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Helma Eigenheimbau: Bauen Anleger hier auf Sand oder Beton?


Die Helma Eigenheimbau AG war ein Börsenhighflyer, denn seit Ende 2012 hast sich der Aktienkurs bis zum Sommer von €10 auf €60 glatt versechsfacht. Seitdem geht alles schief und der Kurs sackte um gut 25% ab, heute alleine noch einmal 7%. Und es schient wirklich alles gegen Helma zu laufen.

Problem 1: heißgelaufener Immobilienmarkt
Der Immobilienmarkt in Deutschland boomt seit 2010 und die Preissteigerungen kennen kaum ein Halten. Die Nachfrage nach schicken Einfamilienhäusern ist stark angezogen, auch gerade im hochpreisigen Segment, das Helme Eigenheimbau bedient. Energiesparhäuser sind der Klientel sehr lieb und teuer. Doch immer mehr Stimmen werden laut, das das Wachstum, die Preissteigerungen nicht endlos so weitergehen können, dass der Markt in eine Übertreibung hineinläuft.

Problem 2: steigende Zinsen
Spätestens nach dem überraschenden Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen und seinem angekündigten öffentlichen Investitionsprogramm steigen die Zinsen an den Märkten an; sie nehmen die immer wahrscheinlicher werdenden Leitzinserhöhungen der US-Notenbank FED vorweg. Und steigende Zinsen bremsen die Nachfrage nach Immobilien, denn je höher der Zinssatz umso teurer die monatliche Rate für den Immobilienkredit. Das wirkt insofern preisdämpfend, als dass  sich dann immer weniger Menschen noch den Kauf leisten können und somit die nachlassende Nachfrage zu Preisrückgängen führt.

Problem 3: zurückgehender Auftragseingang
Helma hat neulich Zahlen für die ersten 9 Monate des Jahres präsentiert und dabei musste man einen erheblichen Rückgang beim Auftragseingang ggü. dem Vorjahreswert einräumen. In den ersten 9 Monaten lag der Nettoauftragseingang bei €190,5 Mio., während er im Vorjahreszeitraum noch bei €205 Mio. gelegen hatte. Und ein sinkender Auftragseingang bedeutet sinkende Umsätze und gewinne in der absehbaren Zukunft.

Es spricht also alles gegen Helma Eigenheimbau und der Kursrückgang sollte somit gerechtfertigt sein. Allerdings... kann man die Dinge auch anders sehen.

 Helma Eigenheimbau AG (Quelle: finanzen.net) 
Bisher ist nämlich nicht absehbar, dass sich der Immobilienboom seinem Ende nähert. Im Gegenteil, in den Metropolen steigt die Nachfrage weiter stark an und an den Stadträndern schießen Neubaugebiete für Einfamilien- und Reihenhäuser aus dem Boden, während in den Stadtkernen der Metropolen eher auf Geschosswohnungsbau gesetzt wird. Die dortige Verdichtung drängt immer mehr junge Familien an die Stadtgrenzen.

Steigende Zinsen in den USA müssen nicht sofort zu steigenden Zinsen in der Eurozone führen, denn die Konjunktur und Wirtschaftswachstum hinken in Euroland der US-Wirtschaft noch deutlich hinterher und solange die Inflation in der Eurozone nicht deutlich anzieht, wird die EZB nicht viel Spielraum für Zinserhöhungen haben. Auch dürften Zinssteigerungen nur langsam erfolgen und somit nicht allzu starke Auswirkungen auf die Immobiliennachfrage haben - im Gegensatz, es könnte zunächst eine verstärkte Nachfrage aufgrund von Vorzieheffekten geben.

Und dann war da noch der Auftragseingang. Das Helma-Management hatte bereits vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass 2016 der Auftragseingang über das Jahr gesehen gleichmäßiger eintrudeln würde als 2015. Dort hatte gerade das dritte Quartal für einen einsamen Rekord gesorgt, als sich der Wert auf €94,9 Mio. mehr als verdoppelt hatte. Und das lag vor allem daran, dass der Verkauf eines Wohnimmobilienprojektes mit einem Volumen von €25,5 Mio. gelang, welches ursprünglich für den Einzelvertrieb vorgesehen war und im August 2015 vollständig an einen institutionellen Investor verkauft werden konnte. Wäre der Verkauf wie normal üblich über Einzelveräußerungen erfolgt, hätten diese sich etwa hälftig auf 2015 und 2016 verteilt. Bereinigt man also den Auftragseingang um diesen Großauftrag liegt er in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 sogar um €11,0 Mio. über dem Vorjahreswert!

Nun, wenn also die kritischen Aspekte gar nicht so kritisch sind, dann kann man auch mal den Blick nach vorne richten. Helma erwartet ein starkes viertes Quartal und hält an seinen Jahresprognosen fest. Und greift man auf die Prognosen von GBC Research zurück, sollte der Umsatz in diesem Jahr bei rund €266,4 Mio. landen und im nächsten Jahr bereits €341 Mio. betragen und bis 2018 auf € 421 Mio. steigen. Der Jahresüberschuss soll unter Margen-Ausweitung sogar noch etwas stärker zulegen und zwar von erwarteten €13,04 Mio. für 2016 über €18,63 Mio. in 2017 bis auf €25,14 Mio. in 2018. Auf die einzelne Aktie bezogen ergeben sich Ergebnisse je Aktie von €3,26 für 2016, €4,66 für 2017 und €6,29 für 2018.

Derart rasante Gewinnsteigerungen lassen auch ein entsprechend hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis zu. Doch basierend auf den genannten Zahlen läge beim aktuellen Börsenkurs von €46 das 2017er KGV bei knapp 10 und für 2018 sogar bei nur 7,3. Das würde man unter normalen Umständen einem gesättigten Unternehmen zubilligen, das keinerlei Umsatz- und Ergebniswachstum mehr aufzuweisen hat.

Meine Einschätzung
"Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt und der dümmste Grund eine Aktie zu verkaufen ist, weil sie fällt", lehrt uns Warren Buffett. Andererseits mahnt Peter Lynch: "Nur weil eine Aktie fällt, heißt das nicht, dass sie nicht noch weiter fallen kann". Und damit läuft alles wieder auf Immanuel Kants Rat hinaus, man solle sich doch bitte seines eigenen Verstands bedienen. Und das habe ich getan. Dabei komme ich zu der Überzeugung, dass der Kurssturz bei Helma Eigenheimbau um knapp 25% übertrieben ist, dass die allgemeine schlechte Stimmung für alle Bau- und Immobilienwerte auf eine missverstandene Erfolgsmeldung stieß, und diese Gemengelage hat in der Folge dann Kursverluste ausgelöst, die ihrerseits wiederum weitere Verkäufe von Anlegern nach sich zogen, die auf hohen Kursgewinnen saßen.

Für mich als Nicht-Aktionär bei Helma Eigenheimbau stellte sich also die Frage, ob sich hier eine große Chance bietet, zu vergleichsweise günstigem Preis in ein herausragendes Unternehmen zu investieren. Und meiner Meinung nach bietet Helme Eigenheimbau auf dem aktuellen Kursniveau ein überdurchschnittliches Chance-Risiko-Verhältnis. Der vermeintliche Rückgang beim Auftragseingang ist ein bereits seit Längerem kommunizierter Einmaleffekt, der keinerlei negative Auswirkungen auf das Unternehmen hatte. Ganz im Gegenteil. Und im aktuellen Quartal laufen die Geschäfte wie geplant und daher muss auch an der Jahresprognose nichts verändert werden; der Vorstand geht sogar davon aus, dass das vierte das stärkste Quartal des Geschäftsjahres werden dürfte.

Der hohe neue Auftragseingang sichert die Auslastung für die kommenden Quartale und auch wenn die Stimmung nicht mehr uneingeschränkt rosig ausfällt, so ist sie doch weit davon entfernt, sich deutlich einzutrüben. Daher denke ich, Helma Eigenheimbau ist auf diesem Niveau eine Investition wert und spätestens die Vorlage der Zahlen für das vierte Quartal werden "Zittrigen", die jetzt ihre Aktien in Panik auf den Markt geschmissen haben, die Augen öffnen. Die "Hartgesottenen", wie André Kostolany sie nannte, dürften zugreifen und ihre zweite Chance suchen, um bei dieser erfolgreichen Wachstumsstory mittel- und langfristig dabei zu sein.

Ich nehme Helma Eigenheimbau mit meinem Einstiegskurs von €45,66 auf meine Empfehlungsliste.

Quelle: „Michael C. Kissig, iNTELLiGENT iNVESTiEREN

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