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Unberechtigte Häme gegen Finanzinvestor Flowers zum Abschied


Die Zeit berichtet über den “Abschied” des Finanzinvestors Flowers aus Europa: “J.C. Flowers, Großaktionär der Hypo Real Estate, verlagert seine Aktivitäten nach London und New York, sein Büro in Hamburg macht er dicht” schreibt die Wochenzeitung heute auf ihrer Online-Seite.  Flowers ist mit 24% an der Hypo Real Estate und an der HSH Nordbank beteiligt.

Einige Kommentatoren schicken ihm viel Häme hinterher mit den Worten: “Endlich eine Heuschrecke weniger. Von mir persönlich noch einen Arschtritt zum Abschied. Hoffentlich lässt er sich in Zukunft wirklich nicht mehr bei uns blicken.” Ein anderer schreibt: “Sehe ich genauso - mit genau derselben Wortwahl mir würde sogar noch mehr einfallen, statt Heuschrecke wäre Blutsauger noch besser”

Das sind Reaktionen, die ich nicht nachvollziehen kann, denn aus der Distanz und nach Medienberichten hat Flowers in Deutschland viel Geld investiert, riskiert und verloren. Solchen Kommentaren liegt die Vorstellung zu Grunde, Finanzinvestoren würden vorwiegend wirtschaftlich unerwünschte Aktivitäten entfalten. Wirkliche Belege für solche unerwünschte Aktivitäten bleiben aus. Dies müssten auch zeigen, dass die negativen Wirkungen von Finanzinvestoren überwiegen.

Dabei bestätigen wissenschaftliche Befunde nach Aussagen des DIW eher einen positiven Einfluss von Finanzinvestoren auf den Aktienkurs und die Produktivität der betroffenen Unternehmen. Anzeichen von Auswirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung im Zusammenhang mit der Einführung von LBO in jüngster Zeit sind hingegen rar.

Bereits im letzten Frühjahr hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sich mit den Aktivitäten der Finanzinvestoren intensiver auseinander gesetzt und geschrieben:

    “Insbesondere Private-Equity-Fonds können als eine Ergänzung zum traditionellen Instrumentarium der Unternehmensfinanzierung verstanden werden. Das DIW Berlin hat in einer kürzlich vorgelegten Studie festgestellt, dass Private-Equity-Fonds in der Regel nicht als „Heuschreckenschwärme“ über deutsche Unternehmen herfallen. Ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung ist bislang eher gering.

Eine Ausweitung des Engagements von Private-Equity-Fonds wäre zu begrüßen. Gerade mittelständische Unternehmen könnten davon profi tieren. Private-Equity-Fonds und Hedgefonds werden hierzulande häufig unter dem Oberbegriff Finanzinvestoren zusammengefasst, so auch im Risikobegrenzungsgesetz. Für beide Fondsarten gleichermaßen ist eine intensive Beobachtung durch die Deutsche Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorgesehen.”

Der Sachverständigenrat hat sich im vergangenen Jahr in seinem Jahresgutachten mit Beschränkungen des Beteiligungserwerbs durch ausländische Investoren auseinander gesetzt und kommt zu folgendem Ergebnis:

    “Die Analyse zeigt, dass ökonomisch gerechtfertigte Beschränkungen der Beteiligung an deutschen Unternehmen durch ausländische Investoren vor hohen Hürden stehen: Die für derartige Eingriffe angeführten ökonomischen Begründungen können regelmäßig nicht überzeugen, weil entweder nicht klar ist, inwieweit eine Übernahme überhaupt das Gemeinwohl beeinträchtigen würde, oder weil andere, weniger invasive Instrumente zur Verfügung stehen, wie etwa das Wettbewerbsrecht. Der Sachverständigenrat sieht daher keine unmittelbare Notwendigkeit, Beteiligungen durch ausländische Unternehmen über das im Außenwirtschaftsgesetz bereits geregelte Maß hinaus zu beschränken.”

Ich kann die negative Grundstimmung nicht nachvollziehen. Auch Finanzinvestoren, mit denen ich zusammengearbeitet habe, bestätigen in keinster Weise ein Bild, dass oben genannte Pauschalvorwürfe rechtfertigt. Flowers selbst hat vor wenige Tagen noch verkünden lassen, dass er die Neustrukturierung der HSH Nordbank unterstützen will. Natürlich macht er das nicht aus Nächstenliebe, sondern weil er Geld verdienen will bzw. bei der HSH Nordbank seinen Verlust begrenzen will.


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