzender von Renaissance Technologies LLC, sprach sich gegen eine strenge Regulierung aus und verwies stattdessen auf die Ratingagenturen, die hohe Benotungen für fragwürdige Wertpapiere vergeben hätten. Kenneth Griffin, Leiter der Citadel Investment Group, plädierte hingegen für eine Clearingstelle, die das Systemrisiko "dramatisch verringern" würde. Auch Philip Falcone, Mitbegründer von Harbinger Capital Partners, unterstützte diesen Vorschlag und sprach sich zudem für eine größere Transparenz seiner Branche aus.

Soros, der die Gelegenheit gleich für Werbung für sein neues Buch nutzte, sprach sich für umfangreiche Regulierungen aus, die die neuen Risiken berücksichtigen sollte. Insbesondere müssten neue, risikobehaftete Finanzinstrumente genehmigt und kontrolliert werden. Er fordert eine Clearingstelle, die das Kontrahentenrisiko übernimmt. Basel 2 solle ersetzt werden durch ein Basel 3. Es müsse Mechanismen geben, die das Bilden von Blasen verhindern.
<strong>
Es ist schwer, Hedge-Fonds an die Kette zu legen</strong>

Ob Hedge-Fonds überhaupt reguliert werden können, ist derzeit zweifelhaft. In der Anhörung wurde schon vorsichtig angedeutet, man würde es bedauern, wenn man seinen Geschäften künftig nicht aus den USA nachgehen könne. Und in der Tat, könnte es schwierig werden, Hedge-Fonds an die Leine zu legen.

Zwar erweckt die öffentliche Diskussion und auch die hier zitierte Anhörung den Eindruck, als sei ziemlich klar, was Hedge-Fonds sind. Gleichwohl sind sie in der Praxis schwer zu greifen. Das beginnt schon bei der Definitionsfrage. Eine exakte Definition von Hedge-Fonds ist in der Praxis nahezu unmöglich.

Hedge-Fonds lassen vermuten, dass sie sich in ihrem Investmentansatz von der Maxime der expliziten Verlustvermeidung (to hedge = absichern) leiten lassen. In der Praxis verfolgen sie aber unterschiedlichste Anlagestrategien, um für die Anlagegelder eine hohe Rendite zu erzielen. Dabei setzen zahlreiche Fonds gezielt auch die Kreditfinanzierung ein, um die Rendite nach oben zu „hebeln“. Dieser Leverageeffekt erhöht dann allerdings das Risiko, anstatt es zu begrenzen.

Weil gerade die Ansätze so unterschiedlich sind und die Fondsmanager möglichst ohne aufsichtsrechtliche Beschränkungen und Berichtspflichten an öffentliche Institutionen ihre Geschäfte betreiben wollen, suchen sie sich den Standort aus, der ihnen die geringsten Beschränkungen auferlegt. Sie müssen bei der Standortwahl dann nur berücksichtigen, dass ihre Anleger nicht durch einen zu exotischen Fondssitz abgeschreckt werden.

Hedge Fonds müssen nicht Hedge Fonds heißen

Dabei müssen es nicht einmal exotische Standorte sein. Was spräche zum Beispiel dagegen, eine ganz normale deutsche GmbH dazu zu verwenden, Gelder der Gesellschafter in x-beliebige Verwendungszwecke zu investieren. Die Anleger würden Gesellschafter werden, die nach festgelegten Regeln aussteigen könnten. Im Prinzip könnte man also einen Hedge-Fonds hinter einer einfachen Vermögensverwaltungs Holding „verstecken“. Sie würden dann nicht einmal der deutschen Finanzaufsicht unterliegen. Wollte man die Finanzaufsicht an Investitions- bzw. Anlagebeträge koppeln, dann wird es kompliziert. In solchen Fällen müssten auch die Geschäfte einer Susanne Klatten oder eines Adolf Merckles beaufsichtigt werden.

Zugegeben, die Beispiele sind etwas vereinfacht. Sie zeigen aber, dass die Absichtserklärungen des Weltwirtschaftsgipfels schwer in der Praxis umzusetzen sein werden. Geld ist wie ein scheues Reh. Es wird sich immer ein schönes Versteck suchen und nicht auf die Idee kommen, über den Eingang zu schreiben: „Diese Höhle ist ein Hedge-Fonds“

Mehr zu der Anhörung  ist auf  der entsprechenden Seite Ausschuss zu finden. Dort gibt es auch ein Video der Anhörung. Außerdem können von dort die vorbereiteten Stellungnahmen der Fondsmanager herunter geladen werden.

decoien
Betreiber des privaten Weblogs Blick Log

Ein Weblog über Wirtschaft, Finanzen, Business und mehr.

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