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Auswahlkriterien – Warum man beim Investieren oft genug „Nein“ sagen sollte


Als Investor – egal wie viel Zeit man investiert – bekommt man immer wieder neue Investmentideen. Immer wieder kommt es einem vor, als ob da gerade die nächste ganz große Gelegenheit direkt vor uns liegt und wir nur zugreifen müssen. Ölpreise fallen? Jetzt muss man doch mit Öl gute Gewinne machen können! Die EU führt Stahlzölle ein um die Schwerindustrie zu schützen? Warum nicht in Stahlaktien investeren! Die Währungen von Rohstoffexporteuren stehen unter Druck? Google hat mal wieder irgendeine tolle Idee? Deutschland braucht mehr Wohnungen? Oder da gibt es diesen kleinen Nebenwert für … zum KGV von 9?

Die Gelegenheiten Ideen zu entwickeln sind riesig, und wenn man einfach einen Aktienscreen macht findet man schnell (auf den ersten Blick) günstige Unternehmen.

Ein typische Fehler, den ich früher manchmal gemacht habe war folgendes Vorgehen:

  • Ich habe eine Idee oder entdecke ein Unternehmen.
  • Die ersten Zahlen sehen großartig aus.
  • Ich verliebe mich in die Aktie.
  • Ich denke ich bin viel klüger als jeder andere auf dem Markt.
  • Ich weiß, dass ich eigentlich noch analysieren muss.
  • Ich mache eine Analyse, gewichte die Dinge die mir am besten gefallen besonders hoch, und komme zwangsläufig zum Ergebnis kaufen.

Und ganz ehrlich: wenn man sich schon die Mühe macht ein Unternehmen zu analysieren, dann muss es sich doch lohnen, ich will es nachher also auch kaufen.

Kennst du das auch?

Man kommt schnell in Versuchung, einer Art „Ownership Bias“  zu erliegen, obwohl man noch nicht einmal gekauft hat – man will will einfach einen Erfolg seiner Analyse sehen. Dabei ist eigentlich wichtig zu bedenken: eine gut begründete Entscheidung zum nicht kaufen ist ebenfalls ein Erfolg der Analyse! Wenn ich ohnehin eine Entscheidung getroffen habe und sie nur bestätigen will, kann ich mir die Analyse auch sparen.
Sinn einer Aktienanalyse muss sein, die Entscheidung erst nach der Abwägung aller Argumente zu treffen.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich den Artikel über Euromicron zu Anfang meines Blogs geschrieben habe, und auf die immer weiter zunehmenden Firmenwerte und die zu ambitionierten Ziele des 500 Mio-Umsatz hingewiesen habe. Trotzdem war ich der Meinung, dass es sinnvoll wäre, mein Minus auszusitzen und auf wieder steigende Gewinne zu warten. Ich habe das optimistische Szenario als Basis genommen und versucht meine Investition zu rechtfertigen – ein Fehler! Ich habe nicht sehen wollen, dass die sinkenden Margen ein Warnzeichen waren, ich habe sogar auf eine anstehende weitere Kapitalerhöhung hingewiesen.

Zum Glück bekam ich folgenden Kommentar:

Hört sich eher an wie „Griff ins Klo“. Die Aktie bleibt im Depot, um ein Versagen nicht eingestehen zu müssen. Der Abschnitt Fazit klingt nach einer Milchmädchenrechnung mit Luftnummern.
Die Frage, die Du Dir stellen solltest:
Bist Du von der Firma überzeugt? Wird sie sich besser entwickeln als „Berkshire Hathaway B“?
Wenn ja: Verdoppel den Einsatz.
Wenn Du Zweifel hast: Verkauf.

Das hat mich ehrlich gesagt etwas getroffen und ich wollte es nicht wahr haben. Ich habe mich in einem Antwortkommentar gerechtfertigt und irgendwie hat es weiter gebohrt. Bis ich schließlich nach wenigen Wochen doch verkauft habe – inzwischen ist der Kurs nochmal um die Hälfte gefallen.

Was war das Problem? Ich hatte mich zu früh und ohne gründliche Analyse in die Aktie verliebt, habe nur auf oberflächliche Kennzahlen geschaut und blind der überambitionierten Prognose geglaubt. Ich wollte eine positive Analyse haben.

Inzwischen gehe ich anders vor und habe dazugelernt. Ich versuche meine Kriterien so streng zu setzen, dass zwangsläufig ein guter Teil der analysierten Unternehmen, gerade in Zeiten recht hoher Bewertungen, durchfallen müssen. Ich habe mir zum Beispiel ein persönliches Renditeziel von 10% pro Jahr gesetzt. Wenn ein Unternehmen nicht erwarten lässt, dass ich diese Rendite erwirtschaften kann fällt es durch. So war es zum Beispiel bei SAP, die ich kürzlich besprochen hatte: ein tolles Geschäftsmodell, eine tolle Firma, aber zum aktuellen Preis erwarte ich eher ein langfristiges Wachstum von vielleicht gut 5%.
Andere Unternehmen fallen bereits im Auswahlprozess durch: von Modeunternehmen wie Gerry Weber oder Hugo Boss lasse ich deshalb die Finger, weil ich nicht abschätzen kann wie gut sie den Kundengeschmack treffen. Sie haben zwar wegen ihrer Marke eine Preissetzungsmacht, die aber durch die Konkurrenz von anderen auf einmal hipperen Marken schnell verschwinden kann. Und wenn ich bei einer neu boomenden Technologie (sagen wir Elektroautos, Solar, 3D-Druck) nicht einschätzen kann wie sich der Markt entwickelt und wer am Ende wirklich als Gewinner da steht dann lasse ich es halt. Letztendlich kommt es nicht auf die Chance des Gewinns alleine an, sondern auf eine hohe Wahrscheinlichkeit der positiven Seite und ein geringes Abwärtspotential.

Wichtig ist: man sollte sich strenge Kriterien auferlegen. Wenn jede Analyse positiv ausgeht, hat man nicht genug hingeschaut. Wenn man jeden Preis für ein gutes Unternehmen zahlt, kauft man es vermutlich zu teuer. Aber hey! Es gibt noch so viel mehr Aktien allein in Deutschland, die zu analysieren eine bessere Gelegenheit aufzeigen könnte. Und die nächste Börsenkorrektur kommt auch mit Sicherheit – kein Grund also mit nur halber Überzeugung eine Aktie zu kaufen um eine Chance nicht zu verpassen. Die nächste ist vielleicht viel größer!


Source: preisundwertaktienblog

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