Lufthansa: kommt es wieder zu Kursverlusten?

Robert Sasse: Herr Kauder, schon in den vergangenen Monaten hatten die Lufthansa-Anleger mit teils erheblichen Kursverlusten zu kämpfen. Nun ist auch noch eine Studie erschienen, die für weitere Verkäufe gesorgt hat und den Titel der Kranich-Airline am Mittwoch an das Ende des Dax rutschen ließ. Wie schätzen Sie die derzeitige Situation ein?

Ethan Kauder: Die Studie, die Sie ansprechen, stammt von der Deutschen Bank. Angesichts schwacher Aussichten und hoher Risiken wurde die Lufthansa-Aktie von „Halten“ auf „Verkaufen“ heruntergestuft. Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Aktie in diesem Jahr zu den drei schwächsten Dax-Werten gehört. Das Umfeld für die Fluggesellschaften ist nach wie vor herausfordernd, da ein regelrechter Preiskampf tobt. Die Anleger hoffen darauf, dass die Kosten auch unabhängig vom Treibstoffpreis gesenkt werden können. Bis jetzt ist es der Lufthansa jedoch noch nicht nachhaltig gelungen, die Investoren davon zu überzeugen.

Robert Sasse: Stichwort Dax: vor kurzem hat der Arbeitskreis Deutsche Börse entschieden, dass die Lufthansa unter den 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen verbleibt.

Ethan Kauder: Wie gesagt, hat die Marktkapitalisierung der größten deutschen Fluggesellschaft in den letzten Monaten erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Der Verbleib lässt sich eher damit begründen, dass es keinen geeigneten Kandidaten aus einem Nebenwerteindex gibt, der die Kriterien besser als die Lufthansa erfüllen würde. Doch dies kann sich bald ändern. Es besteht also kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen. Die Fluggesellschaft muss sich vielmehr unbedingt ein tragfähiges Konzept überlegen. Sonst ist es bei der nächsten Gesprächsrunde der Deutschen Börse wirklich um die Dax-Zugehörigkeit der Lufthansa geschehen.

Robert Sasse: Wäre dann mit weiteren massiven Kursverlusten zu rechnen?

Ethan Kauder: In derartigen Fällen lassen sich diese kaum vermeiden. Die psychologische Komponente des Abstiegs ist kaum zu unterschätzen. Erstens sind Nebenwerte nicht so sehr im Fokus der kleineren Anleger. In der Summe kann deren Verkaufsentscheidung sich genauso stark auswirken wie das Handeln größerer Investoren. Zweitens ist der Dax die Basis für viele Aktienfonds. Für die Lufthansa ist also Vorsicht geboten.

Robert Sasse: Herr Kauder, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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