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Bankrotterklärung des Kapitalismus


Bei den hektischen Vorgängen an den Finanzmärkten in diesen Tagen, bei den ad hoc Reaktionen der Politik und bei den Interpretationen der Geschehnisse, die mehr oder weniger zufällig in die eine oder andere Richtung führen, ist es in meinen Augen sinnvoll, sich etwas zurückzulehnen und die Geschehnisse aus einer Perspektive mit längerem Zeithorizont, mit globalem Blickwinkel und ideologischen Gesichtspunkten zu betrachten. Ich würde gerne ein Buch schreiben, doch dazu langt die Zeit nicht. Daher hier eine kurze Vorstellung meiner Grundsatzideen. Mit Hilfe dieser Überlegungen kann ich Ihnen dann im zweiten Kapitel einen Ausblick vorstellen. 


Ideologische Bankrotterklärung der Neoklassiker rund um Bush

Seit 8 Jahren treibt Präsident George W. Bush nun sein Unwesen als mächtigster Präsident der Erde. Ich bin stolz, schon nach seiner ersten Wahl im Jahr 2000 vehement über diesen Präsidenten gemeckert zu haben, denn seine Reputation deutete auf genau das, was er schließlich auch darstellte: Ein kleingeistiger Konservativer, dessen Hirn mit komplexen, internationalen Zusammenhängen völlig überfordert ist. Bush verfügte nicht über die notwendige Weltoffenheit, noch über ausreichend Intelligenz, diesen Mangel zu kompensieren. 

Seine einfache Sicht der Dinge (Beispiel Irakkrieg: entweder ihr seid für uns, oder ihr seid gegen uns) hat Bush auch auf die Wirtschaft angewandt: Freie Märkte über alles, jegliche Staatseinmischung muss vermieden werden, so die Linie der Neoklassiker wie Bush. Dieser Ansicht zufolge wird natürlich toleriert, dass die Schwachen im Markt Pleite gehen oder von den Starken aufgekauft werden. Wir haben dies im Bankensektor in den vergangenen Wochen eindrucksvoll vor Augen geführt bekommen. 

Doch so einfach ist die Welt nun doch nicht. Und spätestens die simplizistische Sicht der Dinge, mit der Bush in seiner Amtszeit weltweit für Chaos sorgte, dürfte inzwischen auch den konservativsten Vertreter der freien Märkte davon überzeugt haben, dass Adam Smiths unsichtbare Hand nicht immer für das effizienteste Ergebnis sorgt. Es ist sinnvoll, Rahmenbedingungen für die Märkte zu setzen. Ich habe dies in meiner Ausgabe des Heibel-Tickers am vergangenen Freitag anhand der Uptick Rule (Leerverkauf nur bei steigenden Kursen erlaubt) und anhand des Verbots des naked shortings (ungedeckte Leerverkäufe) gezeigt. Die Streichung bzw. nicht Umsetzung dieser Regeln hat das Chaos an den Finanzmärkten verstärkt. 

Zumindest Europa hat auf den Rechtsruck der USA durch die Politik Bushs reagiert: In Europa haben wir derzeit überwiegend links-orientierte Politiker an der Macht. Und auch Angela Merkel zählt in meinen Augen nicht zu den konservativen Vertretern freier Märkte, sondern kümmert sich engagiert um die Missstände an den Finanzmärkten und scheut vor Interventionen nicht zurück, wie die Beispiele IKB/KfW und die Landesbankenpleiten zeigten. 

Die nunmehr gefundene Lösung des Investments des Staates in den Bankensektor durch den Kauf von Anteilen an den Banken ist ein 
Rückschritt für die freien Märkte, ein Fortschritt für eine stärkere Staatsrolle. Der Turbokapitalismus, der mit dem Börsengang der Deutschen Telekom, der Liberalisierung der Strommärkte und der Versilberung der Bahnanteile des Staates in den vergangenen Jahren viel Geld in die Staatskassen gespült hat, dürfte vorerst beendet sein. Nun folgt der umgekehrte Weg: Der Staat übernimmt Anteile der größten Banken des Landes. 

Ich selbst würde mich eher als konservativ bezeichnen, doch in den vergangenen Jahren habe ich immer mehr Verständnis für das 
sozialistische Gedankengut aufgebracht. Nun haben wir eine extrem linke Lösung für die Finanzkrise erhalten, eine Lösung, die uns noch jahrelang begleiten wird. Es wird nun wieder viele Jahre dauern, bis dem Staat erlaubt wird, seine Anteile an den 
Banken, selbst unter Gewinnrealisierung (steuerfrei?), zu vermindern. Zu groß ist nun die Angst vor einem erneuten Fehlverhalten der Banker. 

Mitten in diese ideologische Bankrotterklärung des Turbokapitalismus kommt nun auch noch das schwedische Nobelpreiskomitee mit der Meldung, den Wirtschaftsnobelpreis an Paul Krugman zu vergeben, ein linksorientierter Kolumnist der New York Times, der in seinen Forschungsjahren die These der freien Marktwirtschaft widerlegte, dass freie Handelsbeziehungen stets zu effizienterer 
Produktionslokalisierung führen. Er belegte, dass Entwicklungen wie Verstädterung zu einem größeren Bedarf an Diversifizierung 
führen und dadurch unterschiedliche Produktionsbedingungen an verschiedenen Standorten dennoch ähnliche Produkte effizient 
hervorbringen können. Nebenbei war Krugman in den vergangenen 8 Jahren einer der heftigsten Kritiker der Bush-Politik. Ob hier 
das Nobelpreis-Komitee den Amerikanern einen Hinweis geben möchte?

Nun, selbst die Amerikaner bejubeln die europäische Lösung der Teilverstaatlichung von Banken, noch heute soll in den USA eine 
ähnliche Vorgehensweise vorgestellt werden. 

Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den US-Präsidentschaftswahlen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen dürfte es Obama nicht schwer fallen, zu gewinnen. Sein Vorsprung ist in den vergangenen Wochen größer geworden. 

Manchmal hilft es, die Entwicklungen etwas genereller zu betrachten. Für die Tagesschwankungen spielen diese Betrachtungen natürlich keine Rolle. Aber dafür, wo die Börsen in drei und in sechs Monaten stehen könnten, sind solche Überlegungen immer wieder wichtig.
Ich bin als Börsenprofi seit über 20 Jahren erfolgreich als Börsenbrief Autor aktiv. Ich gebe mit meinem Heibel-Ticker einen wöchentlichen Einblick in die aktuelle Finanzwelt. Privatanleger profitieren von meinen verständlichen Analysen, fundierten Kenntnissen und meiner unabhängigen Meinung. Ich analysiere international, biete diversifizierte Empfehlungen und arbeite stets aktuell und druckfrisch.

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