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Sommerlochthema Google Street-View: deutsche Phobie vor Transparenz


cebit 2010 Google Streetview

Unverpixelt Google Streetview auf der Cebit

Politiker und Medien haben ihr Sommerlochthema 2010 gefunden: Die Ankündigung von Google mit Streetview nun auch die öffentlich einsehbaren Straßen von 20 deutschen Städten (darunter übrigens auch Bielefeld) ins Netz zu stellen. Google ist dabei so dreist und und hat urlaubende Ministerinnen einfach überrumpelt. Ohne Antrag über eine Kabinettsvorlage hat sich die Datenkrake erdreistet, den Start eines neuen Dienstes anzukündigen.

Da können sich nun die Sommerlochüberbrücker einmal mit gespielter Empörung profilieren und verkünden, ihre Häuser pixeln zu lassen. Wunderbar, dass gleich die Prioritäten in der Gesetzgebung neu ausgerichtet werden und ein neues Datenschutzgesetz geplant wird. Ich hatte die irrige Vorstellung, es gäbe noch andere Defizite in diesem Land. Fehlt eigentlich noch ein hysterischer Einwurf der Wirtschaftsliberalen, dass Streetview den zarten Konjunktur-Aufschwung gefährden könnte.

Selbst wenn Google wollte, dann könnte der Konzern nicht die gesamten Forderungen erfüllen, die derzeit auf den erfolgreichsten Datensammler einprasseln. Da schafft Google schon erstmalige eine Einspruchsmöglichkeit, da wird gemeckert über die kurzen Fristen und darüber, dass diese Aktion in der Ferienzeit gestartet wird. Und wieso überhaupt Widerspruch. Google hätte jeden Bewohner fragen müssen auf Basis eines Schreibens, das die Innenministerkonferenz hätte verabschieden müssen. Mieter hätten den Widerspruch natürlich mit dem Hauseigentümer abstimmen müssen. Stehen die Immobilien unter Gemeinschaftseigentum, dann wäre selbstverständlich eine Eigentümerversammlung einzuberufen. Die so abgestimmten Einverständniserklärungen hätten dann die lokalen Behörden mit den Melderegistern abgleichen müssen, um die Korrektheit zu garantieren.

Wir in Deutschland haben ganz offensichtlich eine große Phobie vor Transparenz. Vielleicht ist es aber auch nur eine Phobie der Generation 40+, die Politik und öffentliche Meinung (noch) bestimmen. In dem Beitrag “Schutz von Daten und Privatsphäre interessiert nur noch Generation 40+” hat der Blick Log auf die unterschiedlichen Einstellungen der Generationen zum Datenschutz hingewiesen. Damals schrieb ich u.a.:

“Die Generation 40+ wird sich noch gut an die Diskussion um die Volkszählung in den 80er Jahren erinnern. Damals fällte das Bundesverfassungsgericht ein wegweisendes Urteil (Urteilstext hier) und definiert das “Recht auf informationelle Selbstbestimmung“. Die junge Generation definiert die informationelle Selbstbestimmung anders als die älteren Semester und lässt deutlich mehr persönliche Informationen auf SchülerVZ, Facebook und Co, als die damalige Volkszählung zu erheben wagte. Sie wundern sich viel eher, wenn jemand keine oder nur ganz wenig Informationen im Netz von sich veröffentlicht. Das macht sie misstrauisch.

Dies gilt übrigens nicht nur für Personen, sondern auch für Unternehmen. Firmen mit unzureichender Webpräsenz, die außerdem jeden öffentlichen Dialog mit ihren Kunden verweigern, werden es in den nächsten Jahren immer schwerer haben. Die Schlagworte vom “Schweigen ist Gold” oder “Wissen teilt man nicht” werden irgendwann nicht mehr verstanden werden.”

Die Digital Natives sind mit einer offenen Form der Information und Kommunikation aufgewachsen. Verschlossenheit, Intransparenz und mangelnde Einbeziehung werden von ihnen mittlerweile zu einem Ausschlusskriterium und als Schwäche gewertet. Oder wer würde sich bei einem Unternehmen bewerben, dass seine Fassade bei Streetview pixeln ließe?


Quelle: Blicklog

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