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Banken ein Jahr nach Lehman (6): Gehälter und Bonuszahlungen


Zum Abschluss der Miniserie über Banken ein Jahr nach Lehman geht es um das Lieblingsthema der öffentlichen Diskussionen. Hier die Äußerungen ausgewählter Bankchefs zum Thema Boni und Gehälter.

Stephen Green (HSBC):

Natürlich hat sich unsere Branche nicht mit Ruhm bekleckert. Wir haben die Gesellschaft schwer enttäuscht. Gier und Rücksichtslosigkeit, die in der Branche zu beobachten waren, sind nicht zu verzeihen, aber es ist falsch, die Banken zu verteufeln. 90 Prozent aller Mitarbeiter in der Branche arbeiten hart und gut. Es ist der kleine Rest, der nicht genug bekommen konnte. Das heißt allerdings nicht, dass es im Investmentbanking nicht verzerrte Anreize und unsaubere Praktiken gab. Es wurden Boni bezahlt, die sich am kurzfristigen und nicht am langfristigen Erfolg orientierten, und das sind Fehler die korrigiert werden müssen.

Vor allem diese Garantiezahlungen sind verwerflich. Boni, die für länger als ein Jahr garantiert werden, sollten von den Regulierern weltweit verboten werden. Solche Zahlungen sorgen dafür, dass die Interessen der Banker und die der Aktionäre auseinanderlaufen.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht nach über zwei Jahren Finanzkrise zwar grundsätzlich Veränderungsbedarf an den Vergütungssystemen. Er hält Prämienzahlungen – deren teils exorbitante Höhen in der Vergangenheit die Öffentlichkeit erzürnt hatten – aber für unerlässlich zum Anheuern von Top-Bankern. „Der Krieg um Talente ist wieder im vollen Gang“, sagte er. Talentierte Mitarbeiter zu verlieren, wäre fatal.

Widerspruch erntete er damit von seinem österreichischen Kollegen Andreas Treichl, dem Vorstandschef der Erste Group Bank. „Ich wäre froh, wenn es im Investmentbanking etwas weniger Talente geben würde. Das würde uns eine Menge Ärger ersparen“, sagte er.

Unterstützung bekamen Schmitz und Ackermann vom Co-Präsidenten der Investmentbank Morgan Stanley, Walid Chammah. „Wir sind gegen absolute Obergrenzen für Gehälter.“ Nötig seien vielmehr nur allgemeine Richtlinien für Vergütungen von Bankern. Diese könnten verhindern, dass sich die Finanzzentren gegenseitig ausspielen.

Walid Chammah, Co-Präsident von Morgan Stanley: Ich kann durchaus die Diskussionen verstehen, die in der Öffentlichkeit über die Vergütungsstrukturen von Banken stattfinden. Das ist eine legitime Debatte. Hier muss sich etwas tun und hier bewegt sich auch schon etwas. So haben wir bei Morgan Stanley den Anteil des Grundgehalts an der Gesamtvergütung erhöht und die Boni werden nicht auf einen Schlag, sondern erst nach drei bis fünf Jahren ausbezahlt. Außerdem wird der Großteil in Aktien bezahlt. Darüber hinaus haben wir im vergangenen Jahr eine Regelung eingeführt, die es uns erlaubt, Vergütungsteile wieder einzuziehen, wenn ein Mitarbeiter sich zum Nachteil der Firma verhält, und z.B. einen finanziellen Schaden oder einen Reputationsschaden verursacht. Das ist alles vernünftig. Aber während ich ein Befürworter stimmiger Grundsätze zur Strukturierung der Vergütung bin, damit die Interessen des einzelnen Mitarbeiters mit den langfristigen Zielen einer Firma übereinstimmen, bin ich gleichwohl gegen absolute Obergrenzen für Vergütungen.

Derweil warnte der Deutschlandchef von Goldman Sachs, Alexander Dibelius, vor einer zu starken Einmischung der Politik in die Debatte um Bonuszahlungen für Bankmanager. „Die Entscheidung über leistungsabhängige Bezahlungen sollte nicht der Staat treffen, sondern es ist eine Aufgabe des Aufsichtsrats und der Aktionäre“, sagte Dibelius bei einer Branchenkonferenz. Er forderte zugleich, die Boni sollten von der längerfristigen Bewertung eines Unternehmens oder einer Aktie abhängen. Prämienzahlungen, die sich nur auf das Erreichen von Gewinnzielen stützen, seien zu kurz gegriffen.

Nach Ansicht von Dibelius sollte sich die Bezahlung von Finanzmanagern stärker an deren Leistung orientieren. „Wenn wir die fixen Gehaltsbestandteile hochfahren und die variablen runterfahren, nehmen wir ein Stück Gerechtigkeit aus der Bezahlung heraus“, sagte er. Das führe am Ende dazu, dass die Profitabilität der Banken sinken werde. Dies könnten sich Institute in der heutigen Zeit nicht leisten.

Dietrich Voigtländer, Vorstandsvorsitzende der WestLB: Ich orientiere mich am Begriff der angemessenen leistungsorientierten Vergütung. Das ist ein konstituierendes Element des Erfolgs in jeder Branche und wichtige Pfeiler einer sozialen Marktwirtschaft. Wie ist der nachhaltige Wertbeitrag eines Mitarbeiters – und zwar ohne die Belohnung für das Eingehen übermäßiger Risiken? Wenn der variable Gehaltsanteil massiv überwiegt, dann kann dies zu falschen Anreizen führen. Generell muss das Thema aber auf internationaler Ebene geregelt werden, etwa im Rahmen von G-20. Übrigens: Früher stand bei der West LB die Top Line im Vordergrund, also die Erträge. Kosten und Risiken waren weniger im Fokus. Und das haben wir radikal geändert. Heute steuern wir nach der Bottom Line: Was kommt am Ende heraus nach Abzug aller Kosten, wobei selbstverständlich auch die Kosten für Liquidität und Kapital relevant sind.

Ein Fixum ist Bestandteil jeder Entlohnung, der variable Teil sollte aber auch einmal null sein können, wenn das angestrebte Ziel deutlich verfehlt wurde. Gleichzeitig gilt: Auch bei Zielereichung, darf es keine grenzenlosen Übertreibungen geben.

Zum gleichen Thema hat die Wirtschaftswoche die Bildstrecke “Banker zu Bonuszahlungen” angelegt.

Quellen

Die Zeit: Stephen Green – Chairman HSBC: “Garantie-Boni sind verwerflich”

FTD: Richard Fuld – Ex-Lehman-Chef: “Sie haben keine Pistole dabei – das ist gut”

HB: Lloyd Blankfein – CEO Goldman Sachs: Goldman-Chef Blankfein atmet auf

FTD: HSH Nonnenmacher – Chef der HSH Nordbank: “Es ist herausfordernd und spannend, die Zukunftsfähigkeit der Bank zu … “

FAZ: Ackermann warnt vor hohen Kreditzinsen

HB: Deutsche Banken laufen Sturm

HB: Banker fordert Pleitegehen nach festen Regeln

HB: Andreas Schmitz, Präsident des Bankenverbandes BdB, „Herausforderung für den Markt“

HB: Ackermann sieht Europas Banken zurückfallen

HB: Walid Chammah, Co-Präsident von Morgan Stanley: „Erholung ging zu schnell“

HB: Commerzbank-Chef Blessing, Deutsche Bank-Chef Ackermann, Goldman Sachs Deutschland-Chef Dibelius

HB: Dietrich Voigtländer, Vorstandsvorsitzende der WestLB, WestLB: „Konsolidierung ist klare Präferenz“


Quelle: Blicklog


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