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Kaufe niemals auf Kredit


Unternehmen nutzen Fremdkapital, der Staat begibt Anleihen, Privatleute finanzieren Möbel, Autos, Häuser über Kredite. Weshalb sollten Anleger nicht auch auf Kredite zurückgreifen, um an der Börse zu spekulieren? Immerhin gibt es speziell zugeschnittene Wertpapierkredite (auch Effekten-Lombard-Kredit genannt), bei denen man zu vergleichsweise attraktiven Zinskonditionen Kredit erhält gegen Verpfändung von Wertpapieren. Also eigentlich doch eine sichere Sache, oder?

Jedenfalls so lange, bis die Aktienkurse zu fallen beginnen. Denn dann sinkt auch der Wert der als Sicherheit hinterlegten Papiere und wenn er unter den des Kreditbetrages fällt, fordert die Bank zum Nachschießen auf (sog. Margin Call). Dann muss man entweder frisches Geld einzahlen, um den Kreditbetrag zu senken, oder Wertpapiere veräußern. Die besondere Gefahr liegt darin, dass die Wertpapiere niemals zu ihrem Nominalwert, also 100%, als Sicherheit akzeptiert werden. Aktien von DAX-Unternehmen sind meist zu 60% beleihbar, ausländische Aktien zu 50%, Optionsscheine und andere Derivate überhaupt nicht. Ist der Kreditbetrag ausgereizt und die Kurse laufen in die falsche Richtung, muss man Wertpapiere glattstellen, nachdem sie bereits erhebliche Kursverluste verzeichnet haben. Die Ansätze des Value Investings sind aber genau andere: in Krisen zukaufen und in Euphorie verkaufen - und dazwischen einfach abwarten.

Ein weiteres Argument spricht gegen Börsenspekulationen auf Kredit: der Hebeleffekt (auch Leverage-Effekt). Eigentlich soll ja dadurch, dass man mit zusätzlichem Fremdkapital Aktien kauft, eine noch höhere Rendite dabei herauskommen. Aber Value Investing ist auf mittel- und langfristige Sicht angelegt und nicht auf das Mitnehmen kurzfristiger Kursschwankungen. Wenn man nun für eine Aktie, die man jahrelang im Depot behält, 6,5% Zinsen pro Jahr bezahlen muss, hilft einem selbst eine üppige  Dividendenrendite von z.B. 4% nicht weiter, da sich die Dividendenausschüttung ja 1:1 als Kursabschlag auswirkt und man sie auch noch versteuern muss.

Warren Buffet, der wohl erfolgreichste Value-Anleger der Welt, kommt in 40 Jahren auf eine durchschnittliche Rendite von knapp 20% pro Jahr - kreditfinanziert startet man selbst also deutlich im Minus. Zusätzlich verliert man durch die Kreditfinanzierung seine Handlungsfreiheit, nämlich die Freiheit, nichts zu tun, Geduld zu haben, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Das Geld arbeitet bei auf kreditfinanzierten Wertpapieren gegen einen, das Chance-Risiko-Verhältnis ist ganz klar negativ.

Und dennoch... eine Ausnahme gibt es, wie immer: ein Wertpapierkredit ist dann sinnvoll, wenn man ihn nicht dauerhaft einsetzt, sondern ihn ausschließlich als zusätzliche Liquidität für Einstiegszeiten betrachtet, denn langfristig bringt Liquidität die Rendite! Er verursacht keine Kosten, solange er nicht in Anspruch genommen wird, und kann helfen, bei günstigen Einstiegsgelegenheiten besonders üppig zuzugreifen.

Quelle: „Michael C. Kissig, iNTELLiGENT iNVESTiEREN

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