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Hüttenfest: Dubai lebt und eröffnet heute den Burj Dubai


Burj Dubai

Foto: flickr/karmadude

Leben Totgesagte länger? Jedenfalls wird man das heute denken und sicher auch sagen, wenn in Dubai heute der “Burj Dubai” eröffnet wird (dazu gleich mehr).

Ich denke zeitweise, aus der Ferne in Europa machen wir uns ein falsches Bild von dem hochverschuldeten Emirat. Jakob Strobel y Serra vermittelt in einem Beitrag für die FAZ einen wesentlich gelasseneren Status vom Wüstenstaat am Meer (hier Link zu einer Livecam, wer selbst schauen will).

“Es wird immer noch wie von Sinnen gehämmert und geschweißt, vor allem in der Dubai Marina, in der die Wohnwolkenkratzer mit der Geschwindigkeit von Bambus in den Himmel wachsen. … [Es] wird einem klar, dass Dubai alles andere als eine sinnlose Prahlerei verrückt gewordener Scheichs ist. Es hat eine Funktion, einen Daseinszweck: Es ist der Beweis dafür, dass die arabische und die globalisierte Welt keine Gegensätze, sondern kompatibel sind, dass islamische Länder zugleich konservativ und visionär sein können. Dubai versöhnt das Abendland mit dem Morgenland …

Dubai lebt. Niemand hat hier das Gefühl, gerade das Drama von Aufstieg und Fall einer Stadt mitzuerleben. Redet man mit Ausländern, die seit Jahren am Golf leben, hört man die immer selben Antworten, die auch von Salami Mohammed Hyanoon stammen könnten, verschanzte er sich nicht hinter Scheich Mohammad: Die Krise ist ernst, aber nicht existentiell, es ist keine Systemkrise, sondern eine notwendige Korrektur und Konsolidierung; Dubai hat sein Geld nicht verschleudert, sondern ein solides Fundament gegossen, die Infrastruktur ist ausgezeichnet, die Rolle als Handelszentrum und Verkehrsknotenpunkt unbestritten.

Manchmal hat man den Eindruck, dass viele Menschen in Dubai gar nicht so unglücklich über die Krise sind. Sie hat ja auch ganz praktische Vorteile. Der Verkehr fließt jetzt viel reibungsloser, der rituelle Dauerstau während der Rushhour auf der zwölfspurigen Scheich-Zayed-Straße, die das Emirat durchschneidet und mit ihrem permanenten Rauschen wie eine Austreibung der Stille aus der Wüste wirkt, ist wie von Geisterhand verschwunden. Die Mieten sind jetzt wieder erträglich, die Lebenshaltungskosten treiben niemanden mehr aus dem Land, die Touristen als klassische Krisengewinnler können sich über niedrige Preise freuen. Auch die aberwitzige Immobilienzockerei des „Flipping“, bei der Häuser schon dreimal den Besitzer gewechselt hatten, bevor sie überhaupt gebaut waren, ist jetzt Geschichte. Und mit der Gelassenheit des Wüstensohns sieht das Ganze der Herrscher höchstselbst. Er lässt sich mit den weisen Worten zitieren, dass die Krise nach so vielen anstrengenden Jahren eine gute Gelegenheit zum Nachdenken und Atemschöpfen sei – aber nur bis zum 4.Januar, denn dann wird das nächste riesengroße Superlativ-Fass aufgemacht.

Und auch der Rheinische Merkur bemüht sich um ein ausgewogeneres Bild:

“Die apokalyptischen Szenarien, die in einigen westlichen Medien die Runde machen, kommen der Wahrheit genauso wenig nahe wie das sorglose Abwinken der Emirater. Weder ist Dubai eine Geisterstadt geworden, noch holt sich die Wüste die Stadt zurück. Der Verkehr hat abgenommen, weil viele Ausländer das Emirat verlassen mussten. Aber wer zur falschen Zeit das Auto nimmt, kann noch immer im Stau landen. Auf vielen Baustellen schuften die Arbeiter aus Indien, Pakistan und Bangladesch weiter, wenn auch nicht mehr im Dreischichtbetrieb von einst.”

Ebenfalls von vergleichsweise guter Stimmung berichtet die Welt.

Und tatsächlich dürfte die von uns überheblich als Dubai-Krise bezeichne Wirtschaftslage am Persischen Golf eher eine Situation sein, von der andere Staaten noch jahrzehntelang träumen werden. Als Symbol seiner Leistungsfähigkeit wird Dubai heute die Eröffnung des Burj Dubai, des höchsten Gebäudes der Welt feiern. Der vom Architekten Adrian Smith entworfene und von der Projektgesellschaft Emaar Properties gebaute Wolkenkratzer ist mit 824,55 Metern (andere Quellen sprechen von 818 m)  und 189 Stockwerken sowohl das höchste bis heute errichtete Gebäude als auch das höchste Bauwerk der Welt (Wikipedia). Dort und auf der Homepage des Gebäudes findet man auch noch viel mehr technische Daten zu der 1,8 Mrd. US$ (geschätzt) teuren Hütte.

Nirgends sind freilich Informationen darüber zu finden, ob und wie sich die Investition rechnet. Angeblich sollen die Wohnungen in dem Gebäude bereits alle verkauft sein. Ob damit tatsächlich alle Apartments bewohnt sind, dürfte zweifelhaft sein. Wohl auch deswegen neigen wir in Deutschland eher Darstellungen, wie der von Spiegel Online zuzustimmen: “Der Wolkenkratzer versinnbildlicht auch den Größenwahn, der das Wüstenemirat in die Krise stürzte.”


Quelle: Blicklog


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