VW: Bloß ein Sturm im Wasserglas?

Lieber Leser,

jüngst wurde der Nachrichtenagentur Reuters ein Brief des britischen Hedgefonds TCI zugespielt, der an Vorstand und Aufsichtsrat von VW gerichtet war. Darin erhebt der aktivistische Investor schwere Vorwürfe gegen die Konzernleitung. Seitdem beschäftigt das Schreiben die deutsche Medienlandschaft.

Keine stimmberechtigten Aktien

Ich frage mich allerdings: Was soll das Schreiben bringen außer Publicity? Der Fonds hält schließlich nicht mehr als 1,2 % der Aktien an Volkswagen. Und diese Anteile sind obendrein noch stimmrechtslos. An den mächtigen Eigentümerfamilien Piech und Porsche kommt ohnehin niemand vorbei. Sie halten über die Porsche Automobil Holding SE mehr als 52 % der alles entscheidenden Stammaktien an VW. Daneben dürfen noch das Land Niedersachsen (20 %) und der Staat Katar (17 %) darauf hoffen, Gehör beim Vorstand und Aufsichtsrat zu finden.

TCI kein unbeschriebenes Blatt

Was bezweckt TCI also mit diesem Schritt? Der Hedgefonds-Manager Chris Hohn ist kein Unbekannter in der Branche. 2005 verhinderte der Fonds beispielsweise eine bereits damals geplante Fusion zwischen der Deutschen Börse und der Londoner Börse. Zudem musste der Vorstandsvorsitzende Werner Seifert auf Druck des Investors seinen Hut nehmen. Doch seinerzeit hielt die TCI eine beachtliche Beteiligung von 10 % an der Deutschen Börse.

Andere unzufriedene Anleger im Blick?

Nun sind die Karten jedoch anders gemischt. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Chris Hohn in der derzeit angespannten Lage bei VW weitere Hedgefonds und Investoren hinter sich scharen will. Bekanntermaßen wird der Automobilkonzern derzeit von seinen eigenen Aktionären in einer Sammelklage aufs Korn genommen. Möglicherweise hofft Hohn, hier viele unzufriedene Anleger ansprechen zu können. Wenn diese sich zusammenspannen, könnten Sie in der Tat Druck auf Volkswagen ausüben. Denn dann müsste die Konzernleitung äußerst bedrohlich Kursbewegungen befürchten.

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Herzliche Grüße

Ihr Robert Sasse

Quelle: Robert Sasse