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So tickt die Börse:Cameron spaltet EU



Merkel hat es verstanden. Nachdem ich Angela Merkel viele Monate lang heftig
kritisiert habe, möchte ich nun auch ihre Erleuchtung nicht verschweigen: Sie
hat in meinen Augen endlich verstanden, was sie zu tun hat.

Das Ziel, das sie sich nun gesetzt hat, ist überaus ehrgeizig, und ein erster
Erfolg war, Sarkozy auf ihre Seite zu ziehen. Sarkozy hatte bislang immer
wieder völlig gegensätzliche Vorschläge unterbreitet, gegensätzlich aus einer
ganz tiefen Betrachtungsweise heraus: Es wurden immer wieder die
unterschiedlichen Auffassungen über die Bedeutung des Euros offenbart.

Doch das scheint seit dem Schulterschluss vom vergangenen Montag Geschichte
zu sein, Merkel hat endlich Stellung bezogen (wie von mir seit anderthalb
Jahren gefordert) und – oh Wunder – Sarkozy konnte sich mit dieser klaren
Linie anfreunden. Aus Madam „non“ ist nun ein Zugpferd geworden.

Das Zugpferd muss nun einen Baumstamm überwinden: Der britische Premier
Cameron hat sich ihr in den Weg gelegt. Die Briten wollten Sonderrechte für
ihren ach so wichtigen Finanzplatz aushandeln. Ein Finanzplatz, der die
Finanzinstrumente im Akkord hervorbringt, die regelmäßig zu Über- und
Untertreibungen führen. Ein Finanzplatz, dessen Finanzprodukten ein
Produktivitätsgewinn der britischen Volkswirtschaft zugerechnet wird und der
sicherlich nicht konstruktiv bei der Euroschuldenkrise zur Seite stand. Im
Gegenteil.

Damit die City, wie das Bankzentrum im Herzen von London genannt wird, auch
weiterhin diese Aufgabe wahrnehmen kann, möchte Cameron für sein Land
Sonderrechte im Finanzsektor sichern. Ein Finanzsektor, der globaler
aufgestellt ist als die Wirtschaft selbst. Wo also jedes Sonderrecht dazu
führen muss, dass Finanzinstitute in Scharen in das Finanzmekka ziehen, um
die dringend erforderlichen und harten Regeln, die wir in Europa, am liebsten
in der ganzen Welt durchsetzen wollen, weiterhin zu umgehen.

Cameron hat es nicht leicht. Sein Land wäre auch schon in einer ähnlichen
Situation wie Italien, wenn es den Euro hätte. So konnte die Bank of England
durch heftiges Drucken von Britischen Pfund Schlimmeres verhindern. Ähnlich
den USA sucht Großbritannien sein Heil im Gelddrucken.

Kein zweites Land in Europa ist so abhängig von der Finanzbranche. Die
ohnehin schwache Wirtschaft Großbritanniens würde einen weiteren Tiefschlag
erleiden, wenn nun auch noch dem Finanzsektor Ketten angelegt würden. Das
wäre nicht nur schlimm für die Banken, sondern könnte auch Großbritannien
weiter in die Schuldenkrise treiben.

Mit anderen Worten: Cameron kann es sich nicht leisten, die EU-Staatsverträge
im Sinne von Merkozy zu verändern.

Und so ist es wenig verwunderlich, dass er nun nach Mitteln und Wegen sucht,
ein Europa der zwei Geschwindigkeiten aufzuhalten: Die EU-Institutionen, die
von den 23 „willigen“ Staaten für die Umsetzung der Fiskalunion benötigt
würden, gehören der EU und somit den 27 Staaten. Warum sollte ein von England
mitfinanzierter Europäischer Gerichtshof also bei Haushaltsvergehen angerufen
werden, wenn solche Haushaltsvergehen in England legal wären?

Wir haben heute Nacht Entscheidungen gesehen, die uns in den nächsten sechs
Monaten beschäftigen werden. Gewöhnen Sie sich an einen härteren Tonfall
zwischen England und Euroland. Bei aller Diplomatie und bei aller
aufgestauten Wut gegen das zu lange Zögern von Angela Merkel: Ihr Autor steht
nun wieder auf der Linie unserer Kanzlerin.

Ist die Kanzlerin zu spät dran? Kann sein. Oder ist es gar noch zu früh für
ihr ambitioniertes Vorhaben? Auch das kann sein. Ich denke, wir haben eine
sehr spannende politische Phase begonnen. Der Ausgang ist völlig offen und
birgt jede Menge Gefahren.

Kein Grund also, den Kopf hängen zu lassen oder in Euphorie zu verfallen. Ich
werde unsere bisherige Strategie weiter verfolgen.


EZB GREIFT HALBHERZIG EIN

In dieses Bild passt auch die jüngste Aktion der EZB. Mario Draghi hat
gestern den Leitzins für Europa von 1,25% auf 1% gesenkt. Damit wurden die
beiden Zinsanhebungen von Trichet im ersten Halbjahr dieses Jahres nun wieder
ausradiert.

Zusätzlich gab er bekannt, Banken unbegrenzt für Refinanzierungen zur
Verfügung zu stehen. Mit anderen Worten: Es wird keine europäische Bank in
seiner Amtszeit als EZB-Präsident zahlungsunfähig werden. Aktien können
wertlos werden, Eigentümer können wechseln bis hin zur Verstaatlichung, doch
einen Zahlungsausfall wird es nicht geben, und das ist zum wiederholten Male
die Aussage, dass es in Europa kein Lehman II geben wird.

Doch bei all den Nothilfemaßnahmen der EZB ist er gleichzeitig um die
Reputation als Hüter der Geldwertstabilität besorgt und schiebt so den
Lockerungsbemerkungen eine harte Grundhaltung nach: Diese Maßnahmen werden
nur für eine sehr kurze, beschränkte Zeit gelten.

Wenn man den Italiener an seinen Worten misst, dann ist er ebenso besorgt um
die Geldwertstabilität wie seine Vorgänger. Wenn man jedoch nur seine
Handlungen betrachtet, dann können einem da schon Zweifel aufkommen. Es lohnt
sich in meinen Augen, diesen Akteur besonders gut im Auge zu behalten.

Schauen wir einmal, wie die wichtigsten Indizes in dieser Woche gelaufen
sind:


WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES
 

INDIZES               08.12.11	    DIFF 
Dow Jones              11.998      -0,2%
DAX                     5.869      -2,8%
Nikkei                  8.536      -1,2%
Euro/US-Dollar          1,334      -1,1%
Euro/Yen              103,625      -1,4%
10-Jahres-US-Anleihe     1,97%     -0,2
Umlaufrendite Dt         1,75%     -0,2
Feinunze Gold USD   $1.711,05      -2,3%
Fass Brent Öl USD     $107,67      -2,0%
Kupfer in US$/to        7.705      -2,3%
Baltic Dry Shipping I   1.882       1,1%


Nach dem überproportional großen Kursgewinn im DAX in der Vorwoche ist die
etwas größere Korrektur in dieser Woche nicht verwunderlich. Wie wir jedoch
am heutigen Tage sehen, ist die Aufwärtsbewegung noch nicht beendet.

Auch das Öl und das Gold machen nach den heftigen Bewegungen der Vorwoche
erst einmal eine kleine Pause. Sorge macht mir lediglich der Euro, der trotz
der geradezu euphorischen zwei vergangenen Wochen noch immer auf extrem
niedrigen Niveau verharrt. Was hier in Aktienmärkte und Rohstoffe fließt, ist
offensichtlich nicht durch neues Vertrauen in den Euro gestützt.

So sind auch die Entwicklungen der Sentiment-Indikatoren recht verhalten, wie
sie an der nachstehenden Übersicht sehen können:


SENTMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
18.11.- 25.11. (427): 51% / 10%
25.11.- 02.12. (469): 57% / 9%
02.12.- 09.12. (470): 53% / 10%

Kaufempfehlungen der Analysten
SAP, Bayer, Unilever

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Research in Motion, RWE, Vossloh

Privatanleger
47. KW: 55% Bullen (139 Stimmen)
48. KW: 59% Bullen (150 Stimmen)
49. KW: 58% Bullen (176 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Metro, Alcatel-Lucent

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
American Airlines AMR, Société Générale

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

Insbesondere Analysten haben nach dem Kurssprung wieder eine defensivere
Haltung eingenommen. Ich werde im nächsten Kapitel meine Einschätzung zu den
Chancen der Merkozy-Bewegung geben, sowie die in meinen Augen sinnvolle
Strategie aufzeigen, wie Sie mit Ihrem Vermögen durch diese ungewisse Zeit
kommen sollten.
 und somit ein Ende der Krise einzuläuten? Oder handelt es sich nur um ein Strohfeuer, das nächste Woche schon verpufft sein könnte?

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Ich bin als Börsenprofi seit über 20 Jahren erfolgreich als Börsenbrief Autor aktiv. Ich gebe mit meinem Heibel-Ticker einen wöchentlichen Einblick in die aktuelle Finanzwelt. Privatanleger profitieren von meinen verständlichen Analysen, fundierten Kenntnissen und meiner unabhängigen Meinung. Ich analysiere international, biete diversifizierte Empfehlungen und arbeite stets aktuell und druckfrisch.

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