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Diamanten im Schlamm


... so lautet der Titel eines Interviews mit dem asiatischen Investor Siddarth Mehta-Thomas, Gründer von Beaconsfield Investment Management in der Börse Online 21/13.

Das Interview ist interessant, weil es Fakten und Meinungen zu asiatischen Small Caps enthält, die den meisten deutschen Anlegern gänzlich unbekannt sein dürften.

Aber der Reihe nach: Siddarth Mehta-Thomas bezeichnet sich als Valueinvestor und Contrarian, d.h. er sucht lieber unter den Verlierern als auf den Gewinnerlisten nach Kaufgelegenheiten. Ein erfolgreicher Value-Investor müsse v.a. "den Mut haben zuzugreifen, wenn alle anderen davonlaufen".

 

Die asiatischen Märkte schätzt er als viel volatiler ein als ihre Pendants in Europa und USA. Wenn die Kurse fallen, trocknet die Liquidität in der 2. und 3. Reihe, also auch unter den Small Caps, meist komplett aus und die Aktien - guter wie schlechter Unternehmen - liegen dann mit KGVs um 3 bis 4 und teilweise deutlich unter Buchwert auf dem Wühltisch. Die Kunst sei es dann, ein fehlbewertetes aber gutes Unternehmen von einem klassischen Value-Trap zu unterscheiden (Value-Trap = Unternehmen das günstig bewertet scheint, wofür es aber objektive Gründe gibt). Er ist davon überzeugt, dass in Asien überall Fallen dieser Art lauern.

Hier einige interessante Gedanken aus dem Interview:

1) Man muß hinter die Fassade aus Höflichkeit schauen und die Mentalität der Eigentümer kennen, die sich z.B. auch deutlich zwischen den Ländern Asiens unterscheidet.

 

2) Man sollte wissen, dass es der Normalfall ist, auf chronisch unterbewertete chinesische Small Caps zu treffen. Deren Kurse bzw. Bewertung sinken oft jahrelang, bis sie schließlich von der Börse genommen werden. (Delistings sind eher die Regel als die Ausnahme, in Singapur bzw. Hongkong kommen sie täglich vor.)

 

3) Man sollte bedenken, dass ein Listing im Ausland oft nur dazu dient, dass der Eigentümer und Mehrheitsaktionär Teile seines Vermögens über den Umweg Börse in eine frei konvertierbare Währung tauschen kann, in Singapur gibt es Hunderte solcher Fälle.

 

D.h. diese Unternehmen sind nicht primär an einer langfristigen und positiven Kursentwicklung interessiert, da sie die Börse nicht zur Kapitalaufnahme benötigen.

 

4) Man muß prüfen, unter welchen Umständen der Börsengang erfolgte (reguläres IPO, durch Übernahme eines sog. Börsenmantels, Erst- oder Zweitlisting) und ob das Unternehmen kontinuierlich Gewinne erzielt und Dividenden zahlt. Zuviel Cash in der Bilanz sei oft ein Alarmzeichen.

 

5) Man sollte einkalkulieren, dass aufgrund der manchmal komplizierten Gesellschaftsstrukturen in Asien die freien Aktionäre oft weder Einfluß auf das Unternehmen haben, noch Zugriff auf den hohen Cashbestand. Es sei nicht ungewöhnlich, dass es mehrere Zwischenholdings gibt, in denen Familienaktionäre Cash und andere Vermögenswerte fröhlich hin- und herschieben können. Hier sollten die Alarmglocken schrillen.

 

6) Man sollte sehr, sehr lange "im Schlamm wühlen, um den Diamanten zu finden": ein Unternehmen, dass neben guten Wachstumsaussichten und einem fähigen Management auch daran interessiert ist, eine gute Kapitalmarktstory und Kursentwicklung abzuliefern.

 

Fazit: Das Interview bestätigt meine skeptische Haltung v.a. im Hinblick auf die an der deutschen Börse gelisteten chinesischen Small Cap Aktien mit KGV von 4 und oft hohen Bargeldbeständen. Es liefert für mich zum ersten Mal eine gute Erklärung, warum diese Unternehmen sich in Europa listen lassen (Punkt 3).

 

Außerdem teile ich die Ansichten von Mr. Thomas als Value-Anlager und Contrarian. Ich finde, er hat manche Dinge ganz ausgezeichnet auf den Punkt gebracht.

 

Last but not least gibt er noch 2 Anlageempfehlungen, wenn man in Asien investiert sein will:

 

- CHEUNG KONG, WKN 862398, KGV 2013e: 9.7, Kurs 11.50€, Buchwert/Aktie: 14.13€, Dividendenrendite 2.7%. Holdinggesellschaft die Häfen, Immobilien, Hotels betreibt und Beteiligungen in vielen Branchen hält, u.a. Hutchinson Wampoa, wird geführt von Asiens "Warren Buffet": Li Ka-shing. Aktie ist kaufenswert bei Rückschlägen an der Börse und kann auch längerfristig gehalten werden.

 

- AMTEK Engineering, WKN A1CWKY, KGV 2013e: 7.8, Kurs 0.28€, Buchwert/Aktie: 0.20€, Dividendenrendite 7.3%. Produzent von Komponenten aus Plastik, Metall, Gummi, die im Automobilbau, Elektro, Computer und Medizintechnik eingesetzt werden. Notiert am 52-Wochen Tief und nahe historischer Tiefststände. Eine Small Cap Chance für Anleger mit Geduld und starken Nerven.

 

Ich empfehle eine eigene Recherche zu beiden Unternehmen, bevor man ernsthaft an eine Investition denkt.

 

Schönen Feiertag,

Covacoro

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- Privatanleger seit 1995, erfahren mit Aktien, Bonds, Zertifikaten, Fonds
- Anlage nach fundamentalen Kennzahlen funktioniert für mich am Besten
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