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Über allen Euro-Wipfeln ist Ruh...


Über allen Euro-Wipfeln ist Ruh...

 

Wir schreiben die Kalenderwoche 38 und sind damit in der Woche 1 nach dem die EZB sowie das Bundesverfassungsgericht genau das abgeliefert haben, was sich die Finanzmärkte gewünscht haben: Geld und die Legalisierung des Rettungsschirms. Die neue Stabilität an den Finanzmärkten wird zudem noch durch eine Beendigung der Scharmützel innerhalb der Euro-Politik gestärkt. Jetzt haben wir Ruhe im Karton. Niederschlag findet diese heile Welt zunächst in einem gefestigten Euro gegenüber den wichtigsten Währungen der Welt. Der Kollaps der Eurozone ist offensichtlich für internationale Währungsinvestoren kein akutes Finanzmarktthema mehr.

 

 

Friedensstiftung durch die EZB

 

Freundlich zeigen sich auch die Renditen von italienischen und spanischen 5-Jahres-Staatsanleihen. Ähnlich wie im Zeitraum Ende 2011 bis Frühjahr 2012, als die EZB den Banken brutto fast eine Billion Euro Zentralbankgeld zur Verfügung stellte, hat auch die aktuelle Liquiditätsoffensive der EZB - die Ankündigung unbegrenzter Anleihenkäufe - die Rentenmärkte der Euro-Südzone deutlich stabilisiert. Die letzten Emissionen neuer Staatspapiere z.B. von Spanien konnten zu eindeutig günstigeren Konditionen als vorher abgesetzt werden. Die neue Risikoentspannung in Euroland wird auch vom euroländischen Aktienleitindex Euro Stoxx mit einem Aufwärtstrend honoriert.

 

 

Risikoaversion ebbt ab

 

Nicht zuletzt spiegelt auch die Wertentwicklung der Anlageklassen insgesamt - in Euro gerechnet - die verringerte Risikoaversion der Anleger wider. Es ist unverkennbar, dass seit dem Rettungsversprechen des Präsidenten der EZB Ende Juli die Sachkapitalmärkte und hier insbesondere die Aktienmärkte deutliche Stabilisierungen zeigen. DAX, Aktien aus den USA, aber auch aus Euroland haben sich neben Gold und Silber kräftig erholt. Sicherlich hat auch die Schützenhilfe einer erneuten Liquiditätsausweitung der US-Fed mitgeholfen, das Sachkapital aus seinem Krisenmodus zu befreien.

 

 

Rezessionen können wir uns gar nicht mehr leisten

 

Man könnte nun behaupten, dass pure Liquidität noch keinen Konjunkturaufschwung beschert. Zu bedenken ist heutzutage jedoch, dass die Notenbanken weltweit ihre Primäraufgabe nicht mehr in der Stabilisierung von Geldwert und Finanzsolidität, sondern schwerpunktmäßig in der Stabilisierung von Staatsanleihenmärkten angeschlagener Staaten und deren Konjunktur sehen.

 

Euroland hat mit dieser konjunkturaktiven Rolle der Geldpolitik noch keine Erfahrungen wie die US-Notenbank, die seit Jahrzehnten Konjunkturunterstützung betreibt. Tatsächlich reagiert in Amerika aktuell der Economic Surprise Index - der positive wie negative Abweichungen von den Konsensschätzungen bezüglich Konjunkturdaten misst - auf die Ankündigung von Fed-Präsident Bernanke, den Hypothekenanleihenmarkt mit monatlichen Aufkäufen von knapp 50 Mrd. US-Dollar zu stützen, sprunghaft positiv. Bernanke weiß um die Bedeutung des Immobiliensektors für die US-Wirtschaft und insbesondere seiner Katalysatorfunktion für den Konsum der Amerikaner. Der US-Häusermarkt zeigt eine fortgesetzt positive Entwicklung. Baubeginne und Baugenehmigungen weisen eine stabile Aufwärtstendenz auf. Und auch der Hauspreisindex der 20 größten Städte der USA zeigt sich erholt.

 

 

Euroland tritt in die geldpolitischen Fußstapfen der Fed

 

In Euroland hat sich der neue geldpolitische Schwung bislang noch nicht offenbart. Die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe verlaufen in Euroland noch unterhalb der Expansion anzeigenden Marke von 50. Auffallend ist der Einbruch in Frankreich. Die Stimmung in der französischen Industrie hat sich nach den Reformrücknahmen von Hollande und der steuerlichen Schlechterstellung von sogenannten Besserverdienern eingetrübt. Investorenkapital ist eben mobil und nicht auf Frankreich angewiesen. Es ist frappierend, dass man diesen Elementargrundsatz einer globalisierten Welt immer noch nicht begriffen hat. Frankreich entfernt sich damit zunehmend von Deutschland und nähert sich der Euro-Südzone an. Es bleibt zu hoffen, dass Hollande nicht zu sehr die verheerende Politik von Mitterand in seinen ersten Amtsjahren nachahmt.

 

Aber es gibt auch Aufhellungstendenzen. In Deutschland hat die Stimmung in der Industrie gemäß Einkaufsmanagerindex das zweite Mal in Folge nach oben gedreht. Die Aussichten für eine auch geldpolitisch stimulierte Weltwirtschaft werden günstiger eingeschätzt. Dabei sollten die derzeit schwächeren chinesischen Konjunkturindikatoren nicht überbewertet werden. Auch die Notenbank in China hat längst den Schwenk von der Inflationsbekämpfung weg und zur Konjunkturstabilisierung hin vollzogen. Die Stimulierung der Binnennachfrage ist zudem erste Priorität der chinesischen Wirtschaftspolitik.

 

 

Analystenstimmung hellt sich auf

 

Ermutigend sind in diesem Zusammenhang ebenso die Konjunkturerwartungen gemäß ZEW. Die hierbei befragten Analysten offenbarten seit Frühjahr eine schwache Einschätzung der deutschen Industrie. Ihre Einschätzungen fielen dabei deutlich negativer aus als die Befragungen in der Industrie selbst, gemessen an den ifo Geschäftserwartungen. Jedoch hat die geldpolitische Aufbauspritze der EZB zuletzt eine - wenn auch bislang noch kleine - Stimmungsaufhellung bei den Analysten gezeigt.

 

 

Mit aller Kraft gegen Deflation

 

Die internationalen Notenbanken und insbesondere auch die EZB werden jetzt konsequent an dieser konjunkturellen Stimmungsverbesserung konsequent weiter arbeiten. Ihnen geht es um die nachhaltige Eliminierung der Krisensymptome, die die Wirtschaft psychologisch lähmen. Deflationsszenarien werden mit aller Kraft verhindert. „Dem konjunkturellen Trübsinn ein Ende“ wird das neue Leitmotiv sein. Es ist zu erwarten, dass die EZB noch in diesem Jahr die Leitzinsen erneut auf dann 0,50 Prozent senken wird. Dies mag nur eine symbolische Geste sein, da das Zinsschwert konjunkturtechnisch stumpf geworden ist. Aber damit dokumentiert die EZB eindeutig, dass sie es ernst mit ihrer neuen Mission meint. Auch in Euroland werden wir japanische Verhältnisse bekommen. Nicht nur die Zinsen - also die Qualität des Geldes - werden zur Wirtschaftsstabilisierung noch lange niedrig bleiben, und zwar am kurzen wie am langen Ende. Auch die bisherige quantitative Form der Geldpolitik - die Liquiditätsausweitung - muss man erst als den Beginn einer großen Leidenschaft betrachten. Denn die EZB wird Staatsverschuldung - wenn nötig - auch gegenfinanzieren. Dabei wird man vor allem auf die "gute" Verschuldung hinweisen. Das Prädikat "gut" werden insbesondere Infrastrukturprojekte tragen. Insofern bekommt das Schuldenthema ein hübscheres Kleidchen.

 

Die weltweiten Notenbanken werden mit aller Kraft einen Konjunkturrückschlag wie 2009 zu verhindern versuchen. Sie werden versuchen, Wirtschaftsabschwünge dramatisch abzukürzen. Noch einmal so ein verheerendes Konjunkturjahr halten unsere volkswirtschaftlichen und Finanzsysteme nicht mehr aus. Denn eine ähnlich wie damals notwendige Neuverschuldung zur Stützung der Wirtschaft ist nicht mehr darstellbar. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die euroländische Wirtschaft zum Jahresende hin nicht mehr schrumpft und im nächsten Jahr wieder - wenn auch leicht - wächst.

 

 

Eine Lanze für Sachkapital brechen

 

Der neue geldpolitische Wind, der weht, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Vermögensaufteilung der Anleger. Einen Überblick, wann welche Anlageklasse grundsätzlich attraktiv ist, gibt die Anlage-Uhr.

 

Grundsätzlich orientiert sich die Über- bzw. Untergewichtung von Anlageklassen am Wirtschaftszyklus, also an Aufschwung, Boom, Abschwung und Rezession. Dieser wird auch von den Notenbanken stimuliert bzw. behindert, indem sie je nach Inflationsszenario mit Zinserhöhungen und Liquiditätsabschöpfungen bzw. Zinssenkungen und Liquiditätsausweitungen gegensteuern.

 

In der Abschwungphase sind typischerweise Geldmarktanlagen attraktiv, da die Notenbanken hier mit Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung deren Attraktivität steigern. Aus besagten Gründen werden aber Zinserhöhungen ausbleiben (müssen). Die Renditen von Festgeld & Co. bleiben also niedrig und werden durch den Inflationsdruck zusätzlich aufgezehrt. In einer Rezession sind üblicherweise Staatsanleihen attraktiv, da sie wegen einer verschlechterten Konjunktur Renditerückgänge und damit Kursgewinne versprechen. Im aktuellen Szenario sind die Renditen von Staatsanleihen jedoch schon so kräftig gefallen, dass sie keine Kursperspektive mehr bieten. Auch hier sorgt die Inflation für negative Realzinsen. Obwohl wir uns in der Eurozone derzeit in der Abschwungphase - einige Länder durchleben sogar Rezession - befinden, spricht für Zinsvermögen in Form von Geldmarktanlagen bzw. Staatspapieren wenig bis nichts.

 

Bleiben die Aufschwung- bzw. Boomphasen. In diesen Phasen sind Sachkapitalanlagen wie Aktien, Edelmetalle oder Immobilien anzuraten. Wir mögen zwar momentan nicht typischerweise in einer dieser Phasen sein. Doch die Aufschwungphase wird über das sehr offensive Vorgehen der Notenbanken begünstigt. Da auch bei Auftreten von Inflationstendenzen - wie im Augenblick über administrative Preissteigerungen oder bei Agrarrohstoffen - die Notenbanken zur Sicherstellung der konjunkturellen Stabilität nicht die Zins- oder Geldbremse ziehen werden, ist von einem Wirtschaftsaufschwungs mit dann auch wieder besseren Gewinnperspektiven für Unternehmen auszugehen, die insbesondere Aktien neben dem Liquiditätsargument zusätzlich stützt. Insgesamt wird die sachkapitalistische Phase noch lange - ohne Beeinträchtigung durch Notenbanken, sondern mit deren Unterstützung - anhalten.

 

Unterstützung erhält das pro-sachkapitalistische Bild ebenso durch die Betrachtung der Renditen der verschiedenen Anlageklassen. Während Geldmarkt, Staats- bzw. Unternehmensanleihen nach Inflation nur schwache Renditen bieten, deuten die preisbereinigten Eigenkapitalrenditen von Unternehmen in den USA, in den Schwellenländern, in Deutschland und in Euroland auf eine eindeutige und stabile Lage hin.

 

 

 Die Liquiditätshaussen sind die schönsten

 

Plastisch veranschaulicht wird die geldpolitische Begünstigung von Sachkapital bei Vergleich der Liquiditätsausstattung der Finanzmärkte - gemessen an der zusammengefassten Bilanzsumme der US-Notenbank, des euroländischen Zentralbanksystems und der Bank of Japan - mit der Entwicklung des weltweiten Aktienindex MSCI World.

 

 

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
 

 

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